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Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Titel: Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Standpunkt aus – wahrscheinlich. Aber es gibt keine Revolution, die uns retten könnte, denn sie wäre letztlich nur eine Reflexion unserer Zivilisation.«
    Einer inneren Eingebung folgend, sagte Callazian spontan: »Führe mich zu der Bahn!«
    »Ich wusste, dass du mitkommen würdest«, sagte Kostroy gleichmütig. »Als ich dich von der Schneise zurückkommen sah, war ich überzeugt davon. Du stehst im Begriff, das zu verlassen, was du die tiotronische Ordnung nennst.«
    »Das ist absurd. Ich bin nur neugierig.«
    »Neugierig – worauf? Alles ist bekannt, jeder ist umfassend informiert. Also bist du neugierig auf die Uninformation.«
    Eine Kinderbande verließ den Wohnkessel. Callazian wurde damit einer Antwort enthoben. Die Halbwüchsigen schleppten Diebesgut auf den Platz und zündeten es an. Als sie sich zurückzogen, kamen Roboter, löschten das Feuer und transportierten die halb verkohlten Gegenstände davon. Danach reinigten sie den Platz.
    Angewidert und fasziniert zugleich hatte Callazian den Vorgang beobachtet. Prompt fragte er sich, ob solche Dinge jeden Tag geschahen.
    »Diese Kinder sind Verzweifelte, die sich gegen die herrschende Ordnung auflehnen«, sagte Kostroy leise.
    »Informationsunwürdige und Diebe«, krächzte Callazian.
    »Sie sind vergleichsweise harmlos«, widersprach Kostroy. Er blickte den Archivverwalter lauernd an. »Warum nennst du deinen Namen nicht?«
    »Einem Informationsunwürdigen?« Nach einigem Zögern fügte er jedoch hinzu: »Callazian!«
    »Hör mir zu, Callazian! Die angestrebte tiotronische Vollkommenheit ist nicht zu erreichen. Unser Volk wird dabei auf der Strecke bleiben. Hast du jemals miterlebt, wenn zwei Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen sich verständigen wollen? Sie sind nahezu hilflos, sie reden in verschiedenen Sprachen. Also sind sie dazu übergegangen, alles an die Tiotroniken weiterzugeben, die ihre Informationen koordinieren.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich war selbst Wissenschaftler, bevor ich das Alter der Informationsunwürdigen erreichte.« Kostroys trübe Augen bekamen etwas Glanz. »Allerdings bin ich über meinen derzeitigen Zustand nicht traurig. Die Uninformation gestattet einen besseren Überblick, ich kann Zusammenhänge wenigstens im Ansatz erkennen.«
    »Es ist wichtig, über alles informiert zu sein!«, zitierte Callazian eine Regel der tiotronischen Ordnung.
    »Es ist weit wichtiger, zu erkennen, welche Informationen von Bedeutung sind. Und man muss in der Lage sein, diese Unterscheidungen selbst treffen zu können.«
    Kostroy setzte sich in Bewegung, Callazian folgte ihm. Sie überquerten den Platz und gingen zwischen zwei Wohnkesseln in einen anderen Bezirk hinüber. Zu dieser Stunde hätte Callazian schon im Archiv sein müssen. Außerdem war es Zeit für die zweiten Nachrichten.
    »Was in der Bahn geschieht, wird dich erschrecken«, prophezeite Kostroy. »Du wirst erkennen, dass es neben der tiotronischen Ordnung eine andere Wirklichkeit gibt. Das ist nicht nur auf Blosth so, sondern auf allen Welten unseres Sternenreichs. Du wirst die Anzeichen des Untergangs erkennen.«
    Callazian sah sein Gegenüber ungläubig an. »Vielleicht spielen sich im Bereich der Uninformation schlimme Dinge ab«, bestätigte er widerstrebend. »Von einem Untergang kann aber keinesfalls die Rede sein.«
    Innerhalb des Durchgangs erschienen zwei alte Frauen mit Farbpistolen und schossen Parolen an die Gebäudefronten. Roboter warteten aber bereits, dass die Informationsunwürdigen wieder verschwanden, danach reinigten sie die Fassaden.
    »Hast du das gelesen?«, erkundigte sich Kostroy.
    »Wahnsinnsparolen!«
    »Wir sind alle mehr oder weniger wahnsinnig. Trotzdem nimmt jeder für sich in Anspruch, normal zu sein. Die Verrückten sind immer die anderen.«
    Blosth war der vierte von elf Planeten des Seerkosch-Systems und zudem die Hauptwelt des soberischen Sternenreichs in der Galaxis Golgatnur. Die Geschichte der Soberer reichte Millionen Jahre zurück, allerdings war der Start des ersten bemannten Weltraumschiffs zum fünften Planeten als Beginn der Zeitrechnung bestimmt worden.
    Inzwischen schrieben die Soberer das Jahr 182.293, und niemand wusste genau zu sagen, wie viele Welten zum eigenen Sternenreich gehörten. Seit der Erfindung der Großrechner, der Tiotroniken, hatte die Zivilisation einen extremen Aufschwung erlebt. Innerhalb des Heimatsystems bestand die totale Kommunikation, gesteuert von einem Verbund von Tiotroniken auf allen

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