Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
Künste und Genüsse widmen können.«
»Dann braucht ihr keine Angst vor dem Kristallarm zu haben«, erwiderte Hüter. »Geht hin und stellt eure Fragen, damit ihr euch nicht vor Ungewissheit aufzehrt, Erhabene.«
Belami fand, dass in der Stimme Hüters ein spöttischer Unterton mitschwang. Aber er straffte sich und sagte: »Ich bin bereit, dieses Wagnis einzugehen, wenn der Vater der Blass-Schönen sein Einverständnis gibt.«
»Ich werde dich begleiten«, erklärte Bluter und blickte zurück zu den anderen Sippenführern. »Wollt ihr euch von einem halben Kind beschämen lassen, dann bleibt in der Sicherheit der Großen Wiege zurück!«
»Und wenn der Zöcke zuschlägt?«, fragte Oralo mit ganz kleiner Zunge. Schon die Andeutung dieser Gefahr löste bei den anderen Krämpfe aus. Nur Bluter und Belami blieben standhaft.
»Manchmal habe ich Angst um dich, Belami«, gestand Bluter. »Du bist so furchtlos und zielstrebig wie ein … Kretin.«
»Du täuschst dich«, erwiderte Belami. »Ich könnte vor Angst fast sterben, nur zeige ich es nicht.«
Bluter hätte darauf antworten können, dass es nur Kretins gegeben war, ihre Furcht zu verbergen, doch er behielt es für sich. Obwohl Belami viele Symptome einer Entartung zeigte, verschloss sich Bluter ihnen. Belami war vielleicht noch zu retten, wenn man sich seiner fürsorglich annahm. Bluter hätte es vermutlich nicht überlebt, wenn seiner Sippe ein zweiter Fortisso entsprungen wäre.
Als hätte Belami seine Gedanken erraten, fragte er: »Warum spielen die anderen Geschlechter stets auf Fortisso an? War er wirklich so gefährlich und wahnsinnig, wie die Zungen-Sensiblen behaupten?«
»Er ist der dunkle Fleck auf unserer Blass-Schönheit«, erwiderte Bluter unbehaglich. »Zu gegebener Zeit, wenn du die nötige Reife erlangt hast, sollst du die ganze furchtbare Wahrheit erfahren.«
Sie traten ins Freie. Belami umarmte Bluter wie schutzsuchend, doch in Wirklichkeit musste er den vom Schock halb gelähmten Sippenvater führen. Als sie einige Schritte zurückgelegt hatten, erschienen auch die restlichen Sippenoberhäupter.
»Der Anblick des Kristallgebildes beruhigt mich«, gestand Belami. »Richte deinen Blick fest darauf, Vater, dann wirst du Erleichterung verspüren.«
»In der Tat, so ist es«, gestand Bluter, nachdem er den Rat befolgt hatte.
Sie blieben zehn Tanzschritte von dem Kristallgebilde entfernt stehen. Die Oberhäupter der anderen Geschlechter drängten sich schutzsuchend an sie. Es hatte selbst Bluter die Sprache verschlagen. So lag es erneut an Belami, das Wort zu ergreifen. »Ist das die idyllische Stätte, die uns die Belkanten in ihren Gesängen in den verheißungsvollsten Worten ausgemalt haben?«, fragte er beklommen.
Es dauerte nicht lange, und das Kristallgebilde gab in der Sprache der ehrenwerten Geschlechter Antwort: »Dies ist ein Ort des Friedens, an dem alle Wesen des Universums innere Einkehr halten können. Hier sind alle gleich und genießen dieselben Rechte und Pflichten. Doch von den Pflichten soll noch nicht gesprochen werden. In der ersten Phase eures Aufenthalts ist es wichtig, dass ihr euch einlebt. Gewöhnt euch an die neue Heimat. Es wird alles getan, damit ihr euch wohl fühlen könnt.«
»Wo finden wir die Belkanten?«, fragte Belami hoffnungsvoll.
Die Antwort traf ihn wie der Pfeil eines Zöcken. »Ihr werdet ohne sie auskommen müssen und nach kurzer Eingewöhnung auf euch allein gestellt sein.«
Noch begriffen Belami und die anderen Erhabenen nicht die ganze Tragweite dessen, was der kristallene Vermittler andeutete.
»Ihr bekommt ein Reservat, das nur für euer Volk bestimmt ist. Dort könnt ihr euch entfalten. Wer von euch ist in der Lage, die Geschichte der Croisloner objektiv wiederzugeben? Die anderen sollen in ihr Raumschiff zurückkehren.«
»Keiner von uns kann die Geschichte der erhabenen Geschlechter besser erzählen als Bluter«, erklärte Belami. »Aber wenn es gestattet ist, möchte ich bei ihm bleiben, um ihm Lebenshilfe geben zu können.«
»Das ist gestattet.«
»Die Geschichte der erhabenen Geschlechter ist jung, obwohl die Croisloner ein altes Volk sind. Es ist erst einige tausend Feste her, dass die neuen Geschlechter aus der alten Generation hervorgingen. Lange vorher schon hatte unser Volk den höchsten Stand seiner Entwicklung erreicht. Daraufhin stagnierten die Croisloner und drohten eine Rückentwicklung durchzumachen.
Es gab nichts mehr zu tun, denn die selbst erschaffenen Diener
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