Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
krümmte und streckte er die Finger der rechten Hand. Sie gehorchten seinen Befehlen, aber sie waren gefühllos.
Wegenrat schluchzte. Er ekelte sich vor dem, was ihn erfasst hatte. Wild riss er sich den Ärmel bis zur Schulter auf. Das Howalgonium reichte über den Ellenbogen aufwärts. Erst an der Schulter sah sein Arm wieder so aus, wie er aussehen sollte.
Der Ingenieur sprang auf. Wie ein Besessener kletterte er die Leiter zur Zentrale hoch. Hier öffnete er einen Ausrüstungsschrank nach dem anderen, bis er endlich einen Desintegrator fand. Er richtete die Waffe auf seinen Arm und wollte abdrücken, um sich den Howalgoniumarm abzutrennen. Doch dieses Mal gehorchten ihm die Finger nicht. Etwas Fremdes war in ihm und hinderte ihn daran, sich von dem Howalgonium zu befreien.
Wegenrat kämpfte mit sich und dem Fremden. Mehrmals versuchte er, die Waffe einzusetzen, stets ohne Erfolg.
Schließlich sank er in einen der Sessel. Alles in ihm verkrampfte sich. Seine Schultern zuckten, und er wandte das Gesicht ab, um seine rechte Hand nicht sehen zu müssen.
Schon immer hatte er einen unüberwindlichen Widerwillen gegen alles empfunden, was nicht von Natur aus zu seinem Körper gehörte. Es war ihm nur mühsam gelungen, zwei implantierte künstliche Zähne zu akzeptieren, das war aber schon alles. Seit Jahrzehnten litt er unter Funktionsstörungen der Nieren, vor fünfzehn Jahren hatte ihm sogar eine Niere entfernt werden müssen. Die Ärzte hatten sie durch eine synthetische Niere ersetzt, doch sein Unterbewusstsein hatte sich gegen das Transplantat gesträubt und das künstliche Organ abgestoßen. Alle weiteren Versuche, ihm zu helfen, waren vergeblich gewesen.
Jetzt bereitete ihm die Tatsache, dass Howalgonium in seinen Körper eingedrungen war, heftige Übelkeit. Die Situation war unerträglich. Wegenrat überlegte verzweifelt, wie er sich selbst helfen konnte. Seine Gedanken verliefen allerdings nicht so flüssig und leicht, wie er das gewohnt war.
»Auf jeden Fall werde ich unter diesen Umständen nicht fliehen«, sagte er endlich laut. Er erhob sich, suchte sich aus den Schränken eine Kombination heraus und zog sie sich an. Danach streifte er sich einen Handschuh über die rechte Hand und umwickelte das Handgelenk, damit er sich durch einen hochrutschenden Ärmel nicht verraten konnte.
Dann versah er sich mit zwei Handscheinwerfern. Einen nahm er in die linke Hand, den anderen hängte er sich um. Auf eine Waffe verzichtete er diesmal bewusst. Er dachte daran, wie sich das Howalgonium durch den Energiestrahl hindurch an ihn herangearbeitet hatte, und er fürchtete, dass der Howalgoniumbefall bei einem zweiten Zwischenfall dieser Art noch schlimmer werden würde.
Seltsamerweise empfand er keine Furcht, als er die Space-Jet verließ und durch die Stollen des Bergwerks ging. Flüchtig dachte er an Piet Alfrat. Nun wusste er, dass es dem Nukleartechniker ähnlich ergangen war wie ihm. Piet war indes schlimmer dran gewesen, das Howalgonium hatte seinen Kopf überschwemmt, und sein Gehirn war diesem Ansturm offensichtlich nicht gewachsen gewesen.
Wegenrat drehte sich nicht ein einziges Mal um. Er erreichte ohne weiteren Zwischenfall das Stollenmundloch und trat ins Freie hinaus, ohne aufgehalten zu werden.
Trömsat III
Der Überschwere Maylpancer stoppte die Antigravplattform, als er den Strom überflogen hatte, und blickte über einige Hügel hinweg zu der nahen Lichtung. Im matten Licht der Sonne Trömsat kämpften zwei Wasserbullen, mächtige Tiere, deren Körper aus Muskelbergen zu bestehen schienen. Sie stützten sich auf sechs Beine, und ihre kantigen Köpfe trugen schwere Hornplatten, die eine ausgezeichnete Panzerung darstellten.
Der Überschwere ließ die Plattform weitergleiten, bis er nahe genug bei den kämpfenden Kolossen war. Er hob seinen Paralysestrahler und betäubte eines der Tiere. Sofort ließ der andere Wasserbulle von seinem Gegner ab und trottete auf den Strom zu. Damit war Maylpancer aber nicht einverstanden. Er streifte die Jacke seiner Kombination ab und sprang von der Antigravplattform hinunter, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand ihn beobachten konnte.
Er rannte auf den Bullen zu, hob dabei einen großen Stein auf und schleuderte ihn auf das Tier. Als auch das nichts half, überholte er den Koloss und versperrte ihm den Weg zum Wasser.
Endlich blieb der Bulle stehen. Schnaubend senkte er den Kopf und beobachtete den Überschweren aus seinen kleinen, tückischen
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