Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
stehen und wollte sich umdrehen. Gleichzeitig handelte Splink. Er reagierte, ohne nachzudenken, hob den rechten Arm und ließ ihn auf den Kopf des Laren fallen. Immerhin fiel sein Schlag so heftig aus, dass der Lare bewusstlos zu Boden sank.
Unschlüssig stand Splink vor dem Bewusstlosen. Das hatte er nicht gewollt, er verabscheute jede Art von Gewalttätigkeit. Am liebsten hätte er sich um den Laren gekümmert und ihm irgendwie wieder auf die Beine geholfen. Aber genau das durfte er nicht.
Splink entschloss sich stattdessen, die Flucht fortzusetzen. Fünfzig Meter entfernt lagen die beiden nächsten Antigravschächte. Er näherte sich ihnen mit aller Vorsicht, blickte sich aber vergeblich nach einem Versteck um, das er aufsuchen konnte, falls auch hier Laren erschienen.
Mit einem Mal hörte er die Stimmen von Keloskern. Sie schienen Meinungsverschiedenheiten zu haben, denn vorübergehend redeten sie laut aufeinander ein. Splink war derart erleichtert, dass er vor Freude fast aufgeschrien hätte. Er hastete an den Antigravschächten vorbei.
Ein gellender Schrei ließ ihn herumrucken. Er sah gerade noch, dass ein Lare im linken Schacht in die Tiefe stürzte. Dumpf schlug der Mann auf.
Splink lief zu der Schachtöffnung zurück und schaute nach unten. Der Abgestürzte lag mit verrenkten Gliedern auf der Endplatte des Schachtes. Er hatte die Augen geschlossen, bewegte sich aber noch.
Splink erinnerte sich an den anderen Laren, den er niedergeschlagen hatte. Er spähte zu ihm hinüber und stellte erschrocken fest, dass der Mann Anstalten machte, sich zu erheben. Nun blieb ihm keine andere Wahl mehr. Er hastete zu der Tür hinüber, hinter der er die anderen Kelosker vermutete, riss sie auf und prallte in panischem Schrecken zurück. An einem Tisch saß ein Lare. Er wandte ihm den Rücken zu. Bevor er sich umdrehen konnte, warf Splink die Tür krachend zu und lief weiter. Mit der nächsten Tür hatte er mehr Glück. Er taumelte seinen Freunden entgegen. Die Tür fiel hinter ihm zu, als der Lare aus dem Nebenraum auf den Flur heraustrat und sich wütend umsah.
Jaan Wegenrat hielt den Atem an. Die Plattform hatte den Energiezaun erreicht, und es gab eine kurze Verzögerung. Der Ingenieur verkrampfte sich, er fürchtete schon, dass man ihn entdeckt hatte. Aber da setzte sich die Lastenplattform wieder in Bewegung und glitt auf das Hauptgebäude zu. Nun hatte er es geschafft.
Als Wegenrat sich vorsichtig aufrichtete, stellte er fest, dass die Transportplatten vor ihm in eine Halle einflogen, in der sie von Robotern entladen wurden. Laren entdeckte er nicht.
Er wartete ab, bis seine Plattform in die Halle einschwebte, dann stieg er über die Geräte hinweg und sprang auf den Boden. Ohne sich um die Roboter zu kümmern, ging er zu einer Tür, von der er hoffte, dass er durch sie in das Stützpunktgebäude gelangen würde.
Niemand hielt ihn auf, die Roboter beachteten ihn nicht. Wegenrat passierte sogar einen Kontrollraum. Er gelangte auf einen breiten Korridor, von dem zahlreiche Räume abzweigten. Allerdings hatte er sich vorgenommen, sich erst einmal möglichst weit von der Materialhalle zu entfernen. Deshalb lief er, ohne anzuhalten, den Gang entlang und blieb erst an einer Einmündung kurz stehen. Noch war er keinem Laren begegnet.
Er sagte sich, dass er als Firmenchef nie in den unteren Etagen gearbeitet hatte, als Howalara noch eine blühende Stadt gewesen war. Sein Büro hatte stets im obersten Geschoss gelegen. Also ging er davon aus, dass auch die Laren in Führungsposition die ruhigeren Gebäudebereiche vorzogen. Im nächsten Antigravschacht ließ er sich nach oben tragen.
Irgendwann, als er sich im mittleren Gebäudeabschnitt befand, öffnete sich eine Tür, und zwei Laren traten heraus. Sie musterten ihn nur flüchtig, beachteten ihn ansonsten aber nicht. Jaan Wegenrat grinste, als sie vorbei waren. Sie hatten zweifellos geglaubt, dass er sich hier aufhalten durfte. Er schob die rechte Hand in die Hosentasche und ging langsamer weiter als zuvor. Wenn es ihm gelang, bis zu Hotrenor-Taak vorzustoßen, konnte er dem Verkünder der Hetosonen unter vier Augen berichten, was die Kelosker planten. Er war fest davon überzeugt, dass Hotrenor-Taak ihm glauben würde.
Längst bereute er, dass er erst zu den Überschweren gegangen war. Diese Demütigung hätte er sich sparen können.
Hotrenor-Taak stutzte, als er das Blinkzeichen registrierte. Sofort schaltete er eine Kontrollverbindung. »Wieso geben Sie
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