Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
Sie Hunger?«
»Durst und Hunger, ehrlich gesagt.«
Ernst Ellert erzählte seine Geschichte, ohne bei der Wahrheit zu bleiben. Er verschwieg die Existenz von Ashdons Bewusstsein in dem Körper, der auch nicht sein eigener war. Immer deutlicher spürte er den Unglauben und die Skepsis der beiden Agenten.
»Haben Sie eine ständige Hyperfunkverbindung zum NEI, zu Julian Tifflor?«, fragte er deshalb.
»Das werden wir Ihnen nicht auf die Nase binden«, sagte Kortanger Tak unwillig.
»Natürlich ist das geheim.« Ellert-Ashdon nickte. »Trotzdem bitte ich Sie, eine Nachricht an Tifflor abzustrahlen und ihm meine Ankunft zu melden. Es ist außerordentlich wichtig.«
»Ich habe den Namen Gorsty Ashdon nie gehört«, wandte Carol van Dyker ein. »Dabei habe ich ein ungemein gutes Gedächtnis.«
»Also gut«, bequemte sich Ellert zu einem Geständnis, da er keinen anderen Ausweg mehr sah. »Dann muss ich Ihnen Dinge mitteilen, die sicherlich noch wichtiger und geheimer als diese Station sind. Julian Tifflor wird Sie, wenn er davon erfährt, zu strengstem Stillschweigen verpflichten.«
»Das müssen wir dann wohl auf uns nehmen«, sagte Carol kühl und gelassen. »Erfahren wir jetzt, was Sie hartnäckig verschwiegen haben …?«
»Ist Ihnen der Name Ernst Ellert bekannt?«
Kortanger schüttelte den Kopf. Carol van Dyker hingegen schaute ihr Gegenüber forschend an und schien nachzudenken. »Der Name wird in den Geschichtsarchiven erwähnt, in Verbindung mit merkwürdigen und rätselhaften Zusammenhängen, die nicht näher erläutert werden«, sagte sie überlegend. »Aber was hat Ihre Geschichte mit jenem Phantom Ellert zu tun?«
»Ich bin dieser Ernst Ellert!«
Ihre Augen öffneten sich weit, dann wurden sie zu schmalen Schlitzen. »Ach ja …? Und warum nannten Sie sich zuerst Ashdon?«
»Aus vielen Gründen. Ich nahm einen Namen, den niemand kennt und der für Sie ohne Bedeutung sein musste. Aber ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich diesmal die Wahrheit sage. Ich bin Ernst Ellert, und ich bitte Sie, sofort eine entsprechende verschlüsselte Information an Julian Tifflor weiterzuleiten. Er muss erfahren, dass ich zurückgekehrt bin.«
»So, meinen Namen kennt niemand, und er ist bedeutungslos?«, erkundigte sich Gorsty empört. »Du willst dieser Dame bloß imponieren, wie ich dich kenne. Warte nur, das zahle ich dir heim!«
»Stör mich jetzt nicht!«, dachte Ellert zurück. »Außerdem ist die Dame viel zu alt für dich.«
»Das lass sie nur nicht hören«, riet Gorstys Bewusstsein bissig.
»Gut«, entschied Carol van Dyker. »Geben Sie mir den gewünschten Text für die Verschlüsselung. In der Zwischenzeit kann Korty Ihnen die Gästekabine zeigen.«
»Danke, Carol. Sie werden sehen, dass Tifflor sehr positiv reagieren wird, wenn Sie ihm meinen Namen nennen. Aber ich will mich nicht in eine Kabine zurückziehen, sondern warte lieber hier die Antwort ab.«
»Das kann dauern.«
Ellert lächelte. »Sie wollten den Text: An Julian Tifflor, NEI, von Ernst Ellert, MOSA-Nord 444. Bin zurückgekehrt mit Grüßen von ES. Kannst du mich hier abholen?« Er nickte Carol zu. »Das wäre alles.«
Sie bedachte ihn mit einem erstaunten Blick. »Das soll genügen?«
»Glauben Sie mir, es wird genügen. Mein Name und die Erwähnung von ES werden Julian Tifflor eine ganze Menge sagen. Ehe Sie zweimal ausgeschlafen haben, werde ich abgeholt – was mir eigentlich ein wenig Leid tut, Carol.«
Sie verzog das Gesicht. »Fangen Sie nicht auch damit an …«
Die Agentin begab sich in den Funkraum.
»Was ist mit Ihren narkotisierten Akonen, Blues und so weiter?«, fragte Kortanger.
»Die schlafen noch eine Zeit lang. Und dann werden sie aus diesem System verschwinden, ich bin mir dessen sicher.«
Nach einer Weile kam Carol van Dyker zurück. »Der Spruch ist abgesetzt und bestätigt worden. Nun können wir nur warten.«
»Bald wird eine erste Anweisung eintreffen«, prophezeite Ellert. »Ich kenne Tifflor. Er lässt niemanden lange warten.«
Die Agentin nickte Kortanger zu. »Sieh zu, Korty, ob du eine brauchbare Flasche findest. Ich meine, eine der guten Flaschen! Es müssen noch welche da sein. Schließlich müssen wir mit unserem Gast die Versöhnung feiern.«
»Versöhnung?« Ernst Ellert verstand nicht. »Wieso das? Hatten wir Ärger?«
»Nur so eine Redensart. Haben Sie etwas gegen Versöhnungen?«
Ellerts Gastkörper reckte sich. »Nein, ganz im Gegenteil. Fein, Korty, dann holen Sie eine Flasche. Es ist
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