Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
Roboter.
Bully schwang sich von der Liege. Er sah auf die Uhr. Seit dem Zwischenfall mit Waringer war knapp eine Stunde vergangen. Der penetrante Kopfschmerz deutete darauf hin, dass die Wirkung des Schocktreffers erst sehr unzureichend neutralisiert war.
Er hörte ein Ächzen, ging dem Geräusch nach und fand Roi Danton, der soeben zu sich kam. Auch er wurde von einem Roboter betreut, der ihm riet, sich vorerst zu schonen. Roi Danton stand trotzdem auf.
»Wie komme ich hierher?«, wollte er wissen.
»Sie wurden bewusstlos gefunden und von Transportrobotern eingeliefert«, lautete die Antwort.
»Und behandelt?«
»Gegen den Paralyseschock behandelt«, bestätigte der Roboter.
»Das heißt, dass Geoffry vorerst noch glaubt, er hätte uns aus dem Verkehr gezogen«, folgerte Bull.
Danton streckte sich und verzog das Gesicht. »Das ist ein höllischer Kopfschmerz«, brachte er zerknirscht hervor. »Aber wir müssen trotzdem hinter Geoffry her.«
Es bedurfte keiner Absprache. Im Eilschritt kehrten sie zu ihren Quartieren zurück und bewaffneten sich ebenfalls mit Schockern. Im selben Tempo näherten sie sich Waringers Labor. Erst in der Nähe des Eingangs wurden sie vorsichtiger.
Als die Tür aufglitt, hatten sie ihre Waffen entsichert. Aber das Büro war verlassen. Auf der Anzeigeliste der Laborsteuereinheit flammte ein rotes Alarmsignal. Reginald Bull bearbeitete die Konsole auf dieselbe Weise wie vierzig Minuten zuvor Geoffry Waringer. Er erhielt dieselben Antworten.
Das weitere Geschehen entwickelte sich folgerichtig. Beide Männer verließen das Labor und bestiegen in dem rückwärtigen Tunnel zwei der kleinen tropfenförmigen Fahrzeuge. Genau wie Waringer verließen sie die Kabinen schon vor dem Ziel und näherten sich der Zentrale durch den Seitengang.
Die Glassitscheibe ermöglichte es ihnen, die Szene zu überblicken. Geoffry Abel Waringer lag reglos am Boden. In seiner Nähe hockte ein Fremder, eine dürre Gestalt, die sich lässig vornübergebeugt hielt. Nicht genau erkennbar wurde, ob der krumme Rücken eine Verwachsung oder ein Haltungsschaden war. Der Mann hatte strähnige, ungepflegte Haare, ein grob geschnittenes Gesicht, einen großen Mund und eine Knollennase. Er wirkte abstoßend in seiner Ungepflegtheit.
Danton und Bull verständigten sich mit einem knappen Nicken. Danton betätigte dann den Öffnungsmechanismus. Die Tür glitt beiseite.
Von da an verliefen die Dinge ein wenig anders als vierzig Minuten zuvor.
Diesmal sah sich der Fremde nicht langsam, sondern sehr schnell um. Als er die Gefahr erkannte, schnellte er sich mit einem gewaltigen Satz zur nächsten Konsole. Scheinbar ohne hinzusehen, hieb er mit der Faust auf die Schaltplatte.
Bully, der als Erster in die Zentrale eingedrungen war, sah die Luft vor sich flimmern. Gleichzeitig erhielt er einen heftigen Schlag und wurde zurückgeschleudert. Er stürzte und prallte mit Wucht gegen etwas Hartes.
Benommen raffte er sich wieder auf. Erst jetzt gewahrte er das trübe Leuchten in der Luft. Der Fremde hatte sich mit einem Energiefeld umgeben. In der Projektionsphase war Bully damit zusammengeprallt und zurückgeschleudert worden.
Eine zweite Berührung wäre wahrscheinlich tödlich geworden. Er fühlte, dass ihm der Schweiß ausbrach.
Walik Kauks Hochleistungsgleiter hatte Skandinavien etwa in der Höhe des Polarkreises überquert. Über der norwegischen See ging er auf Südkurs und erreichte schließlich die Felseninsel Vikna. Er flog nun in geringstmöglicher Höhe, um den Ortungen der Hulkoos zu entgehen, deren Stützpunkt Namsos nur mehr wenige Dutzend Kilometer entfernt lag.
Es war später Nachmittag. Noch gab es über dieser Region Terras Überreste des Wetterlochs, das die Hulkoos beim Bau des Beckens von Namsos geschaffen hatten, Walik hatte mehrere Sturmtiefs entweder durchquert oder umflogen, hier aber herrschte strahlender Sonnenschein.
Er nahm einen weiteren Kurswechsel vor und überquerte den schmalen Meeresarm, der Vikna vom Festland trennte. Schroff ragten die Küstenberge vor ihm auf. Über der ehemaligen Fischerstadt Rorvik steuerte er den Gleiter in eine breite Felsspalte. Als er etwa einen halben Kilometer tief in das Bergmassiv eingedrungen war, landete er.
Kurz nach sechs Uhr war es dunkel. Walik Kauk hatte sämtliche Aggregate ausgeschaltet, lediglich ein kleiner Orter war weiterhin in Betrieb. Seine Reichweite betrug nur wenige Kilometer. Kurz nach sieben erfasste das Gerät ein Fahrzeug, das sich von
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