Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
können unterdessen die Verhandlungen fortführen«, schlug er vor.
»Meine Begleiter und ich sind müde«, behauptete Waybunth. »Lassen Sie uns bis morgen eine Pause einlegen.«
Seit beinahe vier Stunden führte Saraventh sie durch das Bauwerk. Es gab in unterschiedlicher Höhe angeordnete Etagen, die nicht abgegrenzt waren und ineinander übergingen. Bjo Breiskoll fiel auf, dass die zentrale kleine Kugel von überall in der Halle zu sehen war.
Er hatte sich schon so weit an die allen Gesetzen der Schwerkraft hohnsprechende Architektur gewöhnt, dass er sich problemlos auf den Bandstraßen bewegen konnte, die zum Teil in atemberaubenden Kurven von einem wichtigen Platz zum nächsten führten.
Atlans Absicht, Saraventh loszuwerden, hatte sich bisher als undurchführbar erwiesen. Bjo fragte sich, ob der Varbe eventuell Verdacht geschöpft hatte.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Bjo Breiskoll konnte dennoch die Anwesenheit Hunderter Besatzungsmitglieder der SOL espern. Das vermittelte ihm das Gefühl, sich in einer vertrauten Umgebung zu bewegen.
Nur einmal war er kurz aufgeschreckt, als hätte er einen Notruf auf mentaler Ebene vernommen. Der Impuls war jedoch viel zu schwach gewesen, so dass Bjo letztlich glaubte, einer Täuschung zum Opfer gefallen zu sein. Er hatte deshalb nicht mit Atlan darüber gesprochen und die Angelegenheit schon bald verdrängt.
Sie standen wieder in der Nähe eines der offenen Tore. Draußen auf der Plattform flammten Scheinwerfer auf. Bjo Breiskoll sah, dass große Transportgleiter landeten. Ein Heer von Varben – die Ablösung der Arbeiter, wie Saraventh erklärte – flutete in das Innere der Halle.
Der Katzer erhielt einen Rippenstoß, Atlan gab ihm ein Zeichen. Er verstand, dass der Arkonide eine günstige Gelegenheit sah, Saraventh zu überrumpeln.
Der Aktivatorträger ergriff Bjo am Arm und zerrte ihn auf die Varben zu. »Wir wollen mit einigen Arbeitern reden!«, rief er. »Bitte warten Sie hier auf uns, Saraventh!«
Ihr Aufpasser zeigte einen kurzen Moment der Unentschlossenheit. Das genügte für Atlan und Bjo, in der Menge unterzutauchen. Die ankommenden Varben musterten erstaunt die beiden Fremden, die sich an ihnen vorbei zum Tor drängten. Rücksichtslos bahnte sich Atlan einen Weg. Bjo warf einen Blick zurück, konnte aber Saraventh schon nicht mehr sehen.
Gleich darauf standen sie auf der Plattform. Bei Nacht bot die Siedlung ein noch weit exotischeres Bild als tagsüber. Die Straßen, die in schwindelerregende Höhen führten, waren beleuchtet. Auch der Raumhafen erstrahlte in gleißendem Licht, und die Wüste schimmerte wie pures Gold.
All diese Eindrücke schlugen wie eine Woge heftiger Empfindungen über Bjo zusammen.
»Keine Panik, Junge!« Atlan packte ihn an den Schultern. »Wir suchen die Behausung des Schweren Magiers.«
Bjo Breiskoll schaute zurück. Hinter ihm wand sich die Straße bis zum Rand der Plattform, ein leuchtendes Band, das vom kleinsten Windstoß bedroht schien. Ab und zu begegneten Atlan und er Varben, die jedoch keine Notiz von ihnen nahmen. Diese Wesen hatten sich offenbar schnell an die Anwesenheit fremder Raumfahrer gewöhnt.
»Wie sollen wir die Wohnkugel des Schweren Magiers finden?«, wollte der Mutant wissen.
»Indem wir uns erkundigen.« Atlan schaltete den Translator ein und näherte sich einem Passanten.
»Ich bitte Sie um eine Auskunft«, sagte er zu dem Varben, einem jungen Mann, der überrascht stehen blieb und offenbar nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. »Wir sind auf der Suche nach der Unterkunft des Schweren Magiers. Können Sie uns sagen, wie wir dorthin gelangen?«
»Dies ist das Hauptgravoband«, antwortete der Einheimische. »Weiter unten stoßen Sie auf zwei Abzweigungen, von denen eine in die Wüste Tervth hinausführt, diesen Weg müssen Sie einschlagen. Sie werden ein hellblaues Licht in den Dünen sehen – dort liegt das Heim des Schweren Magiers.«
»Kann man das Haus betreten?«
»Keinesfalls!«, sagte der Varbe. »Wenn der Schwere Magier Kontakt wünscht, ruft er die Auserwählten zu sich.« Damit schien die Angelegenheit für ihn erledigt zu sein, denn er drehte sich um und glitt auf der Straße davon.
Bjo Breiskoll schaute ihm nachdenklich hinterdrein, dann blickte er wieder in die Wüste hinaus. »Ich kann kein hellblaues Licht ausmachen«, stellte er fest.
Sie gingen weiter. Jedes Mal, wenn der Katzer sich umwandte, bot die Niederlassung der Varben ein anderes Bild.
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