Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
»Die Wahrscheinlichkeit für diese Annahme liegt bei 76 Prozent. Demnach besteht die Möglichkeit, dass die Gesuchten nach Koriet transportiert wurden.«
»Letztere Behauptung mit welcher Wahrscheinlichkeit?«, wollte Rhodan wissen.
»Die vorliegenden Daten sind ungenügend und lassen eine rechnerische Aussage nicht zu.«
»Also wagt nicht einmal SENECA, diese Vermutung zahlenmäßig zu belegen.« Deighton massierte sich die Nasenwurzel.
»Ob unwahrscheinlich oder nicht – wir müssen jeder Spur nachgehen.« Perry Rhodan sprühte plötzlich vor Tatendrang. »Ich glaube nur nicht, dass die Varben Verständnis hätten, wenn wir eine große Suchexpedition nach Zweitnest schicken.«
»Was haben Sie vor?«, wollte Joscan Hellmut wissen.
Rhodan wandte sich an die Mutanten. »Dalaimoc Rorvic, das übernehmen dein Freund a Hainu und du. Ihr seid beide dazu in der Lage, unbemerkt von den Varben vorzugehen. Wählt zwei Besatzungsmitglieder als Begleiter aus und fliegt mit einer Space-Jet los.«
Der dicke Tibeter trat einen Schritt vor. »Zweifellos bin ich in der Lage, unauffällig zu arbeiten«, bestätigte er und bedachte den Marsianer mit einem vernichtenden Blick. »Was jedoch diesen entwicklungsbedürftigen Sandfloh angeht, hege ich berechtigte Befürchtungen.«
»Ich wurde von den Meisterdieben ausgebildet«, entrüstete sich Tatcher a Hainu. »Wenn jemand Aufsehen erregen wird, dann kann es nur dieser geltungsbedürftige Halbcyno sein.«
Rhodan dachte nicht daran, auf diese Bemerkungen einzugehen. »Der Auftrag ist unmissverständlich. Ich bezweifle nicht, dass er zu meiner Zufriedenheit ausgeführt wird.«
Der Himmel über der Wüste Tervth nahm einen bleigrauen Schimmer an, die Morgendämmerung brach herein. Mit zunehmender Helligkeit schien das blaue Licht am Ende der Straße zu verblassen, schließlich erlosch es ganz. Dafür waren die Umrisse eines über der Wüste schwebenden Gebäudes zu erkennen.
»Offensichtlich nähern wir uns einer großen Wohnkugel«, sagte Atlan. »Wenn wir näher kommen, werden wir die Verstrebungen sehen, auf denen sie verankert ist.«
Bjo Breiskoll konzentrierte seine Sinne auf das Heim des Schweren Magiers. Er konnte aber noch keine Ausstrahlungen wahrnehmen.
Minuten später sah er, dass das Gebäude in der Tat auf einer zerbrechlich wirkenden Stützkonstruktion ruhte. Zumindest in dieser Beziehung unterschied es sich nicht von der bekannten Architektur. Andererseits schien es wesentlich älter zu sein als alle Gebäude, die Bjo und Atlan bislang auf Wassytoir gesehen hatten. Die Bauweise wirkte vergleichsweise plump, und der Komplex war von einer Aura der Düsternis umgeben – jedenfalls empfand das der Katzer.
»Das ist das mit Abstand hässlichste Bauwerk«, sagte Atlan in dem Moment. »Ich kann keine Plattformen erkennen, Tore sind ebenfalls nicht zu sehen.«
»Das Haus wirkt verlassen«, bemerkte der Katzer.
Die Straße endete unvermittelt. Das Heim des Schweren Magiers stand auf gestampft wirkendem und durch Überhitzung glasiertem Wüstensand. Wo die Stützpfeiler im Boden verschwanden, hatten sich kleinere Verwehungen gebildet.
Die beiden Männer umrundeten den Komplex. Bjo schätzte den Durchmesser der Wohnkugel auf fünfzig bis sechzig Meter, ihre untere Rundung war abgeplattet, auf dem oberen Pol war ein Ring von Auswüchsen zu sehen. An den Anschlussstellen der Stützpfeiler gab es drei kreisförmige Öffnungen in der Kugelhülle, die wie Einstiegsluken wirkten.
Atlan deutete hinauf. »Ohne Flugaggregat oder Antigravprojektoren kommen wir nicht hinein.« Er schaute Breiskoll abschätzend an. »Oder bist du ein so guter Kletterer, dass du dir das zutraust?«
»Ich soll … allein …?«
»Warum eigentlich nicht? Ich habe schon gesehen, wozu du in der Lage bist.«
Der Katzer schluckte mehrmals. »Und dann?«, wollte er wissen. »Muss ich in die Kugel eindringen?«
»Natürlich! Wie es hier aussieht, ist alles verlassen. Wahrscheinlich war der Schwere Magier ein Eremit, der längst verstorben ist. Legenden entstehen oft auf solche Weise.« Atlan lächelte knapp. »Bestenfalls begegnest du dort oben einigen Varben. Dann stellst du dich dumm, sagst eine nette Entschuldigung und kommst zurück.«
»Gut.« Bjo atmete tief ein. »Ich tu's.«
Gleich darauf zog er sich an einer Querstrebe empor. Eine Erschütterung durchlief das Gerüst, aber das war die einzige Reaktion. Der Katzer schwang sich nach oben. Es machte ihm Spaß, seine körperlichen
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