Silberband 097 - Rebell gegen ES
unmittelbare Gefahr mehr. Sie sehen vorläufig davon ab, gegen uns vorzugehen.«
Iinaa nahm die Aussage gelassen entgegen. »Woher weißt du das?«, fragte sie.
»Unser Informant hat es uns mitgeteilt.«
»Was weiß er sonst noch?«
»Seit einigen Stunden meldet er sich nicht mehr, meine Königin.«
»Das ist merkwürdig, nicht wahr? Ist dir der Gedanke schon gekommen, dein Informant arbeite im Auftrag der Laren? Er sollte uns zunächst erschrecken und dann in Sicherheit wiegen?«
Saj-Saj machte eine Geste des Entsetzens. »So etwas halte ich für unmöglich«, stieß er hervor. »Seine Gedankenbilder waren stets voller Aufrichtigkeit!«
»Aufrichtigkeit wird bei anderen Völkern mit anderen Maßstäben gemessen«, hielt ihm Iinaa entgegen. »Du sprachst von zwei Nachrichten.«
»Die Meldung, dass sich ein Fremder in unserem Refugium aufhält, erreichte mich vor wenigen Minuten.«
»Ein Fremder? Woher kommt er?«
»Niemand weiß das. Er wurde auf einer der Transportstraßen gesehen. Er hat einen kleinen eiförmigen Körper und bewegt sich auf vier langen Beinen.«
»Ist bekannt, was er hier will?«
»Bis jetzt haben ihn nur Arbeiter gesehen. Sie waren zu einfältig, um solche Fragen zu formulieren. Ich habe einen Trupp von Aufsehern zusammengestellt, die den Fremden einkreisen und zur Rede stellen sollen.«
Die Königin war nachdenklich geworden. Sorge zeichnete sich in ihren großen Augen ab.
»Ich kann mich täuschen, Saj-Saj, aber es erscheint mir, als käme eine größere Gefahr auf uns zu. Wogegen hätten die Laren ihren Angriff gerichtet? Gegen die Baustellen? Daraus wäre uns kein Schaden entstanden. Aber was kommt nun auf uns zu? Kennst du die einzige ernsthafte Gefahr?«
»Die Gefahr, dass eine Königin stirbt, bevor die Nachfolge geregelt ist.« Der Oberste Planer erschauderte.
»Ist meine Nachfolge geregelt?«, fragte Iinaa scharf.
»Du bist eine junge Königin und hattest noch keine Zeit …«
Saj-Saj war zutiefst erschrocken. »Der Schutz der Königin ist meine heiligste Pflicht«, erklärte er. »Ich werde alles Nötige veranlassen, dass der Fremde dir nicht gefährlich werden kann.«
Der Vario-500 war nicht sicher, wie aufmerksam die Laren die Peripherie der Station beobachteten. Im Grunde genommen hatten sie wenig Anlass, misstrauisch zu sein. Die Wolklovs, die als Halbintelligenzen galten, verhielten sich friedlich, und der Anhänglichkeit der Kelosker waren sie sich sicher.
Dennoch wartete der Vario, bis Wyotta hinter dem Horizont versank. Es stand nicht zu befürchten, dass Hotrenor-Taaks Leute die Nacht mit Infrarotscheinwerfern absuchten.
Behände glitt er über die sandige Fläche. Der einzige ihm bekannte Weg in die unterirdische Welt der Wolklovs führte über eine ihrer zahlreichen Baustellen. Sie befand sich rund dreihundert Kilometer entfernt nordöstlich. Der Vario wusste das, weil er an Bord des larischen Raumschiffs beim Anflug auf Dhoom Informationen gespeichert hatte.
Er wollte unbemerkt in die Anlage der Wolklovs eindringen und sich erst, wenn er einem Wolklov begegnete, als der geheime Freund zu erkennen geben, der vor dem bevorstehenden Angriff der Laren gewarnt hatte. Angesichts der unbekannten Mentalität der Insektenwesen bestand die Gefahr, dass sie ihm den Zugang zu dem unterirdischen Areal verwehren würden, wenn er vorher um Erlaubnis bat.
Etwa zehn Kilometer von der Station entfernt aktivierte er die Kraftfeldsteuerung und ging auf Höchstgeschwindigkeit, um sein Ziel schnell zu erreichen.
Die Baustelle bildete einen riesigen Trichter. Mit Hilfe seiner Taster entdeckte er binnen kürzester Zeit die Mündung eines Tunnels, der nahe dem tiefsten Punkt in die Grube mündete. Er vergewisserte sich, dass keine Wolklovs in der Nähe waren, dann betrat er den Tunnel. Nach anfänglicher Finsternis erschienen immer häufiger Leuchtplatten, die schließlich eine fast tagesgleiche Helligkeit verbreiteten.
Der Vario nahm zur Kenntnis, dass er sich auf einer Bandstraße befand. Schon diese technische Errungenschaft stellte die Technologie der Wolklovs auf eine wesentlich höhere Stufe, als die Laren ihr zubilligen wollten. Der Tunnel verlief leicht abwärts geneigt, aber völlig geradlinig. Trotzdem reichte die Sicht keine dreihundert Meter weit, dann verlor er sich in einem Nichts, das aus Nebel und einem Mangel an Licht zu bestehen schien. Mit demselben Tempo, mit dem der Vario voranschritt, wich die diffuse Zone vor ihm zurück. Hinter ihm sah es nicht anders
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