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Silberband 098 - Die Glaswelt

Titel: Silberband 098 - Die Glaswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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worden. Verbrechen aber werden nicht von Lehren begangen, sondern von Verbrechern. Der größte unter ihnen bin ich. – Glauben Sie, ich kann auf Vergebung hoffen?«
    Kanthall maß den Sterbenden mit starrem Blick.
    »Jedem, der sich nach Vergebung sehnt, wird vergeben werden«, sagte Walik Kauk.
    Trevor Casalle wirkte auf einmal fast fröhlich. »Vergeben Sie mir?«, wollte er wissen.
    »Ich vergebe Ihnen«, versicherte Walik.
    »Haben Sie Vater Ironside gekannt?«
    »Nein.«
    »Ich hoffe, er vergibt mir auch …«
    Trevor Casalles Stimme war schwächer geworden. Er neigte den Kopf zur Seite. Kanthall und Walik standen eine Zeit lang schweigend da.
    »Das System zeigt Exitus an«, sagte die Ärztin.
    Als die orangerote Scheibe der Sonne Medaillon den Horizont berührte, verstummte die Musik. Ebenso verwehte der Klang in allen bedeutenden Städten der Erde. Das große Fest der Konzepte war zu Ende.
    Sie drängten sich zusammen, jeder suchte die Nähe des Nachbarn.
    Doch unerwartet hob das Singen von neuem an. Diesmal waren es nur die Konzepte – ohne Begleitung durch die großen Maschinen, die längst nicht mehr über der Erde hingen, sondern sich in träge Schwaden schimmernden Metalldampfs verwandelt hatten. Das Lied war jenes, mit dem das Fest begonnen hatte – eine Hymne der Freude, der Zuversicht und des Friedens.
    Nach einer Viertelstunde gerieten die Scharen von neuem in Bewegung. Es war eine seltsame Art von Bewegung, die einen unbefangenen Beobachter sicherlich verwirrt hätte. Er hätte gesehen, wie sich die unüberschaubare Zahl der Konzepte plötzlich verringerte.
    Der gespenstische Vorgang lief lautlos ab. Aus Hunderttausenden in Terrania City wurden Tausende, aus diesen Hunderte, dann waren sie nur noch ein Dutzend – und schließlich stand ein einziges Konzept verloren auf dem riesigen Platz, reglos, vielleicht ein wenig besorgt – und dann war Leere.
    Binnen vierundfünfzig Minuten verließen drei Milliarden Konzepte die Erde und rematerialisierten ohne Zeitverlust auf EDEN II.
    »Das sieht Athosien ähnlich«, schimpfte Jentho Kanthall. »Verschwindet einfach, ohne sich zu verabschieden.«
    Als hätte er damit ein Stichwort gegeben, öffnete sich die Tür. Grukel Athosien betrat das Hauptquartier der TERRA-PATROUILLE.
    »Sagen Sie nicht, man hätte Sie zurückgelassen!«, rief Kanthall.
    »Mich möchten Sie wohl nicht gerne hierbehalten, wie?« Athosien grinste breit.
    »Nicht, solange Sie sich keine besseren Manieren angewöhnen.«
    »Keine Angst, meinen Anblick werden Sie nicht mehr lange ertragen müssen. Der Aufbruch der Konzepte war ein integrierter Prozess. Es wurde alle Energie für den Transport nach EDEN II freigesetzt. Aber für einige Ausnahmefälle ist vorgesorgt. Schließlich bin ich nicht der Einzige, der zurückgeblieben ist.«
    »Wer sonst noch?«, fragte Kanthall überrascht.
    »Viana.«
    »Nach Auskunft der Medoroboter hat sie keine Überlebenschance«, sagte Kanthall.
    »Hier nicht. Aber auf EDEN II ist das anders.«
    »Ist Ihre Medizin der unseren überlegen?«
    »Unsere Ärzte wissen nicht mehr als Ihre. Es geht um das Fluidum der Gemeinsamkeit. Wir Konzepte sind Gemeinschaftswesen. Die Heimat eines jeden von uns ist dort, wo alle anderen Konzepte sich aufhalten. Wir werden viel Zeit brauchen – aber eines Tages wird es auf EDEN II nur noch ein Wesen geben, ein Wesen aus zwanzig Milliarden Bewusstseinen und ebenso vielen Körpern.«
    Grukel Athosien hatte sehr betont gesprochen. Seine Zuhörer sahen mit einer Mischung aus Staunen und Ehrfurcht das Bild der Zukunft, das er zeichnete.
    »In diese Umgebung möchte ich Viana zurückbringen«, sagte er. »In der Heimat wird sie gesunden, dessen bin ich sicher.«
    Viana war bei Bewusstsein, Medikamente nahmen ihre Schmerzen . Bluff Pollard saß neben ihr. In seinem Blick spiegelten sich Verwirrung, Hilflosigkeit und Trauer.
    »Bleib bei mir!«, flehte er.
    Sie lächelte matt. »Solange ich lebe, bleibe ich bei dir. Aber das wird nicht mehr lange sein.«
    »Du wirst gesund werden! Es gibt kein besseres Medo-Zentrum als dieses hier!«
    Vianas Hand suchte tastend nach der seinen. »Es gibt Dinge, gegen die auch die Ärzte machtlos sind!«, sagte sie tonlos.
    Bluff hatte Tränen in den Augen. Er wollte nicht wahrhaben, dass er bald allein sein würde.
    »Denk nicht daran!«, bat Viana. »Lass uns über etwas Lustiges reden!«
    »Lustiges?«, würgte Bluff hervor.
    Walik Kauk und Grukel Athosien traten ein. Jentho Kanthall

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