Silberband 098 - Die Glaswelt
welche Katastrophe sich ereignet hatte. Vor allen Dingen hoffte er herauszufinden, warum auf dieser Welt alles aus Glas bestanden hatte.
Eine erste Warnung erhielt er, als er kurz vor Mittag anhielt. Er stand auf einer flachen Felsplatte, die von Glasbruchstücken umgeben war. Sie mussten aus der ehemaligen Kuppel stammen, die von den Säulen getragen worden war. Nahezu alle diese Fragmente waren leicht gebogen.
Er spürte, dass seine Füße warm wurden. Als er nach unten blickte, qualmten die Stiefelsohlen bereits. Der Fels war glühend heiß.
Mit einem Satz sprang Rhodan zur Seite und war froh, wieder im Gras zu stehen. Er sah in der Ebene aufsteigende Rauchsäulen und brennende Büsche. Hier bei den Ruinen fühlte er sich einigermaßen sicher, denn die Vegetation war so spärlich, dass ein Feuer keine Nahrung finden würde.
Dafür schmolz das Glas an verschiedenen Stellen und bildete seltsam geformte Tropfsäulen und Klumpen. An einer kalten Stelle stieg Rhodan über die Ruinenmauer in den Innenhof, der mit Trümmern übersät war.
Ein gläserner Block erregte seine Aufmerksamkeit. Im ersten Moment erinnerte er an einen gigantischen Bernsteintropfen, in den ein großes Insekt eingeschlossen war. Aber der von dem Glas umgebene Gegenstand war alles andere als ein Insekt.
Er war zweifellos eine Waffe. Griff, Energiespeicher und Lauf waren unverkennbar. Die Größe ließ darauf schließen, dass ihr längst verschwundener Besitzer zumindest in seinen körperlichen Ausmaßen einem Menschen ähnlich gewesen war.
Eine Waffe wäre Rhodan willkommen gewesen. Aber selbst wenn es ihm gelungen wäre, den Glasblock zu zertrümmern, bestand wenig Hoffnung, dass sie noch funktionsfähig war. Das flüssige und dann wieder erstarrte Glas musste sie zerstört haben.
Glas! Verdammtes Glas! Hatte diese ganze Welt nur aus Glas bestanden …? Rhodan war entschlossen, eine Antwort darauf zu finden. Vorsichtig umging er einige Pfützen, die mit verflüssigtem Glas gefüllt waren.
Zwei stabile Mauerbrocken hatten sich derart verklemmt, dass unter ihnen ein Hohlraum entstanden war, und dieser hatte einen Gang in die Tiefe regelrecht konserviert. Endlich hatte Perry Rhodan gefunden, wonach er schon lange suchte. Wenn auf dieser Welt überhaupt noch etwas erhalten sein konnte, dann eine Anlage unter der Oberfläche. Dort hatte die Sonne mit ihren verheerenden Auswirkungen keinen Schaden anrichten können.
Vorsichtig näherte er sich dem Eingang. Soweit er das beurteilen konnte, bestand derzeit nicht die Gefahr einer zufälligen Brennpunktkonstellation.
Er musste sich bücken, um nicht mit dem Kopf gegen die Pfeiler zu stoßen. Angenehme Kühle wehte ihm aus dem halb verschütteten Loch entgegen. Die ehemaligen Stufen waren mit Trümmern bedeckt. Sie führten steil nach unten. Ihrer Höhe und Breite nach zu urteilen, waren die Erbauer humanoid gewesen, obwohl das täuschen konnte.
Rhodans anfänglicher Optimismus schwand, als er schon nach wenigen Metern auf unüberwindliche Hindernisse stieß. Noch bevor die Treppe zu Ende war, reichten die herabgestürzten Trümmer, darunter massive Felsbrocken aus der Decke, bis zur eigenen Höhe. Um weiter in die Tiefe zu gelangen, hätte er sich regelrecht durchgraben müssen. Enttäuscht machte er kehrt. Vielleicht fand er einen anderen Eingang. Er war fest davon überzeugt, in den subplanetaren Anlagen unversehrte Überreste der einstigen Zivilisation zu finden.
Als er wieder im Innenhof stand, bekam er kaum mehr Luft. Die Sicht betrug nur wenige Meter, so dichte Rauchschwaden wehte der Wind herbei.
Er lief zu der Begrenzungsmauer der Ruine und sprang hinauf. Was er sah, erschreckte ihn, obwohl er die wirkliche Gefahr nicht in ihrer ganzen Bedrohung erfasste. Überall brannten die kleinen Baumgruppen und Büsche, die Flammen fanden nun reichlich Nahrung, nachdem die Mittagshitze auch die letzte Feuchtigkeit verdunstet hatte. Der kleinste Funke genügte, um sie zu entzünden. Rings um das Ruinenfeld loderte ein Ring aus Feuer.
Rhodan wusste zwar, dass er nicht unmittelbar gefährdet war, aber zumindest würde es verdammt heiß werden, wenn sich die Brände weiter vorfraßen und die Grundmauern der Ruine erreichten. Es war auf jeden Fall besser, rechtzeitig zu verschwinden.
Hastig kletterte er über die Glasmauer und rannte nach Osten. Er glaubte, eine Lücke zwischen den Buschfeuern entdeckt zu haben, aber bis er sie erreichen konnte, hatten sich die Brände einander wohl so weit
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