Silberband 099 - Treibgut der Sterne
gehört Kobold zum Plan, dann werden wir von ES nichts zu hören bekommen, bis die Erde vor unseren Augen materialisiert. Oder Kobold gehört nicht dazu – dann wird ES selbst aktiv werden oder uns darauf aufmerksam machen, dass die Erde sich in Gefahr befindet.«
Coden Gonz nickte zögernd. »Genau so hatte ich es mir gedacht. Alles dreht sich um ES. Das heißt – ich muss die Wissenschaftler hinhalten. Etwas anderes fällt mir aber weitaus schwerer.«
»Was ist das?«
»Zu ES dasselbe blinde Vertrauen zu haben wie Sie!«
Die Hauptschaltzentrale war nur spärlich beleuchtet, ausreichend für die Sehorgane von Robotern. Normalerweise machten sich auch nur Roboter in dem mit Technik vollgestopften großen Raum zu schaffen.
Mit der Ruhe des Mannes, der weiß, dass Übereifer in kritischen Situationen schädlich, mitunter sogar tödlich sein kann, ging Hotrenor-Taak zu Werke. Die Handlampe aus seinem Paket klemmte er zwischen zwei Aggregatkästen, dann installierte er den Zündmechanismus.
Zwischendurch sprach er über Funk mit der Space-Jet.
»Ich empfange Streustrahlung von Dutzenden kleiner Kommunikationsgeräte mit geringer Reichweite«, meldete die Positronik. »Offenbar ist eine Suchaktion in der Stahlfestung angelaufen.«
Hotrenor-Taak fragte sich, ob das ihm galt. Er schob den Zündmechanismus in eine Nische hinter zwei Kontrolleinheiten.
»Halt dich bereit!«, befahl er der Positronik. »Sobald ich an Bord komme, müssen wir starten!«
Als er sich endlich zum Ausgang wandte und das Schott aufglitt, drang Lärm heran. Im Dämmerlicht gewahrte Hotrenor-Taak mehrere Überschwere.
»Mimikar ist mit seinen Soldaten aus dem Gefängnis ausgebrochen!«, riefen sie ihm entgegen. »Hast du ihm zur Flucht verholfen?«
»Ganz bestimmt nicht!«, antwortete er.
»Dann war es Yargonz. Oder dein Roboter. Womöglich sogar Zuffraq. – Alle sind spurlos verschwunden.«
Offenbar waren die Überschweren zu verwirrt, um aus seiner Anwesenheit in der Hauptzentrale für ihn bedrohliche Schlüsse zu ziehen. Hotrenor-Taaks Verstand arbeitete präzise. Er überdachte die Vorgänge unmittelbar nach seiner Landung, als Detrolanc in Bedrängnis geriet und die kühne Aktion seines Unteroffiziers Yargonz ihm aus der Verlegenheit half und als Mimikar sich verwundert zeigte, dass ausgerechnet Yargonz seinen Vorgesetzten ihm gegenüber verteidigte. Es gab ein Band zwischen Mimikar und Yargonz. Vielleicht kamen sie beide von derselben Welt.
»Yargonz hat es getan«, behauptete er. »Findet ihn, dann wisst ihr auch, wo die Entflohenen sind!«
»Weißt du, wo Yargonz sich aufhalten könnte?«
Der Lare wollte die Rolle des Erzürnten spielen, doch ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Sucht ihn im Hof der Säulen!«, riet er.
»Lord von Paricza, sprich zu uns!«, flehte Yargonz. »Wir erwarten deinen Rat!«
Die Säule glomm auf, wurde dunkler, glomm wieder auf – in stetigem Rhythmus, der keinerlei Information enthielt.
»Da stimmt etwas nicht«, grollte Mimikar. »Wenn Leticron wirklich in dieser Säule steckt, dann will er nicht mit uns sprechen, sondern uns ein Signal geben. Vielleicht droht Gefahr!«
»Und ob hier Gefahr droht!«, gellte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Mimikar, Yargonz und die Soldaten wandten sich um. Sie erblickten den hageren Unterführer Zuffraq, dem ein eiförmiger Roboter folgte.
»Wie kommst du hierher?«, fragte Mimikar.
»Der Lare hat mich einsperren lassen«, zeterte Zuffraq. »Ich war ihm auf der Spur und wollte ihn festnehmen. Da kam dieser Roboter dazwischen und hörte auf den Befehl des Verkünders statt auf meinen! Er schaffte mich in den verlassenen Lagerraum und stand vor dem Eingang Wache. Ich redete durch die geschlossene Tür fast zwei Stunden lang auf ihn ein, bis er endlich zu Verstand kam und mich freiließ. Ich …«
Mimikar unterbrach ihn mit einer gebieterischen Geste. »Du sagst, du seist dem Laren auf der Spur gewesen. Auf welcher Spur?«
»Hotrenor-Taak macht sich in der Nähe der Hauptschaltzentrale zu schaffen! Er trug ein verdächtiges Paket bei sich, als ich ihn …«
»Die Säule!«, schrie Yargonz. »Leticron will uns auf eine Gefahr in der Zentrale hinweisen! Der Fuß der Säule, in der sein Bewusstsein lebt, reicht tief in die Anlagen hinab.«
Er lief los. Die Waffe, die er dem Wachposten vor seinem Gefängnis abgenommen hatte, hing über seiner Schulter. Hinter ihm setzten sich die anderen in Bewegung.
Mimikar hatte den Stollen noch nicht erreicht,
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