Silberband 099 - Treibgut der Sterne
kleine Seitenkammer. Das Licht in der Schleuse flackerte. Wie besessen wand sich der Stahlwurm in dem Fesselfeld und der aufgezwungenen Schwerelosigkeit, aber der Projektor hielt ihn fest.
Der Helm des Raumanzugs schloss sich, doch aus mehreren Rissen entwich die Atemluft. Jason öffnete die Versorgungsventile bis zum Maximum. Der entscheidende Moment kam für ihn, als Fellner und Knothe den Projektor wieder aufnahmen und das Gerät mit dem Allesfresser in der Schleuse abstellten.
Die Ladungskontrolle flackerte, das rote Warnsignal darunter war stechend hell.
»Tubbs! Die Ladung … schnell aus der Schleuse raus!«, rief Jason entsetzt.
Der Zusammenbruch des Fesselfelds stand bevor. Fellner und Tubbs sprangen aus der Schleuse zurück, während Jason nach vorn tappte.
»Patricia. Das Schleusenschott schließen … Nein!«
Es geschah mit atemberaubender Geschwindigkeit. Bereitschafts- und Warnanzeige erloschen gleichzeitig. Sich heftig krümmend, klirrte die Raupe zu Boden und rollte bis an die Seitenwand. Augenblicklich krachten ihre rotierenden Zähne in den Stahl, der kreischende Lärm fing wieder an, und eine Sekunde später war ein Teil des Kopfstücks schon in der Wand verschwunden.
Jason zerrte den Projektor mit einem wilden Ruck zurück. Fellner stürzte an ihm vorbei, holte mit seinem Hammer aus und traf die Raupe dicht hinter dem Kopfteil. Der Allesfresser wurde aus dem größer gewordenen Loch herausgerissen, prallte dröhnend und klappernd gegen das äußere Schleusentor und kollerte von dort wie ein Stück Rohr wieder zurück in den Korridor. Mit voller Wucht traf er Jason und Knothe und riss sie von den Beinen. Beide stürzten fluchend zu Boden.
Am Projektor krümmte sich der Allesfresser und fing sofort an, das Gerät zu zernagen. Borstian Fellner konnte kein zweites Mal mit dem Hammer zuschlagen, weil Jason ihm ungewollt den Weg versperrte, als er sich aufrappelte.
»Ihr müsst das Ding aus der Schleuse hinaustreiben!«, gellte Patricias Stimme aus dem Interkom.
Fellners nächster Hieb riss den Allesfresser von dem halb zerstörten Projektor weg. Der Wurm rollte wieder auf den Eingang der Schleuse zu. Fellner deutete in die Schleusenkammer.
»Es gibt keine andere Möglichkeit, Jason. Ich treibe das Vieh in die Schleuse, und du wirfst es ins All.«
»Ich kann es versuchen.« Der Außenlautsprecher des Raumanzugs krächzte fürchterlich.
Die Raupe hatte sich bereits auf das nächste Stück Material gestürzt, das sich in der Nähe ihrer mörderischen Zähne befand. Die dünne Abdeckung eines Versorgungsschachts brach splitternd. Der Stahlwurm versank einen Meter tief in dem Loch und machte sich über Kabel und Leitungen her. Entladungen zuckten aus der Öffnung.
Jason riss Fellner den Hammer aus der Hand und holte aus. Er wollte den Allesfresser aus dem Loch herauskatapultieren. Mit einem harten Klirren traf der Stahl auf die Ringe, aber die Erschütterung trieb den Wurm zur Seite und nur noch tiefer in den Schacht hinein. Das Fressgeräusch wurde sofort lauter.
»Das war nichts. Der Kampf verlagert sich weiter nach unten«, murmelte Tubbs Knothe.
Jason und Fellner liefen schon zur nächsten Nottreppe, Sol und der Alte folgten ihnen. Sie hasteten abwärts.
»Dieser Korridor führt zu den Winschenräumen, Jason. Das wird immer gefährlicher. Soll ich euch helfen?« Patricias Stimme klang mühsam beherrscht.
»Bleib in der Zentrale!« Knothe stöhnte. »Aber ruf deinen Sohn zurück. Drei Mann sind genug für dieses Selbstmordunternehmen.«
»Ich verstehe. Sol! Komm bitte in die Zentrale! Und schließe alle Schotten hinter dir. So schnell wie möglich, ja!«
»Ja. Pat«, erwiderte der Junge. Er nutzte die nächste Abzweigung, um die Gruppe zu verlassen.
Vor ihnen lag genau die Schleuse, von der aus Jason die Kiste ins Schiff geholt hatte. Die Schleuse und die Steuerkammer für die Winschen befanden sich über dem Ringwulst. Jason spürte, dass die Situation ihnen zu entgleiten drohte. Sie hatten keine Kontrolle mehr über die Gefahr, die sich durch die LOTOSBLUME fraß.
»Keine Panik«, sagte Knothe. »Wir werden es kurz und schmerzlos machen.«
Sie warteten. Hinter den Verschalungen fraß sich der Wurm durch Leitungen, Platten und Ersatzteile. Ereignislos verging fast eine Minute.
»Unsere beste Chance ist, dass der Allesfresser sich durch das Schiff nach draußen bohrt«, bemerkte Fellner. »Zugegeben, eine geringe Chance …«
»Ich werde aus diesem stählernen Wurm nicht
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