Silberband 099 - Treibgut der Sterne
schlau. Inzwischen müsste er an Übersättigung leiden. Einige Zentner Metall und Kunststoff hat er schon verschlungen, dazu kräftige Energieladungen.« Hilflos hob Knothe die Arme.
»Immer mehr Kontrollen erlöschen«, meldete Pat aus der Zentrale. »Nicht mehr lange, dann wird dieser Teil des Schiffes tot sein.«
Der Lärm schwoll an und nahm ab, kam mit gesteigerter Lautstärke wieder und ließ sich nicht lokalisieren. Erst nach zwei Minuten veränderten sich die Vibrationen. Sie schienen näher zu kommen.
Fellner hob den Hammer. Tubbs und Jason beobachteten Decke und Wände. An irgendeiner Stelle musste dieses elende Geschöpf herauskommen.
Eine weitere Minute verging in quälender Ungewissheit.
Dann fiel der Allesfresser fast direkt zwischen sie. Aus einem kreisrunden Loch in der Decke stürzte er herab. Gleichzeitig schwang Fellner den Hammer. »Die Schleuse, Pat!«
Von der Zentrale aus geschaltet, glitt der schmale Flügel halb auf. Dann ertönte ein peitschender Knall, und das Schott blieb unbeweglich stehen. Knothe warf sich mit der Schulter gegen die Kante und schob die Platte bis zum Anschlag zurück.
Fellner entwickelte seine Taktik zur Vollkommenheit. Immer wieder drosch der Terkonithammer gegen die Stahlringe. Ehe der Allesfresser Gelegenheit bekam, sich festzubeißen, wurde er von Neuem zur Seite gerissen, krümmte sich und kam keine Sekunde lang zur Ruhe.
Jason schloss den Helm. Mit einem Satz war Tubbs heran und half ihm.
Der Allesfresser wurde von einer Korridorwand zur anderen geschleudert. Mit einem letzten wuchtigen Hieb trieb ihn Fellner in die Schleuse und drückte Jason den Hammer in die Hände.
Drei schnelle Schritte trugen Jason Wisenth ebenfalls in die kleine, hell erleuchtete Schleusenkammer. Vor ihm krümmte sich der Stahlwurm. Kaum berührten seine Zähne einen Teil der Wand, setzte er seine Vernichtungsarbeit fort.
»Schließt das Schott! Und sobald das Ding zu ist, schaltet die Notanlage ein! Ich kann nicht zwei Dinge gleichzeitig tun!« Wütend hieb Jason auf den Allesfresser ein. Er durfte das Biest nicht länger als einen Sekundenbruchteil an einer Stelle liegen lassen, musste es stetig in Bewegung halten und auf diese Weise verhindern, dass es sich festbiss und wieder entkam.
Zwei mal zwei Meter maß die Schleuse. Ununterbrochen schlug Jason zu, aber er führte die Schläge nicht mit voller Wucht, sondern vorsichtig dosiert. Hin und wieder trat er auch mit dem schweren Stiefel zu, aber er hütete sich, den Fuß in die Reichweite des vernichtenden Gebisses zu bringen.
Tubbs und Borstian zerrten an dem inneren Schleusenschott und wuchteten es handbreitweise zu.
Jason vollführte indessen eine Art akrobatischen Tanz. Ständig wich er aus, schlug zu, trat zur Seite oder sprang in die Höhe, wenn der Allesfresser nach ihm schnappte.
Der Spalt zwischen Türkante und Rahmen wurde schmaler. Endlich sah Jason, dass die Dichtung auf den Rahmen gedrückt wurde.
Dann schob sich das äußere Schleusenschott auf.
Viel zu langsam, registrierte Jason und schlug zu. Wieder und wieder. Die Beleuchtung fiel aus, es wurde stockdunkel. Das Schott war erst mehr als zur Hälfte zurückgeglitten.
Mit grimmiger Zufriedenheit führte Jason den Hammer. Endlich öffnete sich das Schleusenschott ganz, und ein letzter Hieb schleuderte den stählernen Wurm kreiselnd in den Raum hinaus. Das Biest krümmte sich und streckte sich nach wie vor, und das Streulicht aus der Schleuse wurde sekundenlang von den silbern schimmernden Ringen reflektiert. Dann flammten die Landescheinwerfer auf. Sie beleuchteten den Snacker und den abdriftenden Allesfresser. Der Superwurm rutschte genau zwischen den Maschen des Abdecknetzes hindurch ins dunkle Innere des Beutesacks.
Jason stöhnte auf. Er glaubte, die kreischenden Fressgeräusche deutlich zu hören. Die Vernichtungsorgie ging weiter.
»Patricia, schließe das äußere Schleusenschott!«, sagte er müde. »Der Allesfresser ist aus dem Schiff, aber er ist im Snacker gelandet und frisst unseren gesamten Besitz auf.«
Dreißig Minuten später, die Borduhr zeigte den 5. April an, kurz vor Mitternacht.
Patricia dela Baree hatte ihren Sohn mithilfe eines leichten Schlafmittels dazu gebracht, in seiner Kabine zu bleiben. Im Augenblick hatte er die wenigsten Probleme von allen. Patricia selbst, Wisenth, Knothe und Fellner saßen in der Zentrale und tranken heißen Kaffee.
»Wir sind vom Pech verfolgt.« Sie goss sich aus einer der letzten Flaschen Alkohol in
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