Silberband 099 - Treibgut der Sterne
spiralförmig auseinander, die Heftigkeit der einzelnen Schläge nahm zu. Jason nahm vorübergehend den Finger vom Auslöser.
Er hütete sich, schnelle oder intensive Bewegungen zu machen. Noch lieferte die Sauerstoffversorgung seines Anzugs genügend Überdruck, doch zeigte sich die Gefahr an mehr als einem Dutzend Stellen, an denen Eiseskälte durchschlug.
Wieder fraß sich die Glut durch den Spezialstahl. Jason blickte in die Richtung des Snackers. Tubbs hatte zwei Scheinwerfer auf den Beutesack gerichtet, und dort waren eindeutige Bewegungen zu erkennen. Der rätselhafte Organismus vernichtete gierig alle Schätze.
»Ich bin fast fertig. Danach kappe ich das Haltetau rechts.«
»Habe verstanden.«
Die letzten Einzelfäden glühten auf. Mit einem kurzen Ruck riss das Tau. Da es nicht unter hoher Spannung stand, gab es keine dramatischen Effekte. Jason wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte und mit dem Tod spielte.
Er zog sich an dem Sicherungsseil zurück. Als er dicht vor der Schiffshülle schwebte, ergriff er einen versenkten Haltebügel, zog die Leine darunter hindurch und stieß sich in Richtung auf den nächsten Bügel ab. Diese kleinen Schritte entlang der Außenwandung machte er fünfmal, dann hatte er den Punkt erreicht, an dem die ausgefranste Dichtung aus der glatten Stahlfläche herausragte, in ihrem Kern das dünnere Tau, das die Balance des Snackers sicherte.
»Ich habe die Trosse vor mir.«
»Mach schneller!«, drängte Tubbs. »Denk an deinen Anzug.«
»Warum, glaubst du, zittere ich so?« Jason lachte grimmig.
Das Durchtrennen der dünneren Trosse dauerte nur wenige Minuten. Langsam ringelte sich das zerschnittene Tau in den für die Schwerelosigkeit charakteristischen Windungen in die Dunkelheit davon.
Als Jason den zweiten Haltebügel erreicht hatte und die Sicherheitsleine herauszog, erklang dicht neben seinem Ohr ein abgehackter Pfeifton. Die Automatik warnte ihn. Noch zwölf Minuten Luftreserve. Er schloss wie betäubt die Augen und fragte sich, ob die Zeit reichen würde. Über den Vorrat hinaus gab es in den Tanks eine gewisse Reserve. Seine Bewegungen wurden schneller – und hastiger. Ein einziger falscher Handgriff konnte ihn abtreiben lassen, und keine Rettungsaktion würde dann schnell genug sein. Er schwieg, um Luft zu sparen. Tubbs hatte über Funk das Warnsignal sicherlich ebenso deutlich gehört und verstanden.
Jason glitt wie eine Spinne an der Wölbung des Schiffes entlang, sicherte sich mit fast automatischen Bewegungen, verlor dennoch mehrmals die Kontrolle über einzelne Bewegungen und erreichte binnen sieben Minuten mit wild pochendem Herzen das letzte Tau.
Eine Minute später war die Trosse durchtrennt. Wieder schrillte das Signal, diesmal lauter und drängender. Jason steckte die Waffe zurück und geriet in Panik, als er von Handgriff zu Handgriff schwebte und vergeblich das helle Viereck der Schleuse suchte.
Seine Vernunft sagte ihm, dass es hinter der Rumpfkrümmung lag, aber Nervosität und Angst wuchsen, je näher er dem vermuteten Punkt kam. Der Snacker trieb bereits davon, verloren und ein Symbol des mangelnden Glücks und des unberechenbaren Schicksals.
Das Zischen wurde lauter. Die Stellen unter den Achseln, an den Beinen, in den Kniegelenken und in der Halsgegend, an denen sich Kälte breitmachte, schmerzten empfindlich.
Endlich sah er die Schleuse. Jason überschlug sich, als er einen Griff zu hastig wechselte und die Bewegung mit einem gegensteuernden Abstoßen korrigieren wollte. »Tubbs, ich brauche Hilfe!«, keuchte er.
»Ich bin bereits vor der Schleuse und warte. Alles in Ordnung?«
»Noch …«
Er griff mit der linken über die rechte Hand und zog am Sicherungsseil. Mit einem wilden Schwung seiner verkrampften Muskeln schwebte er ausgestreckt in die Schleuse hinein und prallte schwer gegen das Innenschott. Im Fallen sah er, dass das Außenschott langsam zuglitt. Das Zischen und das anhaltende Warnsignal machten ihn halb wahnsinnig. Er begriff erst, dass er gerettet war, als Tubbs und Fellner in die Schleusenkammer hereinstürzten. Sekunden später polterte sein Helm zu Boden, sog er gierig die Luft in seine Lungen.
»Tadellos, Junge!«, munterte Tubbs Knothe ihn auf. »Aus dir wird noch ein guter Prospektor.«
»Ich … verzichte … dankend darauf … – Das war … knapp!«, keuchte Jason. »Der Snacker ist weg, mit dem Allesfresser.«
»Vergessen wir das. Wir fangen neu an, und diesmal wird unser Weg kürzer und schneller
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