Silberband 101 - Eiswind der Zeit
Ende!«
»Man sieht uns nicht gern auf Olymp«, kommentierte Arzachena. »Wo bleibt Ihr Stolz?«
»Meinen Stolz habe ich tief in meiner Seele vergraben, als ich beschloss, in der Milchstraße zu bleiben«, sagte Hotrenor-Taak.
Der Lare verzog keine Miene, als sich dem SVE-Raumer fünf Jäger auf Kollisionskurs näherten. Er hatte es nicht anders erwartet. Schließlich war er vom Leitstrahl abgewichen und näherte sich dem Zentralkreis jener gigantischen Anlage nördlich des Äquators, die zwölf Raumhäfen und den riesigen Container-Transmitter sowie die Verteidigungs- und Abfertigungsanlagen umfasste.
Wortlos änderte Hotrenor-Taak den Kurs.
»Der Kaiser mag es offenbar nicht, wenn wir ihm in den Container-Transmitter gucken«, bemerkte Pyon Arzachena.
Hotrenor-Taak zuckte mit den Schultern. »Er hat etwas gegen mich, was ich sogar verstehen kann. Niemand kann aus der Höhe mehr von dem Container-Transmitter sehen, als in jeder Geschichtsdatei zu finden ist. Ich war nur neugierig darauf, wie schnell die Instandsetzungsarbeiten vonstattengehen.«
Am Horizont kam der östliche Rand des Raumhafens in Sicht, von dem der Leitstrahl gesendet wurde. Gemischte Gruppen von Robotern und Menschen arbeiteten an den Anlagen.
»Sie kommen schnell voran«, staunte Arzachena. »Anscheinend will Kaiser Argyris seinen Planeten zu einer Musterwelt gestalten lassen. Mir ist nur bei dem Gedanken unbehaglich zumute, dass Olymp keine eigene Raumflotte erhalten soll. Wenn sich die Erde mit ihrer Wirtschaft wesentlich auf Olymp stützt, dann riskiert sie es, dass ein Angreifer ihr mit einem Handstreich die Kehle zuschnürt.«
»Verlautbarungen!«, bemerkte Hotrenor-Taak geringschätzig. »Selbst wenn Julian Tifflor den Friedenswillen der Liga Freier Terraner glaubhaft machen möchte, würde Argyris niemals mitspielen. Ich habe den Freifahrerkaiser besser kennengelernt, als ich wollte. Vielleicht tut er so, als ob er sich nach Tifflor richtet, aber er wird immer nur im Interesse der Menschheit handeln – und wenn das bedeutet, dass er heimlich eine effiziente Verteidigung Olymps organisiert.«
Der SVE-Raumer hatte die östliche Grenze des Raumhafens überflogen und setzte zur Landung an. Kaum stand er auf dem Platz – beziehungsweise schwebte dicht darüber –, als ein Dutzend Gleiter das Schiff umzingelten.
»Man traut uns nicht über den Weg«, sagte Hotrenor-Taak. »Aber nach und nach werden sich alle daran gewöhnen müssen, dass der ehemalige Verkünder der Hetosonen unter ihnen lebt.«
Als sie die Bodenschleuse des SVE-Raumers verließen, wurden sie von kräftigen Fäusten gepackt, während bewaffnete Frauen und Männer ins Schiff eindrangen.
»He, was soll das?«, rief Arzachena empört.
Er zog den Kopf ein, als Carrie vor ihm auftauchte. Sie zog einen jungen Mann – jung im Vergleich zu ihr und zu Pyon – hinter sich her.
»Das ist der Schurke, Cronach!«, rief sie keifend. »Schau ihn dir genau an, bevor du ihn verprügelst!«
Mit dümmlichem Gesicht stierte der etwa fünfundvierzig Jahre alte, breit und knochig gebaute Mann den Laren an. Carrie verpasste ihm eine Kopfnuss, die einen Jungstier umgeworfen hätte.
»Doch nicht der!«, zeterte sie. »Glaubst du, ich hätte mich mit einem Laren …? Du bist wohl nicht bei Trost! Der da ist dein Vater!« Sie deutete anklagend auf Arzachena.
Pyons Gesicht legte sich in Kummerfalten, doch sofort hellte es sich wieder auf. »Ich habe einen Sohn!«, rief er. »Aber warum um alles in der Welt Cronach? Du hättest ihn meinetwegen Bobby nennen können, aber da kann man wohl jetzt nichts mehr machen. Also, denn: Hallo, Cronach, wie geht es dir, mein Junge?«
Cronach Piontek ballte seine von Narben und Hornhaut bedeckten Hände, und die Armmuskeln ließen sein Hemd fast aufplatzen. Aber dann lächelte er seinen Vater schüchtern an.
»Hau ihn endlich!«, schimpfte Carrie.
Cronach schüttelte den Kopf.
Ein schwerer Fluggleiter landete in der Nähe. Anson Argyris kam.
Der Freifahrerkaiser baute sich vor Hotrenor-Taak und Pyon Arzachena auf. Er musterte beide eindringlich, dann lachte er trocken. »Ein abgewirtschafteter Diktator und ein Vater, der sich vor den Unterhaltszahlungen für sein Kind drückte – wahrhaftig, ein passendes Gespann.«
»Wollen Sie meinen Vater beleidigen, Majestät?«, fragte Cronach drohend.
Argyris stutzte, dann musterte er den muskelbepackten Mann interessiert. »Und wenn es so wäre, was würden Sie dann tun?«
»Ihnen die Knochen
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