Silberband 101 - Eiswind der Zeit
weichen mir aus!«, stellte sie fest.
»Seien Sie bitte nicht naiv, Miss Varenczy. Ich weiß nicht einmal, welche Staatsbürgerschaft Sie haben. Sicher nicht die der Liga Freier Terraner? Übrigens sollte uns das nicht entzweien. Wenn Sie möchten, nennen Sie mich Roi. Als Oberster Terranischer Rat bin ich zwar zur offiziellen Führung des Namens Michael Rhodan angehalten, aber ich lasse mich lieber Roi Danton nennen.«
Dunja Varenczy lächelte wieder. »Einverstanden, Roi. Ich heiße Dunja für Sie.« Sie streckte ihm die Hand hin – und Roi nahm sie zart in seine und hauchte einen Kuss auf den Handrücken. Als er sich aufrichtete und ihre Hand losließ, schaute er sie fragend an.
»Ich kann leider nicht viel über mich erzählen, Roi«, sagte Dunja Varenczy. »Ich weiß nicht einmal, welche Staatsbürgerschaft ich besitze, denn ich habe keinen Ausweis.«
Roi nickte und zog ihren rechten Arm behutsam unter seinen linken, dann ging er mit ihr in Richtung Sprechstelle, wobei er verwundert die für eine Frau ungewöhnlich stark ausgebildeten Armmuskeln bemerkte.
»Das lässt sich aufklären. Ich nehme an, Sie haben Ihr Gedächtnis verloren, Dunja.«
»Das stimmt. Es könnte natürlich auch ein Märchen sein, um mir eine Rolle mit Vergangenheit zu ersparen und Fehler zu vermeiden …«
»Wenn dem so wäre, würde sich das schnell herausstellen. Aber feindliche Agenten treten selten so auffällig auf wie Sie und provozieren damit eine peinlich genaue Überprüfung. Vorerst gehe ich also davon aus, Dunja, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Nur der Name scheint mir nicht zu Ihrem Typ zu passen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich habe ihn aus Trividsendungen«, sagte die Frau, und plötzlich bebte ihre Stimme. »Ich weiß nicht, woher ich komme, Roi. Ich habe mich einige Zeit hier auf der Erde umgesehen, aber ich kann mich hier nicht heimisch fühlen. Bitte, lassen Sie mich mit der BASIS fliegen!«
Roi Danton registrierte das Vibrieren in ihrer Stimme, er spürte das leichte Zittern ihrer Armmuskeln – und er ahnte, dass Dunja Varenczy sich vor jemandem oder etwas fürchtete und deshalb um jeden Preis die Erde verlassen wollte.
»Ich schlage vor, wir fliegen nach Imperium Alpha«, sagte er. »Wissen Sie, was Imperium Alpha ist?«
Dunja nickte. »Ich habe mich informiert, Roi. Aber wird man mich nicht pausenlos verhören, wenn ich als Fremde in der Kommandozentrale der Liga Freier Terraner auftauche?«
»Man wird Sie überwachen, soweit ich nicht persönlich bei Ihnen sein kann. Aber Sie haben nichts zu befürchten, wenn Sie kein Feind der Menschheit sind.«
Dunja Varenczy hob den Kopf und schien mit geschlossenen Augen in sich hineinzulauschen, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. »Das bin ich sicher nicht, Roi.«
Kontrolleure der GAVÖK
»Ich bin froh, dass wir nicht sofort nach Terra fliegen, sondern uns erst mit den anderen Kommissionsmitgliedern treffen«, sagte Nchr alias Pedar von Margulien, der das Blues-Raumschiff steuerte.
»Bist du unsicher?«, fragte Ytter verwundert.
»Ich verstehe mich selbst nicht mehr«, erwiderte Nchr. »Es ist keine Angst, sondern eher die Wirkung eines geschmälerten Selbstvertrauens.«
»Die Ereignisse auf Olymp haben bei vielen von uns den Eindruck hinterlassen, unsere Unbesiegbarkeit sei nur eine Phrase«, sagte Ytter. »Das ist sie aber gewiss nicht. Man kann uns töten, aber man kann die Gys-Voolbeerah ebenso wenig besiegen wie das herrliche Tba.«
»Die Kraft des herrlichen Tba ist unerschöpflich, doch unsere ist es leider nicht. Der Verlust Cloibnitzers und seiner Gruppe hat eine Lücke hinterlassen, die wir vorläufig nicht schließen können. Wir müssen deshalb weitere Ausfälle vermeiden.«
Ytter wackelte mit seinem Tellerkopf. »Mit der GAVÖK werden wir leicht fertig, Bruder. Bei denen traut ohnehin keiner dem anderen.«
Nchr lachte.
Im Frontholo wuchs der Planeten Strolc an, eine Wüstenwelt mit ausgetrockneten Meeren und Flussbetten. Sieben Monde bildeten in gewissen Zeitabständen eine Gerade, die von Strolc aus in den Weltraum gerichtet war. Diese Konstellation bestand derzeit – und sie bewirkte, dass gewaltige Staub- und Sandmassen von der zundertrockenen Oberfläche hochgerissen wurden.
»Hoffentlich müssen wir die Kommissionsmitglieder nicht unter den Staubwolken suchen.« Ytter sandte einen kodierten Hyperkomspruch aus. Schon kurz darauf traf die Antwort ein.
»Herzlich willkommen am Treffpunkt! Folgen Sie bitte unserem
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