Silberband 101 - Eiswind der Zeit
unterhalten, Ron.« Er lächelte den Laren an. »Hotrenor-Taak, wie Sie wissen, befindet sich eine GAVÖK-Kommission auf Olymp. Da sie heute Mittag zu einem Rundflug um den Planeten aufbrechen und alle Raumhäfen besichtigen wird, halte ich es für zweckmäßig, Ihren SVE-Raumer neugierigen Blicken zu entziehen.«
»Ich verstehe«, erwiderte Hotrenor-Taak. »Es könnte die Liga Freier Terraner bei den übrigen Mitgliedern der GAVÖK in Verruf bringen, wenn man sähe, dass die Terraner mit dem ehemaligen Unterdrücker der galaktischen Sternenvölker zusammenarbeiten.«
»Ist das unlogisch?«, fragte Argyris.
»Keineswegs«, antwortete der Lare. »Meine Feststellung war nicht von Emotionen begleitet, sondern hat sich nüchtern an den Gegebenheiten orientiert. Ich verstehe Sie, Majestät.«
»Da bin ich aber froh«, erwiderte Anson Argyris ironisch. »Gestatten Sie bitte, dass Mister Tekener und ich Ihr Schiff in ein Versteck bringen! Sie brauchen uns nicht zu begleiten, wenn Sie nicht wollen, sondern können sich in einem Gästesektor in der Unterwelt von Olymp einrichten. Wenn ich Sie den entsprechenden Einrichtungen avisiere, kommen Sie lebend hinein und auch wieder heraus.«
»Ich bleibe bei meinem Schiff«, erklärte Hotrenor-Taak. »Und ich werde es selbst steuern.«
Tekener verzog die Lippen. »Selbstverständlich dürfen Sie in Ihrem Schiff bleiben, Hotrenor-Taak. Aber steuern werden Majestät und ich, wir haben unsere Gründe dafür. Und Sie müssen bis zu unserer Ankunft im Versteck die Zentrale verlassen.«
»Ich protestiere! Die GORSELL ist mein Schiff – Ihr Ansinnen verstößt gegen jedes Recht …«
»Wer die Macht hat, hat das Recht, Hotrenor-Taak!«, sagte Anson Argyris. »Ich erinnere Sie daran, dass Sie sich als Verkünder der Hetosonen ausschließlich auf dieses Motto stützten. Wenn ich also bitten darf …«
Schweigend drehte Hotrenor-Taak sich um und verließ die Steuerzentrale.
Nicht so Pyon Arzachena. Er verzog sein Gesicht zu einem unschuldigen Babylächeln und sagte: »Aber für mich gilt das nicht, meine Herren. Schließlich bin ich kein Lare, sondern ein Mensch.«
Tekener lächelte süffisant. »Soll ich Kaktus in den Abfallschacht stecken oder ihm nur den Skalp abziehen, Anson?«
Bevor der Kaiser antworten konnte, war Pyon Arzachena draußen. Er konnte das Gelächter von Anson Argyris und Ronald Tekener nicht mehr hören …
Tengri Lethos war sich klar darüber, dass Hotrenor-Taak ihn nur deshalb für einen Molekülverformer hielt, weil der Lare von der Idee besessen war, die Geheimnisse der Molekülverformer zu entschleiern. Und welches kosmische Rätsel konnte einen stärkeren Anreiz ausüben als das Geheimnis des herrlichen Tba, eines offenbar gewaltigen Sternenreichs, das Tausende von Galaxien umfasst hatte?
In dieser Ausdehnung existierte es zweifellos nicht mehr. Wahrscheinlich gab es nur noch die Keimzelle jenes gewaltigen Reiches – irgendwo in einem versteckten Sonnensystem.
Lethos fragte sich, warum er nichts getan hatte, um Hotrenor-Taaks Ansicht zu korrigieren. Anfangs hatte das Täuschungsmanöver wenigstens noch den Sinn gehabt, herauszufinden, ob der Lare statt nach Informationen über neue Energiequellen für SVE-Raumer nach Spuren der Molekülverformer suchte.
Tengri Lethos ortete mithilfe seiner Sensoren, stellte die dimensionale Beschaffenheit des Sperrfelds fest, das die Arrestzelle umhüllte, und erkannte, dass er es mit seinem Individualtransmitter nicht durchbrechen konnte. Kurz entschlossen aktivierte er den Zeittransmitter, versetzte sich um knapp zwei Stunden in die Vergangenheit – und schwebte plötzlich über eisbedeckten Berggipfeln.
Er hatte einen Fehler begangen, hatte nicht daran gedacht, dass sein perfekter Zeittransmitter die Raum-Zeit-Bezogenheit aufrechterhielt, die bei qualitativ schlechteren Zeitmaschinen verloren ging. Dadurch war er in den Raum zurückbefördert worden, in dem er sich vor der fraglichen Zeitspanne befunden hatte. Nur dass ›vor knapp zwei Stunden‹ der SVE-Gleiter Hotrenor-Taaks an dieser Position gewesen war und jetzt nicht, denn er war infolge seiner hohen Geschwindigkeit bereits ein Stück entfernt, als Lethos materialisierte.
Der Hüter des Lichts stellte fest, dass er sich in zwölf Kilometern Höhe befand und in die Tiefe stürzte. Nur sein Konturschirm hatte ihn vor einer gefährlichen Dekompression bewahrt. Tengri Lethos entschied sich für einen Sprung mit dem Individualtransmitter auf das
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