Silberband 102 - Aufbruch der Basis
davongekommen. Doch momentan hatte Kauk keinen Nerv dafür. »Sind Sie marschbereit?«, fragte er lediglich.
»Jederzeit.«
»Dann los!«
Mehrere Etagen tiefer lag die Mündung eines der Hauptverbindungsgänge, der die BASIS in ganzer Länge durchzog. Inzwischen hatte Hamiller den Notstand in Kraft gesetzt: Niemand verließ ohne Anweisung seinen Arbeitsplatz oder Aufenthaltsort.
Der Trupp kam in dem breiten und hell erleuchteten Korridor schnell voran. Über einige Kilometer hinweg nutzten die Männer das Transportband. Ihr Weg führte durch mehrere Gravo-Schleusen – Orte, an denen das künstliche Schwerkraftfeld abrupt die Richtung änderte und Decksebenen winklig aneinanderstießen.
Arragoz fühlte sich offenbar unzureichend informiert. Während des Vormarschs bestürmte er Kauk immer wieder mit Fragen.
»Man sagt, an Bord der BASIS befinde sich ein Ungeheuer. Was wissen Sie davon?«
»Nichts weiter, als dass ein Mann namens Higgs zwei Mitglieder seines Messtrupps verloren hat und behauptet, sie seien von einem Monstrum umgebracht worden.«
»Gibt es eine Schilderung des Ungeheuers?«
Kauk wiederholte, was er selbst gehört hatte.
»Hört sich nicht sehr plausibel an«, meinte Arragoz ungläubig. »Wenn Sie mich fragen, war dieser Higgs wahrscheinlich leicht betrunken.«
Walik Kauk hielt es nicht für nötig, darauf einzugehen.
Etwa eineinhalb Stunden nach dem Aufbruch passierte der Trupp die T/U-Schleuse. Hier stießen die Hauptdecksabschnitte T und U in spitzem Winkel aufeinander. Die Männer hatten sich bislang durch den Hauptabschnitt T bewegt und betraten nun die U-Zone, die in dem gefährdeten Bereich lag. Ungeduldig drängte Walik vorwärts. Doch Arragoz bewies seine Umsicht. Trotz Kauks Protest verließ er den Hauptkorridor und betrat ein Kommunikationszentrum. Von dort aus versuchte er, Abteilungen der U-Zone über Interkom oder Datenschreiber zu erreichen. In der Mehrzahl der Fälle hatte er keinen Erfolg. Lediglich Stationen am Rand der Zone waren ansprechbar. Die Verbindung zu den weiter im Innern liegenden Abteilungen war unterbrochen.
Arragoz wandte sich an seine Männer. »Wir wissen jetzt, dass in diesem Abschnitt tatsächlich einiges faul ist. Das Ausmaß der Gefahr bleibt unbekannt. Wachsamkeit ist das oberste Gebot!«
Nachdem sie der Gefahr begegnet war, hatte Marboo ihr inneres Gleichgewicht zurückgewonnen. Ihre Furcht war zwar größer als zuvor, aber ihr Verstand arbeitete wieder unbeeinflusst.
»Gibt es eine Erklärung?«, fragte sie den Ka-zwo.
»Es handelt sich um ein gezielt operierendes Objekt«, antwortete Augustus. »Ob organisch oder anorganisch, ob natürlich entstanden oder künstlich erzeugt, kann noch nicht gesagt werden. Auf jeden Fall war das Gebilde in ein intensives Hyperfeld gehüllt.«
»Was ist das Gesetz des Lichts?«
»Unbekannt. Vermutlich eine Vorschrift oder ein Programm, nach dem das Objekt handelt.«
»Die Handlung besteht darin, Menschen umzubringen?« Marboos Blick glitt über die Toten. »Warum hat es uns nicht ebenso umgebracht?«
»Auch dafür gibt es keine plausible Erklärung. Es hat uns ohne Zweifel wahrgenommen.«
»Woraus schließt du das?«
»Daraus, dass es sprach. Ich halte das Objekt für ein logisch funktionierendes Gebilde. Es wird also nicht zu Selbstgesprächen neigen. Seine Worte waren für uns bestimmt. Es gibt zu denken, dass das Objekt seine Opfer anscheinend alle hierher bringt. Es ist vorstellbar, dass dieser Raum im Denken des Objekts eine besondere Rolle spielt, vielleicht sogar einen geschützten Bereich darstellt, in dem nicht getötet werden darf.«
»Das klingt eher okkult als logisch.«
»Die Logik liegt innerhalb des Programms, dem das Objekt folgt«, stellte Augustus fest. »Wenn das Programm okkulte Dinge verlangt, dann ist auch das logisch.«
Marboo dachte sekundenlang nach. »Wie dem auch sei, wir müssen fort von hier! Die Kommandozentrale muss auf dem schnellsten Weg von den Vorgängen erfahren.«
»Ich glaube nicht, dass das ein gültiges Argument ist«, hielt der Ka-zwo ihr entgegen. »Es ist undenkbar, dass an Bord dieses Fahrzeugs fünf Menschen getötet werden können, ohne dass die Zentrale davon erfährt.«
»Da magst du recht haben«, gab Marboo zu. »Aber ich halte es hier nicht mehr aus! Mir ist unheimlich zumute.«
Eigenartigerweise hielt Augustus das für ein gültiges Argument. »Ich werde die Umgebung erkunden«, erklärte er. »Wenn die Luft rein ist, brechen wir auf.«
»Und ich?«,
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