Silberband 102 - Aufbruch der Basis
beleuchteten Treppe, die steil in die Tiefe führte. Er ließ sich auf die obersten Stufen gleiten und richtete sich auf.
Gleichzeitig erklang in der Halle ein Warnschrei. Sie haben mich entdeckt!, schoss es dem Lufken durch den Kopf.
Er stürmte die Treppe hinab.
Sprangohrs Leichnam war gefunden worden. Eine von dem verantwortlichen Sektionsleiter eingesetzte Kommission versuchte herauszufinden, ob er einem Unfall zum Opfer gefallen war oder Selbstmord begangen hatte. Das war genau die Entwicklung, die Hamiller vorausgesehen hatte. Er war überzeugt davon, dass die Untersuchungen schließlich eingestellt würden. Das war auch für ihn alles andere als befriedigend, ja, er hatte sogar ein schlechtes Gewissen und ging seinen Freunden in der Zentrale aus dem Weg. Er hoffte, dass eine Situation kommen würde, in der er die Wahrheit berichten konnte.
Die Bemühungen, Kontakt mit den Intelligenzen von Tschuschik zu bekommen, beanspruchten seine Aufmerksamkeit, weil mit äußerster Behutsamkeit vorgegangen werden sollte. Einfach wäre es gewesen, ein Beiboot auszuschleusen und es einem der tropfenförmigen Raumschiffe folgen zu lassen. Doch aus einem solchen Manöver konnte sich jederzeit ein bewaffneter Konflikt entwickeln.
Die beiden Befehlshaber der BASIS und Danton hatten daher beschlossen, zuerst über Funk eine Verständigung zu versuchen. Danton besaß an Bord zwar keine offizielle Funktion, war aber dennoch wegen seiner Erfahrung mit extraterrestrischen Wesen um Rat gefragt worden.
Dass Dunja häufig mit Danton zusammen war, machte Hamiller mehr zu schaffen, als er sich eingestehen wollte. Seine Beziehung zu dieser Frau war so absonderlich, dass er eigentlich froh darüber hätte sein sollen, dass sie sich dem Obersten Terranischen Rat zugewandt hatte. Bislang waren Hamillers Begegnungen mit Frauen recht oberflächlicher Natur gewesen, er hatte sich eigentlich nie vorstellen können, dass er sich ernsthaft verlieben würde. Aber nun war es geschehen, noch dazu viel dramatischer, als er sich das je hätte träumen lassen.
»Sie werden durch irgendetwas abgelenkt, Payne!«, sagte Kanthall ihm auf den Kopf zu. Mit einem raschen Rundblick überzeugte er sich, dass niemand in Hörweite war. »Es ist doch hoffentlich nicht diese Dunja Varenczy?«
»Doch«, antwortete Hamiller verdrossen.
Kanthall zog die Brauen hoch. »Ich befürchtete schon, dass es Sie erwischt hat! Payne, Sie müssen wieder davon loskommen. Ich glaube, zwei Drittel der männlichen Besatzung träumen auf diese oder jene Weise von Dunja.«
»Sie haben ja recht«, sagte Hamiller verzweifelt.
Kanthall kratzte sich am Hinterkopf. »Dunja hat Rhodans Sohn dazu gebracht, die Erde zu verlassen – und das zu einem Zeitpunkt, zu dem dort noch alles im Umbruch ist. Ich wage nicht daran zu denken, wozu diese Frau Sie veranlassen könnte.«
»Sie lässt mich in Ruhe. Es ist nicht so, dass sie etwas Besonderes von mir will.«
»Lassen wir das«, bemerkte Kanthall skeptisch. »Es steht mir nicht zu, mich in Ihre privaten Angelegenheiten zu mischen.«
Warum, zum Teufel, hat er es dann getan?, fragte sich der Wissenschaftler.
»Wir hatten inzwischen einige Funküberlappungen.« Kanthall wechselte das Thema. »Zu einer Bildübertragung oder gar einer Verständigung ist es aber noch nicht gekommen.«
Einer der Cheffunker meldete sich. »Uns liegt ein Bild vor, wenn auch ein sehr schlechtes. Es wurde dem Funkverkehr zwischen zwei Raumschiffen entnommen, und dabei handelt es sich wohl um einen der Fremden.«
Kanthall betrachtete die Übertragung. »Ich sehe ehrlich gesagt überhaupt nichts«, gestand er.
»Das Bild verschwimmt vor hellem Hintergrund.«
Kanthall machte zwei Schritte zur Seite. »Trotzdem ist kaum mehr zu sehen als ein Schatten«, sagte er enttäuscht. »Das kann alles Mögliche sein.«
»Es könnte sich um eine Art Bär handeln«, behauptete Hamiller.
»Ein Bär?«, wiederholte Kanthall lachend. »Ihre Fantasie geht mit Ihnen durch, Payne.«
Der Expeditionsleiter schüttelte heftig den Kopf. Bevor er etwas erwidern konnte, stieß der Funker einen überraschten Ausruf aus. »Da kommt was Besseres herein! Ich übertrage …«
Kanthall blickte Hamiller grinsend an. »Da haben Sie Ihren Bären«, bemerkte er spöttisch.
Danton betrat Dunja Varenczys Kabine. Dabei hielt er das, was er mitgebracht hatte, mit einer Hand hinter dem Rücken verborgen.
Dunja lag in einem Sessel und blätterte in einer Bilddatei, die sie sich aus der
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