Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
anzunehmen. Damit bin ich versöhnt und werde vergessen, dass meine Verweser gegen mich rebelliert haben. Schickt das Schiff, ich werde es durch Gedankenimpulse zu meiner Residenz lotsen. Ihr werdet euren Entschluss nicht bereuen, Trümmerleute, denn eure Königin wird euch an ihrer Macht über diese Sterneninsel teilhaben lassen.
»Es war deine Idee, Fanzan«, sagte Hergo-Zovran. »Deshalb wirst du die Duade an Bord deines Schiffes aufnehmen.«
»Ich bin geehrt«, sagte Fanzan-Pran und wandte sich seinem Stellvertreter zu. »Da du mich auf diesen Gedanken gebracht hast, Goran, übertrage ich dir die Aufgabe, die Duade an Bord der THAMID zu bringen. Du wirst auch während des Flugs für ihre Sicherheit und ihre Verwahrung verantwortlich sein.«
»Auch ich fühlte mich geehrt«, sagte Goran-Vran, aber das war eine Lüge.
Die THAMID-FRHD-AKDIM landete westlich der Neunturmanlage. Was Goran-Vran an Bord zu tun hatte, war lächerlich einfach. Er brauchte nur den Startbefehl zu erteilen und die Anordnung zu geben, den mentalen Anweisungen der Duade zu folgen.
Das Raumschiff startete mit gedrosselten Heckdüsen.
Kommt mir näher!, hörte Goran die Duade. Ihr seid auf dem richtigen Weg zu eurer Königin. Hier bin ich, Trümmerleute - ja, hier, unter diesem Sandtrichter ist meine Residenz. So ist es recht, das ist ein guter Landeplatz. Ich bin unterwegs zu euch.
Die THAMID war neben einem großen Trichter niedergegangen, der sich inmitten der Sanddünen gebildet hatte. Die Bodenschleuse wurde auf Goran-Vrans Kommando geöffnet und eine Rampe ausgefahren. Eine unförmige pulsierende Masse quoll aus dem Trichter hervor.
Goran-Vran hielt den Atem an, als er sah, welch gewaltige Ausmaße die Duade mittlerweile angenommen hatte. Sie war bereits größer als der Saqueth-Kmh-Helk mit all seinen vielen tausend Bauteilen. Bislang hatte er angenommen, die Duade müsse sich zwangsläufig teilen, sobald sie eine bestimmte Größe erreicht hatte. Aber wahrscheinlich hatte sie gelernt, diesen Vorgang hinauszuzögern. Goran fragte sich betroffen, was geschehen würde, falls sie an Bord des Raumschiffs einen Ableger nach dem anderen abstieß.
Es wird Zeit, dass ich nachhole, was ich wegen der widrigen Umstände hinausschieben musste, meldete sich die mentale Stimme der Duade, während sie pulsierend die Rampe hinaufglitt und im Schiff verschwand.
»Gebt eurer Königin den ihr zustehenden Empfang!«, rief die Duade akustisch, als sie ihre Körpermasse in dem Laderaum ausbreitete.
»Es lebe die Königin!«, sagte Goran-Vran über die Rundrufanlage. »Dein Platz wird in der Spitze des Raumschiffs sein, damit du auch symbolisch über uns allen stehst. Folge den elektromagnetischen Reizwellen, die dir den Weg weisen werden.«
Die Duade folgte dieser Anweisung in der Meinung, dass die Loower ihr einen Raum zuwiesen, von dem aus sie den besten Überblick hatte. Dabei führte Goran-Vran nur einen Befehl Fanzan-Prans aus. Im Bug war die Duade am leichtesten zu kontrollieren. Notfalls konnte diese Sektion vom übrigen Schiff abgetrennt werden.
Goran-Vran wartete nur noch, bis die gefangenen Loower ebenfalls an Bord gegangen waren, dann befahl er den Rückflug zur Neunturmanlage. Kaum war die THAMID neben dem Südturm gelandet, kam ein Warnsignal aus der Neunturmanlage. Goran wartete nicht erst, bis die aus der Gewalt der Duade befreiten Loower das Raumschiff verließen, sondern begab sich sofort in den Südturm, um die Bedeutung des Warnsignals zu erfahren.
Jemand hatte zum zweiten Mal den Behälter mit dem Objekt geöffnet.
»Vor drei Intervallen registrierte ich den ersten Impuls, der mir verriet, dass der Behälter mit dem Objekt geöffnet wurde«, erklärte Gleniß-Gem den Raumfahrern, die ihn in seiner Turmstation bedrängten.
»Deine Gleichgültigkeit erschüttert mich«, sagte Hergo-Zovran anklagend. »Du hättest mich davon unterrichten müssen.«
»Ich unterließ es, um dich in deinen Vorbereitungen nicht zu stören. Im Übrigen ist nichts weiter geschehen, der Unbekannte hat die Bedeutung des Objekts also nicht erkannt. Erst als nun die Warnanlage zum zweiten Mal reagierte, sah ich einen Grund zur Besorgnis.«
»Du hast viele Fehler begangen, Gleniß«, stellte Hergo-Zovran fest. »Aber dein Schweigen über den ersten Warnimpuls war dein größter. Begreife doch! Jemand hat sich am Auge selbst zu schaffen gemacht!«
Goran-Vran verstand die Erregung des Flottentürmers nur zu gut, als er sich der Ungeheuerlichkeit dieses
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