Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
er nicht gehen, und da wusste er, wo er seinen Freund finden würde. Boyt, so hieß er, war ein geheimnisvoller Mann. Er würde sich freuen, wenn Niki auftauchte.
Niki platzte wie ein Wirbelwind in die Sitzung hinein, die sein Freund mit drei Betreuern hatte. Er entschuldigte sich höflich, aber die Gesichter wurden deshalb nicht freundlicher. Nur Boyt schenkte ihm einen wohltuend tiefen Blick aus seinen dunklen Käfer augen.
Die Käfer krabbelten zu Niki herüber, schlüpften in seinen Geist und verursachten ihm ein wohliges Kribbeln. Aber das war nicht genug, um Niki satt zu machen. Im Gegenteil, sein Hunger wurde größer ... Doch Boyt rief die Käfer zurück.
»Es hat keinen Zweck, er ist unersättlich«, sagte Boyt zu den drei anderen Männern. »Ich kann ihn nicht in den Griff bekommen, und je größeren Druck ich auf ihn ausübe, desto weiter öffnet sich sein Geist. Ich vergeude nur meine Kräfte. Es ist, als würde ich meine psionische Energie ins Nichts schicken.«
»Etwas muss mit dem Idioten geschehen«, sagte einer der Männer. »Ich könnte ihm eine künstliche Amnesie verpassen, Boyt, damit er dich vergisst. Dann wärst du vor ihm sicher.«
»Nein, auf keinen Fall«, erwiderte der Freund. »Wer weiß, ob er dann noch als Blitzableiter zu gebrauchen wäre. Ich brauche ihn bestimmt wieder. Obwohl ich nur noch eine Reststrahlung der Impulse empfange, werde ich weiterhin aufgeladen.«
»Wir sollten ihn einsperren«, sagte ein anderer.
Boyt winkte ab. »Ich werde schon mit ihm fertig.«
Der Freund stand auf und kam zu Niki. Niki lächelte ihm erwartungsvoll entgegen. Aber der Freund schlug ihn. »Tut das weh?«, fragte er.
»Anderes tut besser«, sagte Niki weinerlich.
Der Freund schlug ihn wieder ins Gesicht. »Geisteskranke seiner Art sind oftmals überempfindlich gegen körperliche Schmerzen«, sagte er dabei, richtete seine Worte jedoch nicht an Niki. Zu ihm sagte er: »Verschwinde jetzt, du blöder Fettsack. Du bist ein nichtsnutziger Idiot!«
Niki war schon oft ›Idiot‹ genannt worden, aber nie in dieser beleidigenden Weise und noch nie von seinem Freund. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihm dieses Wort so wehtun könnte. Es schmerzte mehr als die Ohrfeigen.
»Und merke es dir endlich: Ich bin nicht dein Freund, sondern dein Herr!« Boyt kehrte zum Tisch zurück.
Niki wurde von niemandem mehr beachtet. »Das war nicht klug gehandelt, Boyt«, hörte er einen der Männer sagen. »Niki könnte dadurch großen Schaden . «
»Schizophrene seines Schlages vergessen schnell«, antwortete der Freund. »Niki ist außerdem süchtig nach Psi-Energie.«
Als er wieder die Kraft dazu hatte, rannte er davon. Niki wollte das Kloster verlassen, doch es war bereits abgesperrt. So blieb ihm nichts anderes übrig, als das ihm zugewiesene Zimmer aufzusuchen.
Am nächsten Morgen wurde er von der Nurse geweckt und in Begleitung zweier stämmiger Pfleger in die Klause zurückgebracht. Er wurde nun strenger bewacht, aber das hinderte ihn nicht daran, neue Fluchtpläne zu schmieden.
Dun Vapido ließ sich offiziell in die Klinik auf Athos einliefern. Er legte keinen Wert auf Geheimhaltung, denn es war Zweck der Übung, mit Margor in Kontakt zu kommen und ihm ein Ultimatum zu überbringen. In seinen Einlieferungspapieren stand sogar sein richtiger Name.
Eawy ter Gedan und Bran Howatzer lieferten ihn am Empfang in Ouranopolis ab und schilderten seine Krankengeschichte, der sie frisierte psychiatrische Gutachten beilegten. Nach den Formalitäten wurde Dun einem Arzt vorgeführt, dem er seine einstudierte Rolle vorspielte, sodass die Diagnose nur auf Verfolgungswahn lauten konnte.
»Um es gleich vorwegzunehmen, Professor, ich bin ganz gesund«, sagte er zur Eröffnung. »An allem ist nur dieser Fremde schuld, der mich hypnotisiert. Aber vielleicht handelt es sich gar nicht um Hypnose - jedenfalls versucht er, mir seinen Willen aufzuzwingen. Ich kann nicht mehr schlafen. Kaum mache ich die Augen zu, da erscheint er und gibt mir seine Befehle. Ich erkenne ihn wieder. Er ist groß und schlank und recht betagt, obwohl er ein kindliches Jungengesicht hat. Und eine sehr helle Haut. Aber er ist nicht ausgesprochen ein Albino, denn er hat dunkle Augen. Sein Blick ist hypnotisch. Er sagt: ›Dun, du musst mir gehorchen.‹ Er befiehlt mir dies und das, aber ich wehre mich dagegen. Er bringt mich dennoch dazu, dass ich mich selbst ohrfeige. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass er oben die Haare zu einem
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