Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
nimmst ihr das hoffentlich nicht übel.«
Der Spötter machte eine fahrige Geste. »Ich nehme überhaupt niemandem mehr etwas übel«, stieß er hervor.
»Wo ist dein Asogene?«, fragte Sternack. »Der steigt hier nämlich nicht ein.«
»Irvig ist seit Kurzem spurlos verschwunden«, bekannte Narbonner bedrückt.
»Gut!« Sternack lächelte in dem Moment sogar.
Der Kurs führte nach Westen. Als Sternack die Flughöhe von gut hundert Metern erreicht hatte, sah er sich um. Rund sechzig Gleiter folgten ihm. Jeder in Siegereiche war dem Aufruf des LARD gefolgt.
Narbonner verlangte mehrmals Kursänderungen. Sternack folgte den Anweisungen zunächst wortlos, doch schließlich hatte er genug davon.
»Ich bin ein erfahrener Pilot, aber du führst uns im Zickzack. Haben wir es nicht mehr eilig, ans Ziel zu kommen?«
»Ich folge den Befehlen des LARD«, antwortete Narbonner.
»Weißt du wenigstens, wohin die Fahrt geht? Ich meine – kannst du mir ein Ziel nennen, das ich aus eigener Kraft finden kann?«
»Westend!«
»Westend?«, staunte Sternack. »Das Ende der Welt? Weißt du, wie lange du mit deinen seltsamen Anweisungen brauchen würdest, um Westend zu erreichen? Garantiert vier Stunden. Ich kann dich in einer Stunde dorthin bringen, wenn du mir freie Hand gibst.«
Narbonner zögerte nicht lange. »Tu es!«, sagte er.
Eine halbe Stunde später kamen die Berge in Sicht, die das Ende der Welt bezeichneten, und nach genau einer Stunde drückte Sternack seine Schüssel nach unten und flog die Straße entlang, zu deren Seiten die Gebäude von Westend aufragten.
Die Siedlung wirkte verlassen.
»Ich nehme an, die Leute, die hier wohnen, sind schon längst am Ziel«, bemerkte Sternack.
»Wahrscheinlich«, antwortete Narbonner. »Ich weiß es nicht.«
»Wohin geht es von hier?«
»Auf die Berge zu. Dort gibt es eine Schlucht, die ziemlich steil bis zu einem Pass ansteigt.«
»Und dann?«
»Wir werden sehen«, antwortete Narbonner.
Sternack fand die Schlucht ohne Mühe. Ihr Eingang war breit, doch je weiter er vordrang, desto enger rückten die Felswände zusammen und desto steiler stieg der Boden an. Die Expedition von Siegereiche hatte auf ihrer Fahrt quer durch Quostoht sechs Sonnen passiert, nun schien das Licht der sechsten zurückzubleiben. Es wurde düster und kühl, und die Luft war klamm.
Sternack lenkte sein Fahrzeug in den Pass und hielt erst an, als der schmale Einschnitt sich schon zur anderen Seite der Bergkette hin öffnete.
»Der Weg, den das LARD beschrieben hat, führt aus dem Pass hinaus in die verbotene Zone«, erklärte Narbonner.
Sternack machte ein misstrauisches Gesicht. »Du glaubst wirklich, dass die Leute uns folgen werden?«
»Das LARD hat es so angeordnet!«
Sternack lachte ärgerlich auf. »Gewiss – das LARD hat es befohlen. Aber bis heute hat das LARD stets etwas anderes befohlen – nämlich, dass niemand die verbotene Zone betreten darf. An welches Gebot werden sich die Leute halten?«
Narbonners offensichtliche Hilflosigkeit dämpfte Sternacks Ärger. »Also in Ordnung«, lenkte er ein. »Wir fahren weiter. Aber ich sage dir jetzt schon, dass wir Glück haben, wenn wir nur die Hälfte unseres Heeres ans Ziel bringen. Der Rest wird schlicht und einfach umkehren.«
Am Passausgang hielt Sternack wieder an. Vor ihm fiel eine Geröllhalde steil in die Tiefe ab. Wie weit sie reichte, war nicht zu erkennen, weil ein seltsamer Nebel unbewegt über dem Land lag.
»In dieser Suppe werden uns die Leute nicht mehr sehen. Wie willst du sie auf Kurs halten?«, fragte Sternack.
»Sie sollen dichter aufschließen, mehr braucht es nicht.«
Narbonner lehnte sich über das Heck der Schüssel und rief seine Anweisung nach hinten. Sternack nahm wieder Fahrt auf. Das Fahrzeug sank, weniger als zehn Meter über der Halde, dem Geländeverlauf folgend in die Tiefe. Der Nebel schien zurückzuweichen. Sternack war zufrieden, weil auf die Weise alle Schwierigkeiten vermieden wurden. Das glaubte er wenigstens, bis er sich zum ersten Mal umdrehte.
Der Nebel wurde hinter der Schüssel wieder dicht, er hielt sich ringsum in gleichbleibender Entfernung. Sternack konnte die Halde ein Stück weit überblicken, aber schon den Pass sah er nicht mehr, und die Berge waren ohnehin längst im Dunst verschwunden.
Er drosselte die Geschwindigkeit weiter. Eben drang die erste der nachfolgenden Schüsseln aus dem Dunst hervor. Sternack wartete, bis das Fahrzeug zu ihm aufschloss. Da allerdings sah er, dass
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