Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
Malgonen nicht vertreiben kann, dann kann es mich auch nicht zum Gehorchen zwingen.«
»Ein solcher Entschluss wäre überaus kurzsichtig«, warnte Narbonner. »Du beweist zwar deine Unabhängigkeit, aber die Malgonen würden dir trotzdem den Schädel einschlagen. Siehst du nicht, worum es geht? Die Frage ist nicht, ob das LARD so mächtig ist, wie es vorgibt, sondern ob wir uns der Ungeheuer erwehren wollen oder nicht.«
Das war eindringlich. Sternack zögerte.
»Du hast recht«, sagte er nachdenklich. »Wenn das LARD uns nicht schützt, müssen wir selbst uns schützen. Welche Waffen stellt uns das LARD zur Verfügung?«
»Keine«, antwortete Narbonner bitter.
»Sollen wir uns mit bloßen Händen gegen die Ungeheuer zur Wehr setzen?«
»Du hast einen Malgonen mit einer Baumfrucht getötet …« Narbonner verhehlte seine Ratlosigkeit nicht, und fast schien es, als hätten sie beide die Rollen getauscht. Hatte nicht der Spötter erst vor Kurzem von einer Ausnahme gesprochen?
»Wo sollen wir die Malgonen angreifen?«, drängte Sternack. »Wir wissen nicht einmal, woher sie kommen!«
»Ich wusste, dass du mich schließlich etwas fragen würdest, worauf ich eine Antwort weiß.« Narbonner atmete auf. »Das LARD hat die Stelle, an der wir die Ungeheuer angreifen sollen, genau bezeichnet. Sie liegt am Ende der Welt!«
Überall in Quostoht hämmerten die Spötter den Menschen das Unfassbare ein, dass sie sich der Gefahr selbst erwehren mussten. Die Gläubigen waren leicht zu überzeugen. Weitaus problematischer gab sich die in jüngster Zeit steigende Zahl der Wankelmütigen und Ketzer. Aber schließlich sahen auch sie ein, dass es nicht um Macht und Ohnmacht des LARD ging, sondern um die Bedrohung ihrer Welt durch die Malgonen. Dieses Argument gewann mit jedem aufgefundenen toten Quostohter mehr an Überzeugungskraft. Meist fanden sich in der Nähe des Toten Spuren, die unmöglich von einem anderen Quostohter stammen konnten. Die Grausamkeiten gingen eindeutig zu Lasten der Ungeheuer.
Die Spötter sagten, wohin sich die Verteidiger zu wenden hatten. Vor allem kam es darauf an, dass sie den Malgonen schnell entgegentraten.
Sternacks großes schüsselförmiges Fahrzeug bot Platz für fünf Personen. Er belud es mit Proviant und fuhr zum Südausgang der Siedlung, wo sich das Heer sammeln sollte. Unterwegs machte er vor Zaajas Haus halt. Die Frau war noch nicht aufgebrochen.
Sternack trat ein, nachdem er angeklopft, aber keine Antwort bekommen hatte. Er fand Zaaja in ihrem Schlafraum. Sie hockte auf der Liege und hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
Die Frau fuhr in die Höhe, als Sternack sich räusperte. Er sah, dass sie geweint hatte.
»Zaaja – kommst du nicht mit uns? Ich bin gekommen, um dich abzuholen.«
Sie kam auf ihn zu und presste sich an ihn. Mit beiden Armen hielt sie ihn umfasst und schluchzte dabei. »Ich … ich habe Angst!«
Sternack roch, dass sie getrunken hatte. Dabei war ausgerechnet Zaaja ihm stets als ein Ausbund der Nüchternheit erschienen. Der Gedanke, dass ausgerechnet sie sich aus Kummer betrunken haben könne, wirkte belustigend.
»Du wirst keine Angst mehr haben, wenn ich bei dir bin.« Sternack strich ihr beruhigend übers Haar. »Falls du aber hierbleiben willst, kann ich dich nicht beschützen. Die Ungeheuer werden über dich herfallen und …«
Zaaja klammerte sich noch fester an ihn, und sie sträubte sich nicht, als Sternack sie zu seinem Fahrzeug führte.
Am Südausgang des Ortes waren bereits viele Schüsseln versammelt. Narbonner ging zwischen ihnen umher und machte jedem Fahrer klar, wie er sich zu verhalten hatte. Schließlich kam er auf Sternack zu.
»Ich habe allen gesagt, dass sie dir folgen sollen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.«
Sternack grinste. »Wieso sollte ich? Ich wollte schon immer mal ein Anführer sein. Aber es gibt ein Problem.«
»Welches?«
»Ich weiß nicht, wohin ich fahren soll.«
»Oh, das!« Narbonner lachte ein wenig. »Ich muss mit dir fahren.«
Sternack machte eine großmütige Geste. Der Spötter schwang sich daraufhin über den Rand des Fahrzeugs, das weniger als einen Fuß hoch über dem Boden schwebte. Sein erster Blick fiel auf Zaaja. Die Frau saß auf der Rundbank, die sich am Rand der Schüssel entlangzog, hatte einen Arm schlaff über die Bordwand gehängt und den Kopf gesenkt.
»Was ist mit ihr?«, wollte Narbonner wissen.
»Zaaja hat aus lauter Angst zu viel getrunken«, antwortete Sternack. »Du
Weitere Kostenlose Bücher