Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
groß die Halle tatsächlich war.
Auf dem Boden lagen Metalltrümmer, die Überreste großer Maschinen offenbar. Es gab genug Anzeichen dafür, dass diese Aggregate gewaltsam zerstört worden waren. Viele Fragmente wiesen Brandspuren auf, einige waren zum Teil geschmolzen und bizarr wieder erstarrt. Ein unangenehmer Geruch erfüllte die Halle.
Weiter drinnen bestand der Boden nicht mehr aus Metall, sondern war mit Erdreich bedeckt. Sternack drang tiefer in die Halle vor und entdeckte verstreut liegende Skelette. Die Wesen, die hier ihr Leben beendet hatten, waren aber keinesfalls Menschen von Quostoht gewesen.
Sternack schauderte. Unsicher spähte er in die Nebelschwaden und erwartete jede Sekunde, Malgonen aus dem Dunst hervorbrechen zu sehen.
Zaaja stand plötzlich neben ihm. »Lass uns umkehren!«, bat sie zaghaft.
Wenige Schritte weiter stand Porsekker-zwei und starrte mit weit aufgerissenen Augen die Gerippe an. »Einverstanden?«, fragte Sternack. Hastig machte Porsekker-zwei das Zeichen der Zustimmung.
»Auf jeden Fall«, presste er hervor. »Die Welt hinter dem Ende der Welt ist nichts für Menschen von Quostoht.«
Dieser Satz fraß sich in Sternacks Bewusstsein fest, als sie sich auf den Rückweg machten. Er fragte sich, ob er die ganze Zeit über von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen war. Die Lehren des LARD waren für ihn nur noch Lügen gewesen – dazu erdacht, die Herrschaft des Mächtigen über die Menschen von Quostoht zu festigen. Konnte es stattdessen sein, dass das LARD in Wahrheit ein gütiger Herrscher war, der den Menschen nur deshalb einredete, es gebe keine Welt außer Quostoht, weil die Welt jenseits der Grenzen unerträglich war?
So verstrickte sich Sternack in Gedanken, die unter Umständen dazu geführt hätten, dass er – für sich – das LARD von allen Verfehlungen freisprach, die es nach seiner bisherigen Ansicht gegen das Interesse der Menschen von Quostoht begangen hatte.
Dann aber geschah das, was Sternacks Zweifel ein für alle Mal beseitigte.
Sie hatten gerade einen Abschnitt des Stollens hinter sich gebracht, in dem der Boden sich rhythmisch zu heben und zu senken schien. Mittlerweile war es ihnen allen dreien flau im Magen. Porsekker-zwei bog um eine Krümmung des Ganges, da entstand vorab unerträgliche Helligkeit. Sternack schloss instinktiv die Augen. Er hörte seine Begleiter aufschreien und warf sich zu Boden. Eine heiße Druckwelle fegte über ihn hinweg und raubte ihm den Atem. In nackter Todesangst krallte er sich an dem kahlen Boden fest, bis er Zaajas klagende Stimme hörte: »Porsekker – steh auf!«
Sternack fuhr in die Höhe. Er sah Zaaja neben Porsekkers reglosem Körper kauern und eilte hinzu.
»Was ist geschehen?«, entfuhr es ihm.
Zaaja weinte. Wortlos zeigte sie auf Porsekker-zwei, und Sternack sah die hässliche Brandwunde auf seiner Brust. Porsekkers weit geöffnete Augen starrten blicklos zur kahlen Decke empor. Er war tot.
»Die Geschütze!«, stöhnte Sternack. »Man hält uns für Eindringlinge von der anderen Seite und feuert auf uns.«
Zaaja starrte ihn sprachlos an. Die Angst loderte in ihren Augen. Sternack berührte sie sanft an der Schulter. »Wir können nicht zurück, Zaaja«, sagte er. »Die Geschütze würden uns genauso erwischen wie Porsekker-zwei.«
24.
Es folgten Gang auf Halle, Halle auf Gang. Ein Mensch, der lediglich auf seine Beine als Fortbewegungsmittel angewiesen war, konnte Jahre in dem Riesengebilde PAN-THAU-RA verbringen, ohne es jemals zur Gänze kennenzulernen.
Begegnungen mit weiteren Asogenen blieben aus. Kershyll Vanne und Fellmer Lloyd gaben sich Mühe, einen Übergang zu finden, der tiefer ins Innere des Sporenschiffs führte. Inzwischen hatten sie vier Antigravschächte entdeckt, von denen drei jeweils ein Deck, der letzte aber zehn Decks weit in die Höhe führte. Sie waren diesen Schächten gefolgt, befanden sich aber immer noch in einer Region, die seit Langem verlassen zu sein schien und nur noch von verirrten Asogenen wie Lejhu betreten wurde.
In regelmäßigen Abständen setzte Vanne Meldungen an die 1-DÄRON ab. Sie besagten lediglich, dass der kleine Stoßtrupp weiter vordrang. Mehr als einen ultrakurzen Hyperkom-Impuls zu senden wäre gefährlich gewesen.
Irgendwann erreichten sie einen unbeleuchteten Stollen, der schräg aufwärtsführte. Dieser Stollen faszinierte Thagmar von Anfang an. Sie kletterte ihn ein Stück weit empor, und als sie zurückkam, lachte sie.
»Ihr könnt
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