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Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Titel: Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hatte. Es gab einen Menschen auf dieser Welt, dem von ihm bitter Unrecht geschehen war. Er musste Cainstor finden und ihm helfen, den Fallen des LARD zu entgehen. Er, Tarmair, würde das Unrecht wiedergutmachen, das er an Cainstor begangen hatte.
    Das LARD war plötzlich sein Feind – eine unheimliche Macht, die sich im Hintergrund verborgen hielt und die Wynger als ihr Spielzeug betrachtete. Nun hasste er das LARD, und er würde Cainstor helfen, seine neue Lehre zu verbreiten. Im Augenblick war Tarmairs Hass so groß, dass es ihn nicht kümmerte, ob Cainstor mit seinen Schilderungen der Welt jenseits des Endes der Welt die Wahrheit sagte oder nicht.
    Er sah sich um. In seinem Haus war es unordentlich. Das war gut so. Wer hierherkam, sollte den Eindruck gewinnen, dass Tarmair nur auf einen Sprung weggegangen war. Das verschaffte ihm einige Stunden Vorsprung. Er ließ die Haustür unverschlossen. Niemand sah, wie er das Fahrzeug bestieg und in westlicher Richtung davonschwebte.

3.
    Als er Westend erreichte, war die Zeit des Surquhaira vorüber. Tarmair suchte eine Trinkhalle auf, die dem Haupteingang des Rededoms gegenüberlag. Leere und halb geleerte Becher standen auf den Tischen, aber kein Mensch war zu sehen, und die Servierautomatiken waren ausgeschaltet.
    Verdrossen wandte Tarmair sich um und wollte wieder hinausgehen, da hörte er hinter sich eine halb lallende, halb keifende Stimme: »Das ist der Kerl, de-der Cainstor verraten hat!«
    An einem der Tische, sich krampfhaft daran festhaltend, stand ein Geschöpf, von dem auf den ersten Augenblick nicht zu erkennen war, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Der oder die Betreffende musste uralt sein, denn das Haar war längst ausgefallen und die letzten dünnen Strähnen hatten eine schmutzig braune Tönung. Das Gesicht war faltig, der offene Mund zeigte eine Reihe gelblicher Zahnstummel. Diese Gestalt musste bisher unter dem Tisch gehockt haben, sonst wäre sie Tarmair nicht verborgen geblieben.
    »Wer bist du?«, fragte er.
    »Was ge-geht es dich an?«, keifte das Geschöpf. »Geh zu allen Teufeln!«
    Tarmair empfand Mitleid mit der alten Gestalt. Das Gefühl kam für ihn selbst überraschend. Es schien unendlich lange her, seit er das letzte Mal Mitleid empfunden hatte. Damals – kurz nach der Trennung von seiner Mutter – hatte er versucht, einen Vogel aus einem Teich zu retten. Das hilflose Tier war dennoch gestorben.
    »Es ist wahr, dass ich Cainstor verraten habe«, sagte er bedrückt. »Doch inzwischen habe ich mein Unrecht eingesehen. Ich bin zurückgekommen, um Cainstor zu helfen. Ich muss wissen, wo er zu finden ist.«
    »Da-das klingt f-fast aufrichtig«, brabbelte das bedauernswerte Geschöpf. »Komm näher, damit ich dir in die Augen sehen kann.«
    Tarmair trat näher. »Wer bist du?«, wiederholte er seine Frage.
    »Mo-moora nennen sie mich …«
    Tarmair stand auf der anderen Seite des Tisches, an dem sich Moora festhielt. Wenigstens der Name verriet, dass sie eine Frau sein musste. Tarmair roch ihren stinkenden Atem, aber seltsamerweise ekelte er sich nicht davor.
    »Jaja, du siehst echt aus«, murmelte Moora. »Verwirrt, durcheinander und ein bisschen zornig. Wahrscheinlich meinst du wirklich, was du sagst.«
    »Natürlich meine ich es so. Weißt du, wo Cainstor ist?«
    »Nicht, wo er ist, aber wohin er gegangen ist.«
    »Sag es mir!«
    »Was bekomme ich dafür?«
    Tarmair reagierte verwirrt. »Was willst du?«
    »Wir setzen uns hier hin, ganz dicht nebeneinander, und reden eine Stunde oder so. Dann sage ich dir, wohin Cainstor gegangen ist. Natürlich müssen wir was zu trinken haben.«
    »Hier gibt es nichts mehr. Die Automaten sind abgeschaltet.«
    »Oh, das meinst du nur.« Die Greisin kicherte. Sie wankte zu einem der Automaten, versetzte ihm einen kräftigen Tritt und drückte eine Wahltaste. In der Ausgabeöffnung erschien ein Becher mit schäumendem Bier. Moora wiederholte den Tritt und kehrte mit zwei vollen Bechern zu dem Tisch zurück.
    »Jetzt können wir reden«, ächzte sie, während sie sich schwerfällig auf einem Stuhl niederließ.
    Nicht eine, sondern erst fünf Stunden später war Tarmair wieder unterwegs – auf Cainstors Spuren. Moora war nach ihrem achten oder neunten Becher endlich eingeschlafen.
    Ihm war eigenartig zumute. Nicht von dem Bier; denn er selbst hatte nur drei Becher geleert, vielmehr hatte er ein Erlebnis gehabt wie nie zuvor: Tarmair hatte einem Menschen einen Gefallen getan.
    Die Welt

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