Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
Verlauf der überschaubaren Geschichte war Buran viermal von solchen Existenzformen besucht worden. Die Voghen selbst legten wenig Wert auf die Entwicklung einer Technik, die das Reisen von Stern zu Stern ermöglichte. Nach allem, was sie wussten, gab es im Weltraum wenig zu schmecken, und dieser Umstand ließ jede Initiative schnell erlahmen.
»Es ist eine Lichtzelle, die etwas verbirgt«, erklärte Grün. »Ich bin ziemlich sicher, dass wir Besuch erhalten.«
»Glaubst du, dass Feinde der Voghen nach Buran kommen und die Röhrensysteme angreifen?«
Grün starrte ihn entgeistert an. »Wer hat dir das erzählt?«, fragte er überrascht.
»Niemand«, gestand Zorg. »Ich habe es mir selbst ausgedacht.«
»Du junger Narr! Wesen, die in der Lage sind, ihre Welt zu verlassen und in ein anderes Sonnensystem zu fliegen, haben Einsicht in kosmologische Zusammenhänge. Wie kommst du auf die Idee, dass sie bösartig und angriffslustig sein könnten? Besucher aus dem Weltraum sind weise und gütig.«
»Das bezweifle ich«, widersprach Zorg. »Wenn ich träume, glaube ich oft den Geschmack des Krieges zu spüren – und er geht von den Sternen aus.«
Grün, den das Licht aus dem Weltraum nicht schreckte, reagierte regelrecht entsetzt. »Wie kannst du so etwas sagen?«, fuhr er Zorg an. »Solche Gedanken sind verwerflich und eines Voghen unwürdig.«
Da Zorg noch nie mit einem anderen Voghen über seine Träume gesprochen hatte, verblüffte ihn Grüns Haltung. Er beschloss, in Zukunft etwas zurückhaltender zu sein. Im Gegensatz zu Grün fand er es in keiner Weise anstößig, an Kampf und Gewalt zu denken. Er war froh, dass Buran eine friedliche Welt war, aber er konnte sich durchaus vorstellen, dass es Planeten gab, auf denen es weniger gesittet zuging. Hoffentlich wurde der Krieg niemals nach Buran getragen, denn er würde die Voghen völlig unvorbereitet treffen.
»Ich mache mich auf die Suche nach meinen Erzeugern.« Er verabschiedete sich und ging davon.
Zorg war erleichtert, als er Grün nicht mehr schmecken konnte. Langsam bewegte er sich durch die Schlucht, wobei er ab und zu stehen blieb, um Unterhaltungen zuzuhören. Die Gespräche drehten sich ausschließlich um das seltsame Licht über Weydel. Alle waren sich darin einig, dass es aus dem Weltraum kam. Von den anderen Röhrensystemen waren offenbar Nachrichten eingetroffen, die besagten, dass man das Licht dort nicht wahrnehmen konnte. Zorg fand dies umso erstaunlicher, als die meisten Röhrensysteme auf dieser Seite des Planeten lagen und jeder in der Dunkelheit das Licht hätte sehen müssen.
Wie sehr unterscheide ich mich eigentlich von meinesgleichen?, überlegte er. Diese Frage stellte sich ihm nicht zum ersten Mal. Schon bei früheren Anlässen war ihm aufgefallen, dass er sich in vielen Dingen von anderen jungen Voghen unterschied. Er besaß nicht ihre Geduld und war eher als sie bereit, für die Durchsetzung seiner Meinung Ärger in Kauf zu nehmen. Ein paarmal hatte er sich sogar in Handgreiflichkeiten eingelassen, um den eigenen Vorstellungen Nachdruck zu verleihen.
Während er über sich nachdachte, machte das Licht am nächtlichen Himmel einen regelrechten Sprung. Es hatte sich von einer Sekunde zur anderen tiefer herabgesenkt und hing nun in blendender Helligkeit über dem Röhrensystem. Die Umrisse der Erscheinung waren nicht zu bestimmen, und Zorg fragte sich, wieso Grün mit so großer Selbstverständlichkeit von einer Lichtzelle gesprochen hatte. Zorg stellte sich unter einer Zelle einen kleineren Körper vor, aber das, was sich am Himmel über Weydel befand, musste riesig sein.
Er fühlte, dass die Voghen in den Schluchten zwischen den Röhrenbehausungen unruhiger wurden. Angst und Panik veränderten die winzigen Geschmackskörper und wurden auf diese Weise spürbar. Zorg beschloss, sich nicht davon anstecken zu lassen.
Er hatte fast das Ende der Schlucht erreicht, als er Tara schmeckte. Er entdeckte sie neben dem Bodenbrunnen zwischen zwei Röhren, Bern war nicht zu sehen. Für Zorg war es unbegreiflich, dass Bern seine Gefährtin in dieser Situation allein ließ. Allerdings hatte Bern viele Charaktereigenschaften, die Zorg nicht verstand. Bern war Architekt-Philosoph; der größte Teil der Röhren in diesem Abschnitt von Weydel war unter seiner Leitung erbaut worden. Zorg sah die Behausungen als stumme Zeugen für Berns Fantasielosigkeit. Aber da alle anderen Voghen, die maßgebliche Kritik äußern durften, vorgaben, in den von Bern
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