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Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen

Titel: Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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erschaffenen Röhren große Gedanken materialisiert zu sehen, hielt Zorg sich mit einer Beurteilung zurück.
    Er ging bis zu dem Bodenbrunnen.
    »Warum bist du nicht in unserer Röhre geblieben?«, fragte Tara und richtete sich auf.
    Die Voghen konnten, wenn es darauf ankam, auf den beiden kurzen Beinen stehen und das mittlere Gliederpaar als zusätzliche Arme einsetzen. Diese Haltung war jedoch unbequem, und ein Voghe, der sie einnahm, fühlte sich in der Regel nicht besonders sicher auf den beiden Beinen. Sie war aber auch Ausdruck großer innerer Erregung, und für Zorg gab es keinen Zweifel daran, dass Tara in dieser Nacht allein von ihren Gefühlen beherrscht wurde.
    »Ich möchte dieses Licht schmecken«, verkündete Zorg. »Doch bisher hat es sich allen Versuchen entzogen.«
    »Ja«, bestätigte Tara. Sie ließ sich wieder auf alle viere sinken und schaufelte mit einer hohlen Hand Wasser aus dem Brunnen in ihre vorgestülpte Magenöffnung. Zorg verfolgte, wie gierig sie trank. Ob sie wusste, dass sie mit diesem Verhalten Angst signalisierte? Tara war in mancherlei Beziehung naiv, vor allem aber, was ihre Beziehung zu Bern anging. Zorg wusste, dass Bern ihre Gutmütigkeit missbrauchte und sie ausnutzte, aber das würde er ihr niemals begreiflich machen können.
    »Du verstehst Bern nicht«, sagte sie, sobald Zorg die Sprache auf ihren Gefährten brachte. »Er ist allein mit sich und seinen großen Gedanken.«
    Eines musste man Bern allerdings lassen: Er ertrug Zorgs offene Antipathie mit Gelassenheit. Nicht ein einziges Mal hatte Bern sich zu einer unfreundlichen Geste gegenüber Zorg hinreißen lassen. Er war eben ein typischer Voghe.
    »Ich glaube, wir erleben eine Invasion aus dem Weltraum.«
    Kaum gesagt, bereute Zorg diesen Satz auch schon. Es war unfair gegenüber Tara, solche Bemerkungen zu machen. Falls sie die Worte überhaupt verstand, waren sie nur dazu geeignet, ihre Angst zu steigern.
    »Bist du krank, Zorg?«, wollte sie wissen.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte er. »Aber die Welt ist nicht so, wie wir sie beurteilen, das habe ich längst begriffen. Manchmal träume ich davon, Buran zu verlassen.«
    »Und wohin möchtest du gehen?«
    Zorg antwortete nicht. Es war unverantwortlich, so mit seiner Erzeugerin zu reden, aber wenn er sich in diesem Zustand befand, handelte er oft wie unter innerem Zwang. Manchmal glaubte er, eine gespaltene Persönlichkeit zu haben.
    »Weydel ist das wichtigste Röhrensystem der Voghen auf Buran«, sagte er zu Tara. »Hältst du es für Zufall, dass das Licht hier aufgetaucht und nur hier zu sehen ist?«
    »Zumindest ist es kein Indiz für eine Invasion«, antwortete sie sanft. »Besinne dich auf dich selbst, Zorg. Schließe Frieden mit dir und vergiss deine quälenden Fragen.«
    Wie könnte ich sie vergessen, wenn sie meine Träume beherrschen?, dachte Zorg.
    Wieder sackte das Licht ein Stück tiefer auf Weydel herab. Es bildete jetzt eine strahlende Decke über dem Röhrensystem. Kein Luftzug war zu spüren. Zorg blickte in den Brunnen und sah, dass die Wasseroberfläche wie erstarrt unter ihm lag. Seltsamerweise reflektierte sie das Licht nur schwach, und Zorg hatte den Eindruck, auf eine Scheibe aus poliertem Gold zu blicken. Prompt streckte er die Hand aus und schöpfte Wasser aus dem Brunnen. Die goldene Scheibe zerbrach in einen chaotischen Wirbel.
    Zorg schlürfte das Wasser. Es hatte einen völlig anderen Geschmack als sonst, aber er konnte ihn nicht beschreiben. Die Flüssigkeit hatte ihre Konsistenz geändert, und dieser Prozess war zweifellos auf das Licht am Himmel zurückzuführen.
    In diesem Moment brach die Panik aus.
    Zorg hörte einen Aufschrei, den er in seinem ganzen Leben nicht vergessen sollte, einen Schrei tiefer Qual und Verzweiflung. Zuerst dachte er, nur Tara hätte geschrien, dann wurde ihm bewusst, dass der Schrei von vielen tausend Voghen gleichzeitig kam.
    Zorg wich vom Brunnen zurück. Er sah, dass Tara davonstürmte. Mit ihr setzten sich alle in der Schlucht befindlichen Voghen in Bewegung.
    Trotz der beunruhigenden Ursache und der drohenden Konsequenzen hatte der Vorgang für Zorg etwas Faszinierendes. Es war überwältigend, wie die Voghen sich Panzer an Panzer durch die Schlucht bewegten, einem gemeinsamen Ziel entgegen. Ihre Schilde und Schuppen leuchteten im Licht der rätselhaften Erscheinung. Zorg war so in dieses unheimliche Bild vertieft, dass ihm erst langsam bewusst wurde, dass er nicht an der Flucht teilnahm.

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