Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
war. Orbiter Zorg wusste nicht, ob Igsorian von Veylt überhaupt noch lebte. Auf der Suche nach dem Ritter der Tiefe war er schließlich von Robotern angegriffen und in eine gigantische Station gebracht worden. Unmittelbar nach der Ankunft hatte er zwar entkommen können, aber inzwischen bezweifelte er, dass seine Freiheit ein Vorzug war. Er fand sich in der Station nicht zurecht, außerdem schien an Bord völliges Chaos zu herrschen. Immer wieder stieß Orbiter Zorg auf groteske Lebensformen, für deren Existenz eine Erklärung unmöglich erschien. Es wimmelte in verschiedenen Bereichen der Station geradezu von anachronistischen Wesen. Viele von ihnen waren angriffslustig und bösartig, sodass Orbiter Zorg bei Zusammenstößen mit ihnen mehrmals nur mit knapper Mühe dem Tod entronnen war.
Inzwischen hatte er gelernt, sich vorsichtiger zu verhalten. Er hatte Verstecke angelegt, in die er sich bei Gefahr sofort zurückzog. Aber er wusste nicht einmal, wohin sein gekapertes Schiff gebracht worden war, und es würde vom Zufall abhängen, ob er jemals wieder dorthin zurückfinden konnte.
Er war zu lange im Weltraum und auf anderen Planeten gewesen, um noch Heimweh nach Buran zu haben, aber in seiner aktuellen Situation ertappte er sich oft dabei, dass er an seine Heimatwelt dachte. Buran war hoffnungslos weit entfernt.
Manchmal träumte Zorg davon, dass Igsorian von Veylt ihn suchte.
Wenn der Ritter der Tiefe noch am Leben war, hatte er jedoch mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vielleicht hatte er inzwischen sogar einen neuen Orbiter gefunden, obwohl das ziemlich unwahrscheinlich war.
Die Tatsache, dass er als Orbiter für einen Ritter der Tiefe arbeitete, hatte Zorg zu der trügerischen Vorstellung verleitet, etwas Besonderes, ja Unvergängliches zu sein. Nun erhielt er eine bittere Lektion. Nichts in diesem Universum war unvergänglich.
14.
Durch das offene Schott drang ein klagender Laut an Borls Gehör. Schwaden gelben Nebels glitten träge in den Lagerraum. Dann tauchten drei ballgroße grüne Kugeln auf. Sie schwebten auf den Zeitlosen zu und verhielten unmittelbar über ihm.
»Plondfair darf nicht schießen!«, rief Ganerc. »Wir müssen feststellen, was in den Speicherräumen geschieht.«
Die Kugeln zerplatzten mit explosionsartigen Geräuschen, und ihr Inhalt regnete auf Ganerc-Callibso herab. Es war eine grüne, geleeartige Substanz. Der ehemalige Mächtige kümmerte sich nicht darum, sondern trat durch das offene Schott in den angrenzenden Raum.
»Kommt!«, rief Borl den anderen zu. »Wir folgen ihm. Plondfair, du darfst die Waffe nur einsetzen, wenn einer von uns in Lebensgefahr schwebt.«
Als er das Schott erreichte, bot sich dem Jäger ein merkwürdiger Anblick. Ganerc war einige Schritte weit in den Speicherraum eingedrungen. Um ihn herum tanzten Dutzende grüner Kugeln, aber diesmal zerplatzten sie nicht. Auf dem Boden kauerten Biophore-Wesen, die Borl entfernt an Riesenfrösche erinnerten. Ab und zu riss eine dieser rätselhaften Kreaturen den Rachen auf und gab auf diese Weise eine schwebende Kugel frei. Andere Exemplare schlangen den algenähnlichen Belag in sich hinein, der die gesamte Einrichtung des Speicherraums zu bedecken schien. Borl sah, dass diese Wesen die aufgenommene Masse in ihren Mäulern bewegten und dabei zu jenen Kugeln formten, die sie wenig später ausspien. Zweifellos fand ein chemischer Prozess statt, der die Bildung der Kugeln unterstützte.
Von ihrer Fressgier abgesehen, machten die Wesen einen teilnahmslosen Eindruck. Sie schienen die Ankunft der kleinen Gruppe nicht einmal zu registrieren.
»Seht euch die Speicheranlagen an!«, rief Ganerc zornig. »Sie liegen unter einer dicken Schicht organischer Substanz. Wahrscheinlich sind sie nicht mehr zu gebrauchen.«
»Wo befindet sich der Transmitter?«, fragte Borl.
»Hinter den Speichern. Aber vermutlich sieht es dort nicht besser aus als hier.«
Sie stiegen über die Froschähnlichen hinweg und durchquerten den Raum. Der Boden war überaus glitschig. Ganerc übernahm wieder die Führung. Borl warf einen besorgten Blick in Arquaths Richtung, denn er fürchtete, dass ein Sturz für den Steinernen schlimm enden könnte.
Als der Jäger von Vorcher Pool auf Höhe der ersten Speicher angelangte, hörte er hinter sich einige Kugeln zerplatzen. Diesmal regnete ihr Inhalt auf Demeter herab, die nicht so glimpflich davonkam wie der Zeitlose, den offenbar sein Anzug vor Schaden bewahrt hatte. Kaum, dass die Substanz
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