Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
»Wenn Sie derart nervös mit einer Waffe herumfuchteln, könnte das zu allerlei unerfreulichen Folgen führen.«
Niemand antwortete.
Einen Augenblick später drängten zwei weitere Männer in den Raum und machten sich daran, die vorhandenen Geräte zu untersuchen. Bull grinste spöttisch. Wenn er oder Kanthall hier etwas verborgen hätten, wäre es mit Sicherheit auch bei einer intensiven Suche nicht so leicht auffindbar gewesen.
»Was für ein Aufwand!«, seufzte Kanthall, als er und Bull wieder allein waren. »Als ob es keine anderen Probleme gäbe!«
»Immerhin wissen wir jetzt einiges mehr«, murmelte Bull. »Die Solaner verdächtigen SENECA wirklich, andernfalls wären sie nicht so zartfühlend mit uns umgesprungen. Sie wagen es nicht, Gewalt anzuwenden, und fürchten vermutlich, dass SENECA dies als den berüchtigten Tropfen empfinden könnte, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es ist gut, das zu wissen – für den Ernstfall, meine ich.«
»Eine verrückte Situation«, kommentierte Kanthall. »Da stehen die beiden riesigen Schiffe in einer fremden Galaxis, um uns herum wimmelt es von fremden Raumschiffen, die Wynger würden uns am liebsten auf der Stelle den Garaus machen oder uns wenigstens auf Nimmerwiedersehen davonjagen, Rhodan und seine Leute stecken vermutlich bis zum Hals in Schwierigkeiten – und die SOL-Geborenen haben nichts Besseres zu tun, als nach einem Saboteur zu suchen, den es wahrscheinlich gar nicht gibt.«
»Er ist eifrig dabei, das Gegenteil zu beweisen«, bemerkte Bull trocken und zeigte auf die Bildwiedergabe. »Das ist eben erst geschehen. Diesmal handelt es sich um keine Bagatelle.«
»Noch dazu ganz in der Nähe«, stellte Kanthall fest. »Ich werde mir das ansehen.«
»Treten Sie den Solanern nicht zu nahe!«, warnte Bull besorgt.
Als er gleich darauf allein war, stellte der Aktivatorträger überrascht fest, dass jemand aus der BASIS ihn zu sprechen wünschte. Das war ungewöhnlich. In den letzten Stunden waren die Kontakte spärlicher geworden. Es schien, als hätten Terraner und SOL-Geborene sich wirklich nichts mehr zu sagen.
Zu Bullys Enttäuschung gab es keine neuen Nachrichten von Rhodan. Irmina Kotschistowa meldete sich, und es schien, als wüsste sie sehr genau, wie merkwürdig ihr Verlangen sich zu diesem Zeitpunkt anhören musste.
»Ich mache mir Sorgen«, gestand sie schließlich. »Es geht um Sternfeuer, eine Zehnjährige auf der SOL.«
»Ich entsinne mich.« Bull nickte. »Das ist das Kind, das durch Ihren Ausflug nach Test II so unerwartet in Gefahr geriet, nicht wahr?«
»Stimmt genau«, bestätigte die Mutantin. »Bitte sehen Sie bei Gelegenheit nach der Kleinen! Ich habe ein ungutes Gefühl – am liebsten würde ich mich selbst darum kümmern, aber das geht ja schwerlich.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
Kotschistowa verzog das Gesicht wegen dieser ausweichenden Antwort. Bull ließ ihr jedoch keine Zeit, weiter über dieses Thema zu reden, er unterbrach kurzerhand die Verbindung.
»Als ob ich nichts anderes zu tun hätte«, murmelte er. »Ein Kind! Die erwachsenen SOL-Geborenen machen mir schon genug Ärger. Soll ich mich jetzt auch um ihre Sprösslinge kümmern?«
In der BASIS verließ Irmina Kotschistowa niedergeschlagen die Funkzentrale.
Sie hatte Bulls Bemerkung nicht mehr hören können, doch gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich seine Reaktion zusammenzureimen. Auch in der BASIS konnte die Mutantin nicht auf Verständnis dafür hoffen, dass sie sich Sorgen um eine Zehnjährige machte, wo doch so viel mehr auf dem Spiel stand.
Die SOL veränderte sich. Bislang waren die technischen Umbauten gering, aber der Prozess schritt unaufhaltsam voran. Es gefiel niemandem, wie das Schiff, mit dem die ehemaligen ›Immunen‹ die aphilische Erde verlassen hatten, um die Milchstraße zu suchen, nun umgerüstet wurde. Die SOL-Geborenen gingen mit erschreckender Konsequenz vor. Alles, was an Terra und andere Welten erinnerte, wurde verbannt. Es hieß, dass bestimmte Lesestoffe schon nicht mehr abgerufen werden konnten. Die betreffenden Informationen waren vorhanden, aber nur noch unter schwierigsten Bedingungen erhältlich. Ausgedehnte Lagertrakte wurden geräumt. Was dort entstehen sollte, war kein Geheimnis: Um die Treibstofffrage endgültig zu klären, wollten die Solaner Einrichtungen schaffen, die den im interstellaren Raum vorhandenen Wasserstoff nutzbar machen sollten.
»Was hat er gesagt?«
Die Mutantin schrak zusammen und
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