Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
die zweite sie hinterher rettete.
Aiklanna zerbrach sich den Kopf darüber, was in diesen ersten Roboter gefahren sein mochte. Warum hatte er sich nicht an die Spielregeln gehalten? Was hatte er überhaupt an diesem Ort zu suchen gehabt? Den Äußerungen der Leute konnte sie entnehmen, dass sie von dem ersten Roboter nichts wussten, und das konnte doch nur heißen, dass die Maschine unkontrolliert in diesem Sektor aufgetaucht war.
Selbst Aiklanna wusste, dass Roboter nichts ›heimlich‹ tun konnten. Und dann dachte sie an Sternfeuer und eine höchst eigenartige Geschichte, von der sie hintenherum gehört hatte.
Sternfeuer hatte angeblich versucht, sich für etwas auszugeben, was sie nicht war, weil sie die SOL verlassen wollte. Sternfeuer war auch diesmal in der Nähe gewesen, sonst wäre sie nicht so schnell neben der Trage erschienen. Sternfeuer konnte außerdem sehr schnell laufen, und sie kam auf die haarsträubendsten Ideen.
Aiklanna versuchte, sich an das Aussehen des bewussten Roboters zu erinnern. War er besonders groß gewesen? Eher im Gegenteil, entschied sie und wertete das als wichtiges Indiz. Gab es überhaupt für Sternfeuer greifbare Mittel, sich eine solche Verkleidung zuzulegen? Auch das – denn vor wenigen Wochen hatte eine Theatergruppe ein solches Kostüm benutzt, und es konnte nicht schwierig sein, an diese Requisiten heranzukommen.
Aiklanna setzte sich ruckartig auf, als sie die Konsequenz bedachte.
Sicher hatte Sternfeuer nicht eine so große Zerstörung anrichten wollen. Vielleicht war sie sogar nur durch einen unglücklichen Zufall zum Zeitpunkt der Explosion genau da gewesen, aber das zu entscheiden war nicht Aiklannas Angelegenheit. Sie musste den Vorfall melden. Sternfeuer tat ihr leid, denn auf jeden Fall bekam das Mädchen Ärger. Dennoch hielt sie es für ihre Pflicht, über ihre Erkenntnisse zu berichten.
Sie stand auf und ging zur Tür. Draußen war es seltsam still. Sie öffnete mehrere Türen, fand aber niemanden. Aiklanna bekam Angst. Sie lauschte. Von weit her hörte sie Stimmengemurmel. Hastig lief sie in diese Richtung und stand endlich atemlos vor zwei jungen Frauen, die sich zu einem Becher Kaffee in einen Nebenraum verzogen hatten.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte die eine erschrocken. »Du sollst eigentlich schlafen. Komm, leg dich wieder hin! Nun stell dich nicht so an …«
Aiklanna wehrte sich dagegen, einfach abgeschoben zu werden. Sie tat das so energisch, dass die junge Frau endlich nachgab und ihr zuhörte.
Aiklanna war inzwischen so aufgeregt, dass ihr Bericht ausgesprochen wirr ausfiel. Sie merkte es selbst und bemühte sich, konzentrierter zu sprechen. Aber je mehr Mühe sie sich gab, desto schlimmer gerieten ihr die Worte durcheinander. Es war immer so, sie kannte das, und darum gab sie es schließlich doch auf. Erwartungsvoll starrte sie die beiden Frauen an.
»Das ist eine schlimme Geschichte«, sagte die eine ernst. Aiklanna sah nicht die beschwichtigende Geste, die der Kollegin ihrer Zuhörerin galt. »Wir werden uns darum kümmern, dass jemand sich dieses Kindes annimmt. Hoffentlich erweist es sich, dass das Mädchen wirklich nur durch einen Zufall mit der Explosion in Verbindung gebracht wurde.«
Noch etwas fiel Aiklanna ein: Wenn die Zwillinge erfuhren, wer sie so schmählich verraten hatte, würden sie Aiklanna nicht eben freundlich behandeln.
»Ich könnte selbst mit Sternfeuer reden«, schlug sie hastig vor. »Sie hört auf mich, und ich …«
»Du legst dich hin! Und zwar auf der Stelle. Sonst macht man uns später für alle Folgen verantwortlich. Komm!«
Die junge Frau brachte Aiklanna in das Zimmer zurück und verabreichte ihr ein Beruhigungsmittel. Aiklanna versuchte, sich lediglich schlafend zu stellen, aber dann wirkte das Mittel doch, und sie sank in wirre Träume.
Niemand suchte nach Sternfeuer. Aiklannas Versuche, sich zur Aufsichtsperson der Zwillinge zu berufen, waren zu vielen Personen bekannt. Abgesehen davon war tatsächlich ein zweiter Roboter am Explosionsort gefunden worden, und dabei hatte es sich keineswegs nur um eine Theaterrequisite gehandelt. Es ließ sich nicht klären, was die Maschine an diesem Ort gesucht hatte, weil in ihrem Innenleben ein erhebliches Durcheinander herrschte.
Der Zustand des Roboters und die Explosion wurden mit den rätselhaften Sabotageakten in Verbindung gebracht, und die waren alles andere als das Werk spielender Kinder. Allmählich widmete sich der große Unbekannte lohnenderen
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