Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Objekten als Leuchtelementen, Lautsprecherfeldern und Klimaschächten.
Eine Stunde später zerbarst eine Leitung in einer Anlage zur Erzeugung synthetischen Eiweißes. Der Schaden war außerordentlich hoch. Und diesmal gab es einen Toten und mehrere Schwerverletzte.
Ohne große Hoffnung klapperte Federspiel zum wiederholten Mal die üblichen Verstecke auf der Suche nach seiner Schwester ab. Er hatte den Alarm gehört, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Zu spät war ihm eingefallen, dass Sternfeuer ziemlich neugierig war und mit einiger Sicherheit am Ort des Geschehens auftauchen würde. Als er hinkam, war bereits alles vorbei. Roboter beseitigten die Spuren der Explosion, und nur ein älterer SOL-Geborener beaufsichtigte den Fortgang der Reparaturen.
Als er vor der Kabine des alten Torboros stand – der Terraner war tatsächlich zur BASIS umgezogen –, schrillte wieder der Alarm durch das Schiff. Federspiel zögerte. Sollte er versuchen, Sternfeuer diesmal zuvorzukommen? Er war ganz sicher, dass er sie bei irgendeiner solchen Gelegenheit aufstöbern konnte. Aber er verlor nur wenige Sekunden, wenn er erst noch seine Runde beendete.
Er riss die Tür auf – und prallte fast mit Sternfeuer zusammen.
»Was, zum Teufel …«, stieß der Junge hervor, dann sprang er seiner Schwester nach und bekam sie gerade noch zu fassen, ehe sie um die Ecke rennen konnte, wo sie wahrscheinlich im Handumdrehen wieder untergetaucht wäre.
»Lass mich in Frieden!«, schimpfte Sternfeuer und versuchte, ihren Bruder abzuschütteln.
»Das kommt nicht infrage«, sagte Federspiel energisch. »Ich will wissen, was los ist. Warum versteckst du dich?«
Sternfeuer sah ein, dass es so nicht weitergehen konnte. Irgendwie musste sie ihrem Bruder alles erklären, vorher würde er ohnehin keine Ruhe geben. Sie konnte nicht immer nur davonlaufen. Außerdem war sie hungrig und müde.
»Lass uns nach Hause gehen«, schlug sie vor. »Da ist es ruhiger.«
Federspiel willigte ein.
Sie fanden die Wohnung ihrer Eltern verlassen vor, aber damit hatten sie gerechnet. Die Versorgungseinheit war auf die Daten der Zwillinge eingestellt und lieferte ihnen eine reichhaltige Mahlzeit. Sternfeuer war so müde, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte – sie rollte sich nach dem Essen in einem Sessel zusammen und schlief auf der Stelle ein. Ihr Bruder versuchte wach zu bleiben, weil er fürchtete, dass sie ihm wieder davonlaufen könnte. Aber dann siegte auch bei ihm die Müdigkeit.
Er wachte auf, weil jemand ihn leicht an der Schulter schüttelte. Benommen sah er sich um – und erschrak.
Vor ihm stand ein Mann, den er auf den ersten Blick erkannte, obwohl er ihn erst höchstens zweimal gesehen hatte. Dafür erschien dieses Gesicht umso häufiger im Rahmen von Informationssendungen aller Art auf den Bildwänden.
»Reginald Bull«, flüsterte Sternfeuer, die ebenfalls aufgewacht war und den Besucher ängstlich anstarrte.
Federspiel riss sich zusammen. »Was wünschen Sie?«, fragte er so ruhig wie möglich.
Bull sah die beiden Kinder an und fragte sich vergeblich, was ihn hierher getrieben hatte. Was hatte Irmina Kotschistowa sich dabei gedacht, als sie ihn bat, nach Sternfeuers Wohlbefinden zu fragen?
Er konnte auf Anhieb nicht einmal sagen, wer von den beiden der Junge und wer das Mädchen war. Beide hatten kurzes hellblondes Haar. Ihre Gesichter waren weich vom Schlaf. Dennoch wirkten sie fast ein wenig fremdartig durch die mattbraune Haut und die eigentümlich dunkelblauen Augen.
Bull räusperte sich. »Ich soll euch Grüße bestellen«, sagte er. »Das heißt – wer von euch ist Sternfeuer?«
Das Mädchen hob schüchtern die Hand.
»Irmina Kotschistowa macht sich Sorgen um dich«, fuhr Bully fort. Er deutete auf einen Sessel. »Darf ich Platz nehmen?«
Die Kinder nickten. Ihre Bewegungen waren synchron. Später merkte der Aktivatorträger, dass auch ihre Stimmen sich nicht voneinander unterschieden. Es war ihm ein Rätsel, wie man sie überhaupt auseinanderhielt, denn die Kinder trugen die für ihre Altersgruppe typische lose Bordkombination. Allmählich spürte er dann, dass es doch einen Unterschied gab – in der Art, wie die Zwillinge die Welt betrachteten. Federspiel war neugierig. Er verfolgte alles mit offenen Blicken, war leicht zum Lachen zu bringen, reagierte aber auch spontan auf Dinge, die ihm nicht gefielen. Seine Schwester erschien eher zurückhaltend. Wurde sie beobachtet, hielt sie die Augenlider meist
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