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Silberband 105 - Orkan im Hyperraum

Titel: Silberband 105 - Orkan im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Hyperraum reichten nicht vollständig in diese niedere Existenzebene hinein, nur ihre Boten tanzten an der Grenze zwischen Schein und Wirklichkeit. Die Feuer waren kalt, ihre Flammen taumelten über alle Instrumente hinweg, ohne sie wirklich zu berühren.
    Das Schiff würde den Sturm aus dem Hyperraum überstehen.
    Fast empfand Bell Trauer bei dem Gedanken, dass seine Zeit vorbei war, wie immer diese Katastrophe auch enden würde. Er hegte eine schwache Hoffnung, dass die Ansken ihre gewohnte Position wieder einnehmen konnten, nur würde Körter Bell dann nicht mehr ihr Anführer sein.
    Vergeblich hielt er Ausschau nach irgendetwas, das die Waffe des LARD sein konnte, aber in diesem Chaos reichte die Sicht keine zehn Schritte weit. Was die Söldner des LARD in ihrem Fahrzeug transportiert hatten, war wahrscheinlich längst durch den Sturm beschädigt worden. Einmal hatte es seinen Staub abgeblasen, aber dann offenbar alle Aktivitäten eingestellt. Vielleicht hatte es noch in anderen Räumen des Schiffes eingegriffen, aber darüber machte sich der Außerordentliche Kräftebeharrer und Mechanist nicht allzu viele Gedanken.
    Er wäre gern aufgestanden und hätte sich in der Zentrale umgesehen, doch er fürchtete, dass ihn der Sturm zu Boden drücken würde und er sich aus eigener Kraft dann nicht mehr erheben konnte. Die Vorstellung, dass ihn die irgendwann in die Zentrale zurückkehrenden Ansken am Boden finden könnten, war unerträglich für ihn. Wenn sie zurückkamen, sollten sie ihn auf seinem Sitz sehen, ihren Anführer, der als Einziger im Toben der Zentrale ausgeharrt hatte.
    »Bell war ein mutiger Mechanist«, würden die jungen Ansken der nächsten Generationen sagen. »Gewiss hat er Fehler gemacht, aber er war wirklich mutig. Man fand ihn ganz allein in der Zentrale, tot auf seinem Platz.«
    Plötzlich fürchtete Bell, dass er vergebens auf den Tod wartete. Das Schicksal, das ihm in den letzten Tagen so übel mitgespielt hatte, könnte beschlossen haben, ihm einen letzten Streich zu spielen und ihn am Leben zu lassen.
    In dem Moment hörte er die Stimme der Königin. Es war keine richtige Stimme, eher ein Impuls, der ihn tief bewegte. Ein Signal aus weiter Ferne, aus einem anderen Raum und einer anderen Zeit.
    »Königin«, flüsterte Bell. »Bruilldana!«
    Er wusste nicht, woher er diesen Namen kannte. Das Gefühl der Verbundenheit zu der fernen Königin war überwältigend. Bell zitterte. Skeptisch fragte er sich, ob er ein Opfer von Halluzinationen wurde. Vielleicht spielte ihm seine tiefe Sehnsucht einen Streich.
    Doch die Impulse der Königin erreichten ihn erneut und strichen wie eine körperliche Berührung über ihn hinweg. Es waren tröstliche und angenehme Impulse, sie gaben ihm das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, sondern ein bedeutsamer Teil eines Ganzen.
    Allmählich ahnte er, was das Volk der Ansken an Bord des Riesenschiffs all die lange Zeit hindurch vermisst hatte. Er fragte sich, wie diese Fehlentwicklung möglich gewesen sein konnte. Stimmte die Legende, dass die Ansken in ferner Vergangenheit mit Noon-Quanten manipuliert worden waren? Wer war dafür verantwortlich?
    Der Kontakt zur fernen Königin brach bald wieder ab. Körter Bell spürte, dass sein Sitz heftig vibrierte. Das Riesenschiff schien sich aufzubäumen. Bell versuchte, sich vorzustellen, wie der majestätische Kugelkörper aus unzerstörbarem Stahl sich bewegte.
    Vielleicht verschwand das Schiff jetzt völlig aus dem Normaluniversum, vielleicht wurde es auch vom Hyperraum ausgespien. Zwischen den Gewalten zweier Existenzebenen drohte dieses gigantische Gebilde zu zerbersten.
    Bell saß da wie gelähmt, aber seine Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Die tausend Stimmen des Sturmes wurden noch lauter und stimmten ein wildes Triumphgeheul an. Die Zentrale war nun ein Tunnel ins Nichts, eine tobende Feuerlohe, in der alles zu versinken drohte.
    Königin!, dachte Bell. Das ist unser Ende.
    Dann begann sich dieser unermessliche Schlund aus Schwärze und Feuer zu verengen und zog sich in blinder Gier zusammen.
    Für einen entsetzlichen Augenblick glaubte der Anskenführer, über einem unvorstellbaren Abgrund zu schweben. Dieses Gefühl absoluter Nichtexistenz währte nur einen Herzschlag lang und erschien ihm dennoch wie eine Ewigkeit.
    Schließlich war es vorbei …
    Der Sturm verstummte mit einem letzten zornigen Brüllen, die Feuer sanken in sich zusammen wie sterbende Blüten im Zeitraffer, und die gläserne Luft verwehte wie

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