Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
opfern. Weder Sie noch ich würden das an seiner Stelle tun. Wir halten das alles ohnehin nur für ungewöhnlich, weil wir die Verlierer sind. Wir suchen einen plausiblen Grund, weil wir damit unserer verletzten Eitelkeit einen Dienst erweisen.«
»Vielleicht haben Sie recht«, gestand Borl achselzuckend.
Er verabschiedete sich von Hamiller, der in die Zentrale ging. Borl begab sich ins Quartier der AID, die als Hilfsorganisation der Galaktischen-Völkerwürde-Koalition tätig war. Er traf Bars Tipoder an, der in einem Sessel kauerte und schläfrig in einem antiken Buch blätterte.
»Du siehst aus, als wolltest du deinen Abschied einreichen.« Tipoder seufzte leise. »Was wird Tekener dazu sagen?«
»Warst du schon einmal verliebt?«, fragte Borl bissig.
Tipoder kratzte sich am Hinterkopf. »Ach, du meine Güte!«, stellte er betroffen fest. »Die Sache mit Demeter macht dir zu schaffen.«
»Anders, als du denkst. Ich will herausfinden, warum das so ist.«
Tipoder sah sein Gegenüber verständnislos an. »Warum verliebt sich ein Mann in eine Frau? Soll ich dir aufzählen, was dabei an biochemischen Prozessen …«
»Hör auf! Darum geht es nicht. Ich will wissen, warum drei erwachsene Männer – Danton, Hamiller und ich – wie Schuljungen reagieren, sobald wir in Demeters Nähe sind.«
»Ich verfüge nicht über genügend einschlägige Erfahrung, um mir ein Urteil zu erlauben«, sagte Tipoder grinsend.
»Du verstehst mich nicht! Du siehst das von der lächerlichen Seite. Denk einmal daran, dass Menschen aus Liebe gemordet haben oder Selbstmord begingen.«
Tipoders Lächeln gefror. »Du denkst hoffentlich nicht an so einen Blödsinn?«
Borl ignorierte die besorgte Frage. »Manchmal habe ich den Eindruck, Demeter völlig verfallen zu sein«, bekannte er. »Ich glaube, dann könnte ich alles tun, um sie für mich zu gewinnen. Hörst du, was ich sage, Bars? Alles könnte ich tun.«
Tipoder legte das Buch zur Seite. »Das ist doch reine Gedankenspielerei. Danton, Hamiller und du würden nie etwas Unrechtes tun.«
»Danton hat die Erde verlassen, obwohl er zum Obersten Terranischen Rat gewählt wurde. Dazu könnte man beinahe schon Fahnenflucht sagen. Begangen von einem Mann, der sich bisher in jeder Hinsicht ausgezeichnet und bewährt hat, ganz abgesehen davon, dass er große Erfahrung besitzt.«
Tipoder nagte an seiner Unterlippe. Borl ließ sich in einen Sessel fallen und brütete stumm vor sich hin.
»Woran denkst du?«, fragte Bars Tipoder nach einer Weile.
»Daran, was Danton, Hamiller und ich unter bestimmten Umständen zu tun bereit wären«, antwortete der Jäger von Vorcher Pool düster.
Der Außerordentliche Kräftebeharrer warf einen Blick auf die Bildwiedergabe und gestand sich ein, dass er einen schweren Fehler begangen hatte. Er hätte Konter Damm eliminieren lassen müssen.
»Dieser elende Verräter«, sagte Bost Ladur, einer der engsten Berater des Anskenführers. »Er ist zu den Eindringlingen übergelaufen und führt sie zur Zentrale.«
»Das ist das geringste Übel«, gab Bell zurück. »Die Hauptzentrale hätten sie ohnehin gefunden. Schlimmer ist die Tatsache, dass durch Damms Schritt die Malgonen weitgehend ausgeschaltet wurden.«
»Wir müssen einige unserer Leute losschicken, damit sie Damm erledigen«, sagte Ladur wütend.
Bell antwortete nicht. Er dachte nach, was sie unternehmen konnten. Die Malgonen hatten festgestellt, dass ein Anske bei den Eindringlingen war. Nun wagten die Biophore-Wesen nicht, den Transport anzugreifen, weil sie befürchten mussten, den Ansken dabei zu verletzen oder gar zu töten. Der Angriff auf einen Ansken war jedoch für einen Malgonen unvorstellbar, und Bell hatte keine Veranlassung, diese Einstellung zu ändern. So etwas konnte sich in der Zukunft als verhängnisvoller Fehler erweisen.
»Ich werde zwei Leibwächter und einen Scharfschützen losschicken«, entschied Bell schließlich.
»Hoffentlich ist es nicht zu spät dafür«, sagte Pelter Torn, einer der jüngeren Ansken. »Die Söldner des LARD werden die Zentrale bald erreicht haben. Wir wissen nicht, ob uns noch die Zeit bleibt, die Malgonen für eine Abwehrschlacht zu formieren.«
Unter anderen Umständen hätte Bell auf solche Belehrungen sehr heftig reagiert, doch er dachte nicht daran, ausgerechnet jetzt seine Energien für interne Querelen zu vergeuden.
»Ich fürchte auch, dass es zu spät ist«, sagte er. »Trotzdem müssen wir Damm ausschalten, damit wir die Malgonen
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