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Silberband 106 - Laire

Silberband 106 - Laire

Titel: Silberband 106 - Laire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Loower musste niemand zur Entelechie zwingen. Er fand allein zu ihr. Einem Loower brauchte nicht eingehämmert zu werden, dass er nur im Kollektiv mit den anderen ein vollwertiger Loower war. Darauf kam er von selbst. Und niemand erklärte einem Loower, dass es keinen erstrebenswerteren Lebensinhalt als das Auffinden jener einen Materiequelle gab. Das sagte ihm schon sein Verstand.
    Das war der beste Beweis dafür, dass Intelligenzwesen von ihrem ersten Atemzug, vom ersten Schrei der Geburt an mündig waren. Aber so weit, dies zu erkennen, waren die Terraner nicht. Und hätte es sich bei ihnen nicht um so schnelllebige Wesen gehandelt, um wahre Evolutionsstürmer, hätten sie in diesem Universum vermutlich keine Überlebenschance gehabt. Sie wurden von ihrer eigenen technischen Entwicklung überrollt und schafften es auf fast wundersame Weise dennoch, geistig nachhinkend, sich auf einem die Existenz sichernden Niveau zu halten.
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte der Türmer. »In welchem Zustand befinden sich die vier Terraner?«
    »Bedingt durch ihre psychische Instabilität und die Tatsache, dass sie monoide Gehirne haben, also keine zwei Bewusstseine«, führte Lank-Grohan umständlich aus, »haben sie einen Schock erlitten. Ihr Nervensystem ist erschüttert, ihr Gefäßsystem zeigt Lähmungserscheinungen. Das wirkt sich bei jedem von ihnen anders aus. Haman, das Familienoberhaupt, lässt verstärkt Aggressionen erkennen. Aldina, die Mutter, ist introvertiert und fast unansprechbar. Kerinnja, die ältere Jungterranerin, zeigt Anzeichen von Hysterie – ein Zustand, jenem ähnlich, der bei einem Loower eintreten müsste, wenn er dem Feind gegenüberstünde. Baya dagegen, die Jüngste, scheint ihre Furcht überzukompensieren, indem sie sich betont unbefangen gibt. Aber mit ihr lässt es sich am leichtesten arbeiten. Sie zeigt sich sehr aufgeschlossen. Schwer zu sagen, wie sie reagieren wird, sobald die Schockwirkung nachlässt.«
    »Wird das lange dauern?«
    »Die Terraner besitzen Medikamente, um den Schock wirkungsvoll zu bekämpfen«, antwortete Lank-Grohan. »Allerdings wäre es für uns zu riskant, diese zu beschaffen. Ich glaube jedoch, den Schock mit psychologischen Therapien abbauen zu können.«
    »Melde es mir, sobald die terranischen Versuchspersonen wieder normal reagieren«, sagte der Türmer abschließend. »Ich werde mich dann mit ihnen befassen.«
    Er unterbrach die Verbindung und widmete sich wieder Goran-Vran, seinem Mittelsmann auf Terra. Die Bild-Ton-Aufzeichnung von dessen Eintreffen in Imperium-Alpha brachte vorerst keine neuen Erkenntnisse.
    Goran-Vran wurde von den Wissenschaftlern an ein Gremium terranischer Militärs weitergereicht und über einen Translator verhört. Unter den Fragestellern war keiner der namhaften Terraner, mit denen der Türmer bisher Kontakt gehabt hatte. Weder Tifflor noch Tekener oder dessen Gefährtin waren bei dem Verhör anwesend, nicht einmal einer der Wissenschaftler, die an der ersten Verhandlungsrunde auf der THAMID teilgenommen hatten. Das zeigte Hergo-Zovran, dass es sich hier höchstens um eine erste Voruntersuchung handeln konnte, bei der es galt, Goran-Vrans Geschichte zu erfahren.
    Goran-Vran machte seine Sache gut. Er erzählte den Terranern, dass er beim Bau der Neunturmanlage mitgewirkt und nach deren Fertigstellung die ihm zustehende Ruhepause dazu genützt hatte, die Marslandschaft zu erforschen. Er begründete dies mit der Ähnlichkeit des Mars zu seiner Geburtswelt Alkyra-II und vermischte geschickt die Wahrheit mit Erfundenem. Wäre Goran-Vran noch im Besitz seines Tiefenbewusstseins gewesen, hätte er nicht so glaubwürdig gewirkt. Als Zweidenker hätte er sich in seinem Tiefenbewusstsein seine ureigenste Persönlichkeit bewahrt, und mit dem Ordinärbewusstsein wäre es ihm unmöglich gewesen, sich selbst so glaubhaft zu verleugnen. Aber Goran-Vran, der keinerlei Hemmungen besaß, konnte den Terranern weismachen, dass er zu weit von der Neunturmanlage abgekommen war und nicht mehr zurückfand. In dieser Situation war er den Marskolonisten begegnet.
    Die Terraner gaben sich anscheinend vorerst mit dieser Geschichte zufrieden und brachten Goran-Vran unter. An verschiedenen Einzelheiten war zu erkennen, dass sie sich Mühe gaben, die Verhältnisse in dem Raum Goran-Vrans Bedürfnissen anzupassen. Es blieb dennoch ein etwas linkischer Versuch.
    Die dem loowerischen Körperbau angepassten Einrichtungsgegenstände waren improvisiert.

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