Silberband 106 - Laire
So wie Dorania. Das Problem ist, eine neue Unterkunft zu finden. Kundschafter werden ausgeschickt. Sie untersuchen Höhlungen, wo immer sie diese finden. Dann kehren sie zu dem wartenden Volk zurück und berichten. Sie schildern die Vorzüge der Unterkunft, die sie anzubieten haben, und das Volk entscheidet sich für eines der Angebote. So könnte es hier auch sein. Vermutlich werden wir noch viele verendete Ansken in den Höhlen und Felseinschnitten finden.«
»Hoffentlich lauern nicht überall Roboter, die auf alles schießen, was sich ihnen nähert.«
»Bestimmt nicht«, sagte Quohlfahrt. »Ich fürchte vielmehr, dass es eine Reihe anderer Gründe dafür gibt, dass die Ansken in diesem Gebiet sterben.«
Er stutzte, griff sich an den Pickelhelm und blickte auf die Projektion einer blonden Frau, die vor ihm entstand. Seine Augen leuchteten. Er lächelte zuvorkommend und plauderte scherzend mit der Frau, als sei er allein mit ihr auf Datmyr-Urgan.
»Ich würde gerne wissen, was die TUNDRA mitzuteilen hat!«, erinnerte Yaal ihn nach einigen Minuten.
»Was sagten Sie?«, fragte Quohlfahrt verwirrt.
»Ich sagte, dass Sie endlich aufhören sollen, Süßholz zu raspeln.«
»Sie als SOL-Geborener haben doch gar keine Ahnung davon, was Süßholz ist.«
»Eine Redensart«, sagte der Biologe verärgert. »Ich weiß jedenfalls, was los ist, wenn ein ausgewachsener Mann wie Sie rote Ohren bekommt, sich die Lippen leckt und herumhüpft, als habe er Läuse unter den Fußsohlen.«
»Habe ich das?«, fragte der Robotologe bestürzt. Er schaltete die Übertragung ab und schob sich den Helm in den Nacken. »Ich habe mir wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse geben lassen und mich bemüht, das Geheimnis zu lösen, das dieses Tal des Ursprungs umgibt. Währenddessen überhäufen Sie mich mit Vorwürfen.«
Yaal lachte. »So eine Antwort musste ja kommen«, sagte er einlenkend. »Also gut. Was gibt es Neues?«
»Nichts. Die Spezialisten haben nicht herausgefunden, woran Ansken und Larven gestorben sind. Wir sind keinen Schritt weitergekommen.«
»Wir werden dieses Gebiet erst verlassen, wenn wir wissen, was hier los ist.« Gavro Yaal ging zum Shift. Er blickte über die Schulter zurück. »Was hatten Sie eigentlich noch mit der jungen Dame zu bereden?«
»Oh, nichts Besonderes«, erwiderte Quohlfahrt. »Ich habe sie nur gebeten, uns bei der Arbeit zu unterstützen.«
Der Kosmobiologe blieb stehen, als habe ihn der Schlag getroffen. Fassungslos blickte er den Olliwyner an.
10.
Zwei schwarz gekleidete Wachen holten Plondfair ab. Wortlos verließ der Lufke vor ihnen die Zelle.
Demeter stand einige Schritte von ihm entfernt. Sie war blass, und das Haar hing ihr wirr um den Kopf. Blaue Flecken am Hals und auf den Wangen zeugten davon, dass sie gefoltert worden war. Plondfair wollte zu ihr gehen, doch die Wachen zerrten ihn brutal zurück.
»Wir haben Order, hart durchzugreifen, sobald du dich uns widersetzt.«
Plondfair verschränkte die Arme vor der Brust. Er blieb wie angewurzelt stehen.
»Ich will zu Demeter«, sagte er. »Und nichts wird mich daran hindern, zu ihr zu gehen. Ihr müsstet mich schon umbringen, um mich aufzuhalten – aber dann kann ich nicht vor dem Kryn-Gericht erscheinen.«
Eine der Wache drückte ihm ein Messer in die Seite. Plondfair ignorierte die Klinge.
»Es wird einen guten Eindruck auf die Öffentlichkeit machen, wenn alle sehen können, dass wir gefoltert wurden. Noch besser ist es, wenn wir blutbeschmiert vor die Kameras treten.«
»Dann geh doch zu ihr«, sagte der Wächter, der offensichtlich nicht mit so viel Beharrlichkeit gerechnet hatte. Er zog das Messer zurück.
Plondfair trat auf Demeter zu und legte ihr den Arm um die Schultern. Sie seufzte erleichtert.
»Ich habe nichts gesagt, was uns gefährlich werden könnte«, flüsterte sie. »Diese Narren haben nichts aus mir herausgeholt, obwohl sie mich geprügelt haben.«
»Sie haben eine abscheuliche Angst davor, die Macht zu verlieren«, erwiderte Plondfair.
Die Wächter forderten sie beide auf, ihnen zu folgen. Plondfair setzte sich in Bewegung. Demeter blieb an seiner Seite. Sie strich sich das Haar aus der Stirn und richtete sich stolz auf.
»Niemand wird mich demütig sehen«, verkündete sie, bevor sie den Gerichtssaal betrat.
Die Situation im Saal war so, wie Plondfair es erwartet hatte. Mehr als hundert Kryn saßen auf den stufenförmig ansteigenden Bankreihen. Unter ihnen befanden sich die Pressekabinen mit den
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