Silberband 106 - Laire
angriff. Dass er einem der Männer den Lähmstrahler entwinden konnte, brachte die Entscheidung. In den nächsten Stunden würde keine der beiden Wachen wieder aktionsfähig werden.
»Das ging überraschend leicht«, raunte Plondfair, als er mit Demeter die Zelle verließ und die Tür hinter ihnen zuschlug.
Sie eilten einen Gang entlang. Mehrere Türen zweigten zu beiden Seiten ab. Eine war mit halb transparenten Glasscheiben versehen. Kryn hielten sich in dem Raum dahinter auf. Plondfair und Demeter warteten, bis die Kryn der Tür den Rücken zuwandten, dann huschten sie weiter.
»Für den Fall, dass jemand aufmerksam wird, haben wir immer noch die Lähmstrahler«, raunte Demeter.
Plondfair machte eine heftig abwehrende Handbewegung. »Es genügt nicht, hier nur herauszukommen«, sagte er schroff. »Draußen beginnen die Schwierigkeiten erst. Wir müssen auf Starscho untertauchen, und das können wir nicht, falls die Kryn uns zu dicht auf den Fersen sind.«
Sie erreichten einen Antigravlift und ließen sich nach unten tragen. Vor dem ebenerdigen Ausgang fuhr Plondfair zurück.
Wenige Schritte entfernt debattierten mehrere Kryn. Nur ein einziger sah Plondfair und Demeter in dem Schacht erscheinen, seine Augen weiteten sich in ungläubigem Entsetzen. Der Lufke paralysierte alle fünf, bevor einer von ihnen Alarm schlagen konnte.
»Weiter«, drängte Demeter, als ihr Gefährte zögernd stehen blieb. »Wir haben keine Zeit, sie zu verstecken.«
»Sobald man sie findet, fliegen wir auf.«
»Das lässt sich nicht ändern. Ohnehin können jeden Moment weitere Kryn kommen.«
Sie befanden sich in einem Vorraum. Ein offenes Bogentor bildete den Durchgang zu einem Tempel. Das Aroma brennender Dufthölzer wehte heran. Schriftzüge verrieten den beiden Flüchtlingen, dass sie einen Bereich betreten hatten, der den Übergang vom Gefängnis zum Zentraltempel bildete. Plondfair war überzeugt davon, dass die Kryn eine große Aktion vorbereiteten, während der sie in diesem Tempel das Urteil des Alles-Rads bekannt geben wollten. Er hörte, dass jemand im Hintergrund sang. Die Melodie gehörte zum Heilungsritual und sollte die psychischen Kräfte der Heilungsuchenden wecken.
»Wir gehen durch den Tempel«, schlug Plondfair vor.
Demeter war einverstanden. Sie hatte ebenso wenig geahnt wie er, dass es überhaupt möglich war, durch den Tempel zu entkommen. Offenbar fühlten sich die Kryn so sicher, dass sie nicht mit einer Flucht ihrer Gefangenen rechneten.
Der Ausgang des Tempels lag kurz darauf in verlockender Nähe vor ihnen. Nur mehr wenige Schritte entfernt stand der singende Kryn. Er wandte den Berufenen den Rücken zu. Plondfair richtete den Lähmstrahler auf den Priester und lief mit Demeter los. Ein dicker Teppich dämpfte ihre Schritte. Sie erreichten den Ausgang und hielten aufatmend hinter einem Vorhang inne. Plondfair sah, dass der Stoff vom Luftzug leicht bewegt wurde. Geräusche verrieten ihm, dass sich Wynger in der Nähe aufhielten. Kinder lachten. Vogelstimmen ließen vermuten, dass sich vor dem Tempel ein Park erstreckte.
Demeter schob den Vorhang ein wenig zur Seite und blickte durch den entstandenen Spalt nach draußen. »Zwei Wächter und eine Energieschranke«, flüsterte sie.
Die beiden Wachen standen im Torbogen und blickten in den vorgelagerten Park hinaus. Vor ihnen waren die Projektoren einer Energiefeldschranke zu sehen. Die Sperre würde sich aufbauen, sobald jemand eine Strahlwaffe benutzte.
Mit einer Geste gab Plondfair seiner Begleiterin zu verstehen, dass sie die Wachen niederschlagen mussten. Sie hatten keine andere Wahl.
Demeter schob den Vorhang so weit zur Seite, dass sie hindurchtreten konnten. Lautlos näherten sie sich den Wachen. Draußen liefen spielende Kinder vorbei. Sie eilten weiter, sahen einen Roboter Unkraut jäten. Vor einer Statue kauerte eine Frau und meditierte.
Nichts deutete auf eine Gefahr hin. Demeter und Plondfair stürzten sich von hinten auf die Wachen. Diese fuhren jäh herum, als spürten sie genau, was hinter ihnen vorging.
Der als Kämpfer geschulte Berufene überwältigte seinen Gegner in wenigen Sekunden, während Demeter den zweiten Wächter am Eingreifen hinderte. Als Plondfair auch ihn niederstreckte, wurden einige Männer und Frauen im Park aufmerksam. Sie wandten sich den beiden Flüchtlingen zu – und lächelten.
Ihre Reaktion verblüffte Plondfair. Er hatte erwartet, dass sie schreien würden.
In dem Moment baute sich ein rötlich
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