Silberband 106 - Laire
begann Julia.
Der Terraner winkte resignierend ab. »Schon gut. Ich benehme mich irrational. Nur noch eine Frage: Ist SENECA aufgrund eigener Informationen zu der Schlussfolgerung gelangt, dass keine Gefahr droht?«
Die Roboter antworteten auch diesmal nicht. Rhodan hatte das zwar schon erwartet, aber immer noch gehofft, dass SENECA es vorziehen würde, seinen Verdacht zu zerstreuen.
War die Hyperinpotronik selbst unter fremden Einfluss geraten? Er hielt mittlerweile manches einer Erwägung wert. Trotzdem stellte er seine Frage anders.
»Werden die Solaner von dem, was sie in den isolierten Räumen verstecken, parapsychisch beeinflusst?«
Die skurrilen Roboter zögerten.
»Das wüssten wir aber«, antwortete Julia dann.
Diesen Satz kannte Rhodan. Schon einmal hatte SENECA mit solchen Antworten die Schiffsführung verunsichert. »Geht das schon wieder los?«, ächzte er.
Julia schwieg. Romeo ebenfalls. Es schien, als hielte SENECA weitere Antworten für überflüssig.
Zwei Stunden vor Beginn der Feierlichkeiten meldete sich Douc Langur noch einmal. Perry Rhodan traf den Forscher im Solarium, wo es einige Orte gab, an denen er sich vor jedem Lauscher sicher fühlte.
»Nichts«, sagte Langur niedergeschlagen. »Ich komme nicht weiter. Ich hatte geglaubt, die Solaner inzwischen recht gut zu kennen, aber entweder habe ich mich geirrt, oder sie haben sich verändert. Ich kann mit ihnen über alles reden, nur nicht über die isolierten Räume. Sie sprechen unausgesetzt von der Übergabe der SOL und dem neuen Leben, das für sie beginnen soll. – Und wie ist es Ihnen gegangen?«
»Ich habe Körbe gesammelt«, murmelte Rhodan bitter.
Douc Langur wedelte ratlos mit seinen federförmigen Sinnesorganen.
»Ich meine damit, dass ich mir eine Zurückweisung nach der anderen eingehandelt habe.« Der Terraner seufzte.
»In zwei Stunden ist alles vorbei«, sagte der Forscher bedrückt. »Die SOL wird keine Minute länger als unbedingt nötig neben der BASIS bleiben, und dann …«
»Hören Sie sich weiter um!«, unterbrach Rhodan den Redeschwall. »Vielleicht werden die Solaner jetzt unvorsichtig. Versuchen Sie es, Douc.«
Der Forscher schwieg für eine Weile.
»Also gut«, stimmte er endlich zu. »Übrigens – was ist ein ›Raumbaby‹?«
»Ein was?« Perry Rhodan schaute verwundert auf.
»Raumbaby«, wiederholte Langur. »Zwei Frauen gebrauchten diesen Ausdruck.«
»Worüber sprachen sie außerdem?«
»Über zwei Kinder. Die eine meinte, die Emraddin-Zwillinge seien nur ein Experiment der Evolution gewesen und die Natur würde selten einen Fehler zweimal hintereinander machen. Dann erwähnte die andere Bjo und nannte ihn ein prägnantes Beispiel. Können Sie damit etwas anfangen?«
»Und ob.« Rhodan seufzte. »Es geht um den alten Traum der Solaner. Sie wären gerne die Keimzelle einer neuen Menschheit, die frei im Raum leben kann.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Die Emraddin-Zwillinge, Bjo Breiskoll – das sind Mutationen, überraschend und erstaunlich, aber nicht unbedingt auf die SOL zu beziehen. Mutanten können überall auftauchen. Statistisch gesehen wurden die meisten uns bekannten menschlichen Mutanten auf der Erde gezeugt und geboren – es sieht also nicht danach aus, als hätte die SOL ein Klima aufzuweisen, das die Entstehung solcher Veränderungen fördert.« Er nickte Langur zu. »Machen wir weiter. Es wird Zeit.«
Als Rhodan die Festhalle erreichte, blieb er kurz stehen. Nicht, weil die großartige Szenerie ihn in ihren Bann schlug, sondern weil sich alles in ihm sträubte, weiterzugehen.
Da saßen sie, und es schien, als hätten die Solaner es tatsächlich geschafft, alle in diesem Raum unterzubringen, die nicht an anderen Stellen des gigantischen Schiffes unabkömmlich waren. Sie zeigten keine Spur mehr von Ungeduld. Manche lächelten versonnen, aber die meisten wirkten ernst und konzentriert.
Rhodan scheute davor zurück, vor diese stille, in ihre Erwartung vertiefte Menge hinzutreten und das zu tun, was ihm erforderlich zu sein schien. Er wusste, dass die Solaner ihn nicht verstehen würden. Sie hatten ihn ohnehin selten genug verstanden.
Er sah sich nach Joscan Hellmut und Gavro Yaal um. Es gab keine gesonderten Ehrenplätze. Jeder setzte sich offenbar hin, wo es ihm gerade behagte.
Unvermittelt stand ein junges Mädchen vor Rhodan und bedeutete ihm freundlich, zwischen den Sitzreihen hindurchzugehen. Unterwegs betrachtete er die Gesichter der Menschen, und ein
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