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Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Titel: Silberband 107 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Ich bin gern bereit, Sie anzuhören.«
    Cutus setzte sich, wobei er sich möglichst schmal machte, um jede Tuchfühlung mit den Sitznachbarn zu vermeiden. »Ich danke Ihnen für Ihre übergroße Freundlichkeit, Mister Cavarett. Es handelt sich um Pilobolus Zaltertepeus Matris.«
    Bagnos Miene verdüsterte sich. Cutus redete über den Algenpilz, der seit Jahren zu einer ernsthaften Bedrohung des Baumes geworden war und die Existenz der siganesischen Subkolonie bedrohte. Ein Wucherpilz, der nicht einmal vor Metallplastik haltmachte und der in bestimmten Abständen Milliarden Sporenkapseln bildete, die jedes Lebewesen töteten, das sie einatmete.
    »Bitte sprechen Sie weiter, Mister Cutus!«, sagte Bagno.
    Cutus ignorierte die Bitte. Eine steile dunkelgrüne Falte erschien auf seiner Stirn. »Ich fürchte sehr, Mister Cavarett, dass es uns nicht rechtzeitig gelingen wird, ein Mittel gegen den Pilzbefall zu finden. Ich war drei Tage auf Außenexpedition und habe versucht, in den anderen Bäumen Pilobolus Zaltertepeus Matris zu finden und natürliche Feinde zu entdecken. Vergebens.«
    »Darf ich etwas dazu bemerken?«, warf ein anderer Fahrgast ein. »Mein Name ist Helios Margos.«
    »Bitte, Mister Margos!«, sagte Bagno. Die Tatsache der Bedrohung durch den Wucherpilz war so ungeheuerlich, dass der grobe Sittenverstoß der Einmischung in das Gespräch zweier Fremder dagegen verblasste.
    »Ich habe lange nachgedacht«, sagte Margos leise. »Nur die Not kann eine Überlegung rechtfertigen, ob wir nicht doch Kontakt zu den Ertrusern aufnehmen und ihre Hilfe gegen den Wucherpilz beanspruchen sollten …«
    Eisige Stille breitete sich aus. Cavarett zog den Kopf ein, als hätte ihm jemand einen Eimer Wasser darüber geschüttet.
    »Kein Siganese hat das Recht, die Ehre unseres Volkes mit derartigen Überlegungen zu beschmutzen«, erklärte er, dann presste er die Lippen zusammen und schwieg verbissen, bis die Lautsprecher verkündeten, dass die Fahrt auf der nächsten Station unterbrochen werden müsse. Die weitere Streckenführung sei infolge Unterspülung abgesackt.
    Minuten später passierte der Zug die Stationsschleuse und hielt kurz darauf am Bahnsteig von Supply Station. Der Name war Programm, denn in diesem Bereich arbeiteten die meisten siganesischen Versorgungstechniker. Sie zapften die Verteileraggregate der monströsen ertrusischen Versorgungsleitungen an und leiteten Lebensmittel, Kunststoffe, Textilien, Halbfertigfabrikate und Rohstoffe zum Baum um. Bei den geringen Mengen, die die kleinen Leute von Siga für ihren Lebensunterhalt benötigten, fielen den Ertrusern die Unstimmigkeiten niemals auf.
    Zwei Männer vom Bahnaufsichtspersonal erwarteten Bagno. Sie sagten, dass sie von Premier Mudies beauftragt worden seien, den Subschwingkreis-Kybernetiker Bagno Cavarett zu einer anderen Station zu geleiten. Von dort aus könne er seinen Arbeitsplatz im ertrusischen Zentralrechnersystem von Nagelia erreichen.
    Alle drei Siganesen schalteten auch ihre Ortungsschutzsysteme ein, bevor sie Supply Station verließen. Durch die obere Pforte des Notausstiegs schwebten sie ins Freie – mitten hinein in den ohrenbetäubenden Lärm, den Gestank und das Chaos des ertrusischen Alltags zwischen himmelhohen Bauten und den Televisionswänden, auf denen in Trivid Reklame für alles nur Denkbare gemacht wurde.
    Cavarett hustete würgend, als er den Dunstschleier durchflog, der aus einem Gullygitter wehte. Er beeilte sich, aus der Gefahrenzone zu kommen. Dabei wäre er ums Haar mit einer älteren Ertruserin kollidiert, die sich auf dem Gehweg mit einer anderen Frau unterhielt. Im letzten Moment jagte er zwischen den Köpfen der beiden Riesenfrauen hindurch.
    Die Ältere betastete ihre Nasenspitze, die dem Siganesen riesig, von dicken Adersträngen durchzogen und entsetzlich grobporig erschien.
    »Was hast du?«, fragte die andere.
    »Die Siganesen fliegen heute so tief, dass sie einem glatt die Nasenspitze versengen.«
    Die beiden alten Weiber brachen in idiotisches Kichern und Glucksen aus, das Cavarett fast betäubt hätte. Dennoch war er darüber unendlich erleichtert, denn im ersten Schrecken hatte er befürchtet, gesehen worden zu sein.
    Bagno Cavarett steuerte wie seine Begleiter dicht an eine Hauswand, als eine Kolonne schwerer Transportgleiter dröhnend in die Straßenschlucht herabsank. Jeder Gleiter war mit Sandsäcken vollgepackt. Der Inhalt eines einzigen dieser Säcke hätte ausgereicht, den Strand eines Freibads für

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