Silberband 108 - Grenze im Nichts
aussteigt, sondern dass ein Wächter an Bord bleibt.«
Cerveraux hoffte, dass die Ableger, die wesentlich langsamer dachten als er, halbwegs verstanden, worum es jetzt ging. Als langlebiges Wesen war er daran gewöhnt, lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, wenn es darum ging, Ziele zu erreichen. Diesmal war er ungeduldig. Er spürte, dass seine Konzentration nachließ.
Ein einziges Tochtersystem, Geurly, war in der Nähe des Raumers geblieben, um Bilder in den Turm zu liefern. Geurly war gut versteckt, aber das bedeutete nicht unbedingt, dass es den Fremden verborgen blieb. Die Raumfahrer konnten über Instrumente verfügen, mit deren Hilfe sie Geurly aufspüren konnten. Cerveraux sah darin jedoch kein allzu großes Risiko. Die Unbekannten würden einen Beobachter akzeptieren, es sogar als vernünftige Maßnahme ansehen, wenn dieser in ihrer Nähe blieb.
Cerveraux hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als der Schutzschirm der Fremden erlosch. Eine Schleuse öffnete sich in der unteren Hülle des Flugobjekts, und eine Art Steg sank bis auf den Boden herab. Die Luke war hell erleuchtet. Cerveraux zweifelte nicht daran, dass dort in absehbarer Zeit die Silhouetten eines oder mehrerer Raumfahrer erscheinen würden.
Er hatte sich nicht getäuscht. In der Schleuse erschien eine viergliedrige Gestalt im Raumanzug. Im ersten Moment glaubte Cerveraux, eine gewisse äußere Ähnlichkeit zwischen diesem Wesen und dem Gefangenen im Turm festzustellen, aber dann erkannte er, dass zwischen beiden erhebliche Unterschiede bestanden. Keinesfalls handelte es sich bei ihnen um Artgenossen. Das ließ die Zusammenhänge komplizierter erscheinen, als Cerveraux zunächst angenommen hatte. Der Fremde kam die Rampe herab und blieb stehen. Für Cerveraux war es atemberaubend, wie sicher er sich auf zwei langen und dünnen Extremitäten bewegen konnte. Aber diesen Anblick erlebte er nicht zum ersten Mal. Auch der Besitzer des Bauwerks hatte so ausgesehen, wenngleich er wesentlich höher und breiter gewesen war.
Der zweite Passagier, der nun in der Schleuse erschien, war wesentlich kleiner als der erste, ein Zwerg im Vergleich. Er trug auch einen anderen Raumanzug als sein Begleiter. Für Cerveraux warf dies weitere Fragen auf, denn es bedeutete, dass Wesen verschiedener Herkunft mit dem Schiff unterwegs waren. Daraus konnte er schließen, dass der Gefangene doch zu diesen Fremden gehörte.
Nun tauchte ein dritter auf. Er schien dem ersten in jeder Beziehung zu gleichen. Cerveraux war versucht, sie als Doppelgänger zu bezeichnen.
Alle drei betraten einen Abschnitt der Plattform, der nicht so stark zerstört war. An der Art, wie sie sich umsahen und bewegten, erkannte Cerveraux ihre Vorsicht, vielleicht sogar ein deutliches Misstrauen. Einer der drei drehte sich zu dem Schiff um. Daraufhin glitt die Rampe zurück, und der Schutzschirm leuchtete wieder auf.
Cerveraux schnaubte enttäuscht. Er hätte daran denken müssen, dass die Fremden ihr Schiff nicht ungeschützt zurücklassen würden. Immerhin ließ ihr Verhalten darauf schließen, dass sich kein Wächter an Bord aufhielt.
»Es sind drei!«, sagte Cerveraux zu den um ihn versammelten Tochtersystemen. »Ich denke, dass wir mit ihnen fertig werden. Wir müssen nur den geeigneten Zeitpunkt abwarten.«
32.
»Sie wird uns Schwierigkeiten machen«, befürchtete Augustus, nachdem Demeter sich zurückgezogen hatte. »Das kann unserer Gemeinschaft schaden und deine Pläne beeinträchtigen.«
»Ich hatte gehofft, dass sie zusammen mit Plondfair im Torgnisch-System bleiben würde«, erwiderte Laire. »Mir war daran gelegen, jeden Kontakt zu den Wyngern abzubrechen. Meine Zeit als Alles-Rad sollte endgültig der Vergangenheit angehören. Ich war sogar bereit, die Erinnerung an dieses Kapital meiner Existenz zu löschen. Allerdings wundere ich mich nicht über ihre Einstellung zu mir; jede andere Reaktion wäre unverständlich gewesen.«
»Was willst du unternehmen?«
»Nichts.«
»Das widerspricht deinem Sicherheitsbedürfnis. Sie hat gedroht, dich zu zerstören.«
»Ich bezweifle, dass sie das ernst gemeint hat. Ohnehin habe ich nicht vor, irgendetwas zu tun, was gegen die BASIS gerichtet ist. Mir geht es nur um mein Auge.«
Augustus dachte darüber nach. Wie es seine Art war, legte er den Kopf dabei schief. »Dabei könnte der Fall eintreten, dass die Interessen der Menschen und deine eigenen nicht übereinstimmen«, prophezeite er.
»Dessen bin ich mir bewusst«, sagte
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