Silberband 108 - Grenze im Nichts
Paratender zu Santix gebracht werden, der ihn in die Triebkammer steckte. Auf diese Weise waren inzwischen schon ein halbes Dutzend Männer befriedet worden.
Ohne das Auge war Margor von jedem Nachschub abgeschnitten und demzufolge auf jeden Tender angewiesen. Er befand sich in einer verzweifelten Lage, dennoch wollte er nicht aufgeben.
»Du findest keine besseren Kämpfer als unser Volk«, sagte Gota. »Wir werden dir wieder zu Macht und Ruhm verhelfen.«
Margor sah die Frau von der Seite an, und sie erwiderte seinen Blick ernst. Wie naiv sie war, für sie bedeuteten Macht und Ruhm dasselbe. Was für seltsame Menschen die Tempester überhaupt waren. Aber Gota hatte schon recht, sie gaben brauchbare Paratender ab.
Früher wäre es unvorstellbar für ihn gewesen, sich mit einem so primitiven Wesen einzulassen, wie Gota es im Grunde genommen war. Sie war ohne Esprit und hatte keinen besonderen Intellekt, dennoch war Margor ihr geneigt. Wie tief war er gesunken.
Über die reparierte Nottreppe erreichten sie beide Deck 9, wo sich die Unterkünfte und die Behandlungsräume für die Tempester befanden.
»Vergesst nicht, die Triebkammer nach dem ersten Durchgang heraufzubringen und hier zu installieren«, erinnerte Margor seine Paratender. »Es soll wieder so wie früher sein, dass die Tempester ihr eigenes Deck haben.«
»Wird gemacht«, versprach Pontak.
Zwei bis auf die Knochen abgemagerte und um Jahrzehnte gealterte Tempester kreuzten ihren Weg. Ihr Aggressionstrieb war jedoch ungebrochen. Nicht einmal Warnschüsse aus den Schockstrahlern konnten ihnen Einhalt gebieten. Ihr Widerstand wurde erst durch Margors Amulett gebrochen.
Margor, Gota und Pontak stöberten weitere sieben Tempester auf, die entweder bereits zu schwach waren, um ihren Aggressionen nachgeben zu können, oder die sich zuvor schon ausgetobt hatten. In einem Versteck scheuchten sie außerdem vier halb verhungerte Kleinkinder auf. Gota brachte die kratzenden und beißenden Bälger in eine der Einzelzellen und versorgte sie dort mit dem Nötigsten.
»Somit bleiben nur noch die vier unteren Decks«, erklärte Pontak. »Dann ist der erste Teil der Säuberungsaktion abgeschlossen.«
Margor hatte vorerst genug. Er hätte viel darum gegeben, dem Chaos der Großklause entfliehen zu können und wenigstens in eine der anderen sechs Hyperraumnischen zu gelangen. Dort war die Lage vermutlich ebenso verzweifelt, aber es gab wenigstens keine Tempester, die wie die Vandalen wüteten.
Als Margor das Mitteldeck erreichte, fühlte er sich wieder wohler. Zumal Santix mit einer Erfolgsmeldung aufwarten konnte.
»Die Triebkammer erfüllt ihren Zweck. Die Anfangsschwierigkeiten sind überbrückt. Ich musste erst dahinterkommen, dass die Tempester auf eine Bedrohung durch Tiere nicht genauso reagieren wie auf Menschen. Ich erziele eine viel bessere Wirkung, wenn ich ihnen die Illusion gebe, dass sie gegen vernunftbegabte Wesen kämpfen.«
»Dann lass sie eben gegen Menschen antreten«, sagte Margor erregt. »Am besten Terraner! Und wenn möglich, gib den Gegnern die Gesichter von Tifflor, Adams und Tekener.«
Santix nahm einige Einstellungen vor. »Der nächste Tempester bekommt es mit der LFT-Regierung zu tun«, bestätigte er.
Margor nickte grimmig. Er sah, dass zwei Tender einen Tempester zu der Tür neben der Schaltwand führten. Die beruhigende Wirkung des dem Mann injizierten Temperantiums schien bereits nachzulassen, denn der Tempester war aufbrausend und schüttelte die Paratender ab.
Je wilder, desto besser, dachte Margor. Tifflor und sein Stab sollen eines grausamen Todes sterben. Und sie sollen noch viele Tode sterben.
Die Tür fiel hinter dem Tobenden zu. Der Gäa-Mutant hörte den Mann rumoren, als suche er einen Fluchtweg aus der Finsternis. Einmal prallte er gegen die Kammer, dass die Trennwand bebte. Danach wurde es still.
Margor versuchte im Geist nachzuvollziehen, was der Tempester in einer Vision erlebte. Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Durch die Trennwand drangen immer wieder Geräusche, die vom Kampf des Tempesters gegen imaginäre Feinde verursacht wurden.
»Das ist ungewöhnlich«, stellte Santix fest. »Normalerweise gibt es während der Therapie keine solchen Nebeneffekte, weil sich der Vorgang im freien Raum abspielt.«
»Was kann schiefgegangen sein?«
Santix überprüfte die Geräte an der Schaltwand. Als er sich wieder umwandte, war er kreidebleich. »Das ist mir unerklärlich«, ächzte er. »Die Holoprojektoren
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