Silberband 109 - Das Loch im Universum
glaube fest daran, dass ich das geschafft habe.«
»Die Augenschale lässt anderes vermuten«, erwiderte Rhodan.
»Ich halte es für möglich, dass Laire so etwas wie einen Scherz zu machen versucht. Ihr wisst, dass ich das nicht so gut beurteilen kann, dennoch halte ich es für wahrscheinlich.«
Atlan und Rhodan blickten sich verblüfft an. An eine solche Möglichkeit hatten sie noch nicht gedacht. Eine weitere Überraschung für sie war, dass ausgerechnet der humorlose Loower auf diesen Gedanken gekommen war.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Verna Theran fuhr so heftig herum, dass sie mit Galto Quohlfahrt zusammenprallte, der hinter ihr stand. Ihr Ellenbogen bohrte sich ihm in die Seite. Er verzog das Gesicht.
»So temperamentvoll?«, fragte er und blickte sie prüfend an. »Was ist los? Du siehst nicht gut aus.«
»Nichts weiter.« Sie löste sich von ihm, spürte aber, dass sie wirklich noch schwankend auf den Beinen stand.
»Du willst mir also nicht sagen, was los ist«, stellte Quohlfahrt fest. »Dann werde ich auch keine Fragen mehr stellen. Ich habe eine Nachricht für dich, und sie betrifft Laire. Der Roboter machte Scherze.«
Verna lächelte gequält. »Lass hören. Vielleicht kann ich sogar darüber lachen.«
»Er hat sein rechtes Auge mit einer Stahlschale verbunkert, damit Pankha-Skrin es ihm nicht klauen kann.«
Verna Theran versteifte sich überrascht. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte kein Wort hervor, während Quohlfahrt ihr schilderte, wie Laire jetzt aussah.
»Ich hätte ihn gern beobachtet«, fuhr der Olliwyner fort. »Ich bin überzeugt davon, dass er aus einem Stahl besteht, der unserem Ynkelonium-Terkonit-Verbundstahl in jeder Hinsicht überlegen ist. Die Schale dürfte die gleichen Qualitäten aufweisen wie sein Körper.«
»Warum sollte das ein Scherz sein?«, fragte Verna.
»Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich ein Scherz ist. Laires linkes Auge wurde seinerzeit von den Loowern herausgesprengt – also musste er etwas gegen brutale mechanische Gewalt unternehmen. Deshalb hat er das Auge verbunkert. Allerdings glaube ich nicht, dass Pankha-Skrin dieses Auge haben will.«
»Wozu auch? Mit diesem Auge orientiert sich Laire im Einstein-Universum. Das kann Pankha-Skrin auch so. Also braucht er es nicht. Pankha-Skrin hat, soweit ich weiß, nur eines im Sinn: Er will die Materiequelle durchdringen und die Gefahr beseitigen, durch die sein Volk sich bedroht fühlt. Dazu benötigt er Laires linkes Auge, nicht das rechte.«
»Eben, und das kann Laire ebenfalls nachvollziehen. Als logisch denkender Roboter muss er erkennen, dass er nicht bedroht ist. Nun kann ich mir sein Verhalten entweder so erklären, dass er eben ein ganz besonderer Roboter ist, der anders denkt ...«
»... oder er versucht tatsächlich, so etwas wie einen Scherz zu machen«, ergänzte Verna matt lächelnd. Allerdings war sie überzeugt, dass Laire das bestimmt nicht wollte. Sie wusste, dass er sich bedroht fühlte und dass er die Verteidigungsmaßnahme getroffen hatte, weil er sie als unabdingbar notwendig ansah.
»Ich dachte mir, dass du an dieser Information interessiert bist«, sagte Quohlfahrt. »Wie wär's mit einem Glas Wein? Nur wir beide. Ich habe heute meinen großzügigen Tag.«
»Vielleicht morgen.«
Verna nickte ihm zu und ging weiter.
Eine Zeit lang irrte sie durch das Schiff. Sie dachte nach. Laire reagierte nicht so, wie es von einem Roboter zu erwarten war. Ein Roboter war keine eigenständige Intelligenz, sondern folgte seiner Programmierung. Hatten seine unbekannten Erbauer Laire aber einprogrammiert, über Jahrhunderttausende hinweg ein ganzes Volk zu manipulieren und nach dem gestohlenen Auge suchen zu lassen? Zweifellos nicht. Sie hatten nicht einmal ahnen können, dass ein solches Ereignis jemals eintreten würde.
Laire hatte jedoch das Volk der Wynger mit bemerkenswerter Fantasie manipuliert, sich zu einem gottgleichen Wesen erhoben und eine besondere Zivilisation aufgebaut.
Konnte ein Roboter überhaupt Fantasie haben?
Verna wusste darauf keine Antwort. Eher beiläufig gab sie wieder den InformationsKode für Laire ein. Sie erwartete nicht, eine Antwort zu erhalten, umso überraschter war sie, als es doch geschah. Das Armband zeigte ihr an, wo Laire sich zurzeit aufhielt.
Sie eilte den Gang entlang weiter und lief zu einem Antigravschacht. Zwei Decks tiefer sprang sie auf ein Transportband, das sie schnell über gut einen Kilometer bis in die Nähe der
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