Silberband 110 - Armada der Orbiter
bereiteten sie einen Feldzug gegen einen übermächtigen Gegner vor. Sie waren Piraten – Freibeuter in einem Zeitalter, in dem das Verbrechen zu einer kräfteraubenden Form des Broterwerbs geworden waren.
Es wäre allerdings ein grober Fehler gewesen, die Flibustier allesamt für unvernünftig zu erklären. Die Erfolge dieser Piratengruppe bewiesen, dass zumindest das Konzept der Flibustier gut war.
Seitdem nicht nur die von ihnen heimgesuchten Planeten sie zur Fahndung ausgeschrieben hatten, sondern sogar LFT und GAVÖK alles daransetzten, ihnen das Handwerk zu legen, betrachteten sich die Flibustier als exklusiven Verein. Wer jetzt noch zu den Piraten stoßen wollte, der musste nachweisen, dass er auf mindestens drei Planeten steckbrieflich gesucht wurde. Er durfte Tod und Teufel nicht fürchten und vor keiner Schandtat zurückschrecken, sobald reiche Beute lockte. Hatte er darüber hinaus eine wissenschaftliche Ausbildung, war er Experte auf einem Gebiet der Raumfahrttechnik oder verwandter Disziplinen, dann hatte er sogar Aufstiegschancen.
Im Mai des Jahres 3587 gab es sechs Flibustier, die all diese Eigenschaften in sich vereinigten. Sie waren skrupellos und überaus intelligent.
In ihrem Stützpunkt auf Orsafath im Hardura-System arbeiteten sie einen Plan aus, der ihnen enorme Beute einbringen sollte.
Das Wort führte Kayna Schatten. Das war meistens so. Kayna führte gemeinsam mit dem Epsaler Brush Tobbon die Flibustier an. In der Praxis sah diese Rollenteilung so aus, dass Kayna bei der Planung, Tobbon dagegen bei der Ausführung der Raubzüge das Kommando übernahm. Sie ergänzten sich gegenseitig, und niemand dachte vorläufig daran, ihnen die Vorrangstellung streitig zu machen.
Kayna Schatten war nicht nur sehr intelligent, sondern auch sehr hübsch und erst achtundvierzig Jahre alt. Aber wehe dem, der aus ihrem Aussehen die falschen Schlüsse zog. Mancher potenzielle Lieferant wertvoller Beutestücke, der sich von ihr hatte einfangen lassen, schwor hinterher, dem Teufel in Person begegnet zu sein.
»Die GAVÖK führt eine neue Einheitswährung ein, die den interstellaren Handel vereinfachen soll«, begann die Planerin. »Es ist zwar noch nicht so weit, dass alle Völker der Milchstraße diesem Währungsverband beitreten, aber bei den nötigen Umtauschaktionen werden schon jetzt gewaltige Summen transferiert. Die Chance, ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen, ist in der Anlaufphase am größten. Sobald die neue Währung im Umlauf ist, wird man sich darauf beschränken, nach dem üblichen System unbrauchbare Banknoten aus dem Verkehr zu ziehen. Jetzt aber werden ganze Planeten mit dem neuen Geld versorgt – und das bedeutet Schiffsladungen von Banknoten.«
»Wir haben doch schon vor längerer Zeit darüber gesprochen«, sagte Pearl »Panika« Simudden mürrisch. »Der Brocken ist zu groß für uns. Die Transportschiffe werden so gut abgeschirmt, dass es Selbstmord wäre, sich ihnen auch nur bis auf ein Lichtjahr zu nähern.«
Kayna Schatten sah den Akonen lächelnd an – wenn sie lächelte, hatte sie ein Engelsgesicht. »Ich weiß das, Panika«, erwiderte sie sanft. »Darf ich trotzdem weitersprechen?«
Simudden nickte.
»Ein glücklicher Zufall hat uns ein Gerät in die Hand gespielt.« Kayna deutete auf ein unscheinbares Kästchen, das in der Mitte des Tisches lag. »Das ist ein 3-P-Veratron, der letzte Schrei auf dem Gebiet der Diebstahlsicherung und Geheimhaltung.«
»Was für eine Sorte Zufall war das?«, erkundigte sich Simudden misstrauisch. Bevor Regierungsleute dahintergekommen waren, dass er sein Amt missbrauchte, um seinen Lebensstandard aufzubessern, war er Abwehrchef auf Sphinx gewesen. Für Zufälle hatte er gar nichts übrig.
»Die Sache ist völlig in Ordnung«, versicherte Tobbon, der Epsaler. »Ich selbst habe das Veratron erst gestern geerbt. Der Kerl, dem es gehörte, nannte ein Luxusschiffchen sein Eigen. Als ich vor ihm stand, besaß er sogar die Unverschämtheit, sich auf seinen Rang als Botschafter der GAVÖK zu berufen.« Tobbon betrachtete lächelnd seine riesigen Pranken. »Ich habe ihm klargemacht, dass für uns Flibustier solche Dinge völlig uninteressant sind.«
»Und falls es ein Köder war?«
Tobbon maß den Akonen mit verächtlichen Blicken. »Du spinnst. Der Mann war echt, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Er kannte Mutoghman Scerp – glaubst du, der opfert einen seiner Leute, um uns in eine Falle zu locken?«
»Wurde der angebliche Botschafter
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