Silberband 110 - Armada der Orbiter
Eine absurde Idee, dachte Panika, aber was wollte man von einem so beschränkten Individuum anderes erwarten? Andererseits war Axe ein großer Kämpfer.
Axe brachte den Kaffee, und wie immer warf er Panika dabei einen verächtlichen Blick zu. Panika war alles, was Axe niemals sein konnte. Er sah sogar für einen Akonen ungewöhnlich gut aus, er war schlank und durchtrainiert, sein Gesicht war von klassischer Schönheit, und gegen Panikas schmale, gepflegte Hände wirkten Axes Pranken wie die eines Ungeheuers. Axe hasste gut aussehende Männer. In Panika witterte er einen Rivalen im Kampf um Kaynas Gunst.
»Danke!«, sagte Panika betont freundlich. Axe trollte sich mit einem ärgerlichen Brummen.
Die JACK LONDON fiel nahe der Atmosphäre von Xirdell in den Normalraum zurück. Tobbon hatte perfekte Arbeit geleistet. Das Depot lag im günstigsten Winkel schräg unter dem Schiff. Panika atmete leicht auf, als der Ausguck meldete, dass dort unten noch keine Geschütze auf die JACK LONDON gerichtet waren.
Tobbon jagte das Schiff auf das Depot zu. Dezibel eilte an seinen Platz, denn schon in wenigen Minuten musste er die Kontrolle über die Roboter übernehmen – die Flibustier hatten nicht die Absicht, ihren künftigen Reichtum auf den eigenen Schultern ins Schiff zu schleppen.
»Bist du bereit, Josto?«, fragte Kayna Schatten gedämpft, und ein trockenes Lachen antwortete ihr.
Josto ten Hemmings wartete geduldig, bis die günstigste Entfernung zum Depot erreicht war. Dann feuerten die Paralysatorgeschütze.
Sie wirkten natürlich nicht auf Roboter. Zu dem Depot gehörten vollautomatische, in einem breiten Ring angeordnete Wachstationen. Josto ten Hemmings ließ auch ihnen keine Chance. Es dauerte nur Sekunden, dann waren von den Stationen nur glühende, qualmende Trümmer übrig. Roboter, die noch auf dem Gelände patrouillierten, mussten nach der Landung eliminiert werden.
»Erstes Kommando?«, fragte Kayna Schatten halblaut, während Tobbon das Schiff nahe am Depot landete.
»Einsatzbereit!«, kam die Antwort aus der Hauptschleuse.
Staub wirbelte auf. Der Platz war für ein landendes Raumschiff nicht vorbereitet. Der Raumhafen von Xirdell lag viele Kilometer entfernt. Eine Druckwelle von der Stärke eines Orkans fegte über die niedrigen Gebäude hinweg und riss alles mit sich, was nicht fest verankert war oder wenigstens die Größe eines Gleiters hatte.
Schon verließ das erste Kommando die JACK LONDON. Die Männer flogen wie geplant in kleinen Gruppen jene Hallen an, in denen Geld im Überfluss wartete. Selbst Panika Simudden konnte sich der Faszination dieses Augenblicks nicht entziehen.
Die zweite Gruppe verließ das Schiff. Brush Tobbon stand schwerfällig auf und winkte Axe zu sich.
»Wo willst du hin?«, fragte Kayna scharf.
»Zu den Quartieren«, verkündete Tobbon grollend. »Wir werden nachsehen, ob dort alles in Ordnung ist. Außerdem will ich mir ein Andenken mitnehmen.«
Das war eine fixe Idee von ihm. Auf jedem Einsatz nahm er etwas mit, was nicht zu der eigentlichen Beute gehörte. Diese Andenken bewahrte er in einem Raum auf Orsafath auf, den niemand sonst betreten durfte. Es musste eine ziemlich makabre Sammlung sein.
»Ich komme auch mit«, sagte Treffner eifrig.
»Nein!«, fuhr Kayna Schatten dazwischen. »Wartet!«
»Warum?«
»Wir haben noch genug Zeit. Es ist besser, wenn wir in der Zentrale bleiben, bis die Leute mit dem Laden beginnen. Es könnte immer noch zu Schwierigkeiten kommen.«
»Hat Panika dich angesteckt?«, fragte Tobbon spöttisch.
»Unsinn ...« Kayna Schatten hätte zweifellos noch einiges gesagt, hätte sich Pit Baltham nicht gemeldet. Pit, genannt »Knochen«, weil seine linke Hand seit einem mysteriösen Unfall im Zusammenhang mit einem chemischen Experiment der eines Skeletts glich, gehörte zu denen, die die Hallentore öffnen sollten.
»Wir haben es jetzt!«, verkündete er ruhig. »Das Tor ist offen.«
»Worauf wartest du noch?«, fragte Kayna ungeduldig.
»Auf das Geld«, sagte Knochen, und Panika wusste plötzlich, dass er recht behalten würde – etwas stimmte nicht auf Xirdell. Wenn Baltham derart ruhig sprach, gab es Ärger.
»Was soll das heißen?«, fragte Simudden scharf. »Pit, ich erwarte eine vernünftige Meldung!«
Kayna stand neben ihm, und es schien, als sei sie in dem Moment ganz froh darüber, dass der Akone das Ruder übernahm.
»Ganz einfach, Panika«, erwiderte Baltham. »Die Halle ist leer. Das ganze Ding ist eine
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