Silberband 110 - Armada der Orbiter
später hetzte sie schon an Tobbon vorbei in den riesigen Innenhof, in dem das Dreiecksschiff der Roboter stand.
Es wurde hier nie völlig dunkel. Selbst um Mitternacht konnte es auf Varovaar keine schützende Finsternis geben. Zu viele Sterne standen am Himmel, und sie waren zu nahe und zu hell.
Nichts bewegte sich auf der stählernen Fläche. Kayna reagierte mit wachsender Unruhe darauf.
Wieder lief Tobbon voran. Axe bildete die Nachhut. Kayna entdeckte den Akonen neben sich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Panika sah sich wachsam und misstrauisch um. Ihm war anzumerken, dass ihm einiges seltsam erschien.
Ein ärgerliches Knurren lenkte Kayna ab. Tobbon war gestolpert, er wirbelte aber blitzschnell herum. Seine gewaltigen Hände schossen vor und hoben etwas hoch, ein kleines, sich windendes Etwas, das ihm im Weg gewesen war. Er musterte es kurz und hielt es dann mit ausgestreckten Armen von sich, als könne er nicht glauben, was er sah. Kayna erreichte den Epsaler – und starrte das Ding ebenfalls erschrocken und ungläubig an.
Es sah aus wie ein terranischer Affe. Aber es war keiner. Seine Arme bewegten sich auf völlig unnatürliche Weise, und anstelle der Ohren hatte es dünne, metallisch glänzende Antennen.
»Ein Roboter!«, knurrte Tobbon. Die Muskelstränge auf seinen Schultern und an den Oberarmen traten deutlicher hervor, als er seine Hände fester um den seltsamen Körper schloss.
»Nein!«, rief Simudden schrill. »Nicht, Tobbon! Das ist eine Falle!«
Es war zu spät. Tobbon zerfetzte den kleinen Roboter und schleuderte die Bruchstücke von sich. Nichts geschah. Es klirrte nur sehr laut, als die Überreste der Maschine zu Boden fielen.
Tobbon warf dem Akonen einen verweisenden Blick zu und lachte verächtlich. »Gibt es hier eigentlich nichts anderes als Maschinen?«, fragte er grollend, und seine gelben Augen funkelten in mühsam verhaltener Wut.
»Zum Schiff!«, sagte Kayna Schatten hart.
Tobbon wandte sich wortlos ab und lief weiter.
Das Ziel war schon fast zum Greifen nahe. Aber sobald sie das Schiff erreichten, fingen die Schwierigkeiten erst an. Keiner hatte auch nur eine Ahnung, wo sie in diesem Flugkörper nach der Zentrale suchen sollten oder ob es überhaupt eine Zentrale gab. Noch weniger wussten sie, ob es ihnen gelingen würde, den Raumer zu steuern.
Sie erreichten die immer noch offen stehende Schleuse. Keine Rundumkämpfer weit und breit.
»Da stimmt einiges nicht!«, murmelte Dezibel.
An Panika Simuddens ewige Warnungen waren die Flibustier gewöhnt. Wenn aber der Mathematiker jetzt auch noch anfing ...
»Hört auf zu reden!«, fauchte Tobbon. »Eine bessere Gelegenheit kriegen wir nicht. Los jetzt!«
Sie teilten sich. Josto ten Hemmings und Tobbon, die am meisten von Raumschiffen verstanden, suchten die Kommandozentrale. Sie schwebten sofort zum Mittelteil des Schiffes hinauf, denn die Erfahrung hatte gezeigt, dass nicht nur Akonen, Arkoniden und Terraner dort die wichtigsten Anlagen unterbrachten. Die anderen machten sich daran, das Dreiecksschiff systematisch zu erforschen.
»Kommt dir das nicht allmählich sonderbar vor?«, fragte Simudden, als er neben der Frau in einem Antigravschacht aufwärts schwebte.
Kayna Schatten hob ratlos die Schultern. »Merkwürdig ist alles«, gab sie zu. »Aber wir hatten oft Glück. Warum sollte es uns ausgerechnet jetzt im Stich lassen?«
»Glück!«, wiederholte der Akone leise und drehte sich so heftig um, dass er gegen die Schachtwand trieb. »Glück? Verdammt, Kayna, es ist das Gegenteil. Das ganze Schiff ist eine Falle!«
»Du spinnst!«
»Verrate mir eines: Wozu brauchen die Rundumkämpfer einen Antigravschacht? Hast du etwas von solchen Anlagen bemerkt, als sie uns an Bord brachten?«
Kayna erschrak für einen Augenblick. Unsicher sah sie sich um. »Das ist doch verrückt«, murmelte sie, aber es klang nicht mehr sonderlich überzeugt. »Das hier ist das Schiff, mit dem wir gekommen sind.«
»Vielleicht«, antwortete der Akone hart. »Aber vielleicht auch nicht. Schächte gibt es in allen Schiffen. Auch die Roboter können nicht durch Wände gehen. Aber sie brauchen keine gepolten Felder, um sich in vertikaler Richtung zu bewegen.«
»Dort müssen wir raus!« Kayna deutete auf eine Öffnung schräg über ihnen. Sie blickte zurück und sah die anderen, die ihnen folgten. »Warten wir ab, was geschieht«, fügte sie hinzu.
Simudden verzog das Gesicht. Abwarten – das mochte oft eine gute Alternative sein.
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