Silberband 110 - Armada der Orbiter
dessen Handeln. In engem Zusammenhang mit den UFOs stand das Thema Weltraumbeben, und die Beben verleiteten dazu, den Abzug der Loower nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Ein anderer Themenkomplex, dem wohl oder übel Vorrang eingeräumt werden musste, betraf den Mutanten Boyt Margor. Experten hatten mittlerweile die aus der Provcon-Faust übermittelten Bilder analysiert. Ihren Aussagen zufolge handelte es sich bei den abgebildeten Toten wirklich um Ronald Tekener und seine Frau Jennifer Thyron, und es bestand kein Zweifel daran, dass zum Zeitpunkt der Aufnahme kein Funken Leben mehr in ihren Körpern gewesen war. Eine Täuschung schien ausgeschlossen.
Julian Tifflor empfand tiefe Trauer und ohnmächtigen Zorn bei dem Gedanken, dass er durch Margor zwei seiner besten Freunde verloren hatte. Abgesehen davon hielt sich in ihm hartnäckig ein winziger Funke Hoffnung. Vielleicht war er auch nur unfähig, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass er Tekener und dessen Frau nicht wiedersehen würde.
Tifflor zuckte leicht zusammen, als Adams ihn verstohlen anstieß.
»Schon gut«, flüsterte der Erste Terraner. »Ich war einen Moment lang nicht ganz bei der Sache.«
»Das habe ich bemerkt«, erwiderte Adams ebenso leise.
Tifflor konzentrierte sich wieder auf das, was einer der Konferenzteilnehmer über die Weltraumbeben zu sagen hatte.
Neue Berechnungen lagen vor. Diagramme, die zum besseren Verständnis projiziert wurden, erweckten auf den ersten Blick den Eindruck, dass das Mondgehirn NATHAN und die Wissenschaftler das Problem endlich im Griff hatten. Aber je länger Tifflor zuhörte, desto enttäuschter reagierte er.
Die Erklärungen des Experten erschöpften sich im Grunde in Beschreibungen dessen, was der HORDANAAR, der Station Gamma-Zeta und mehreren anderen Raumschiffen widerfahren war. Da war von einem wellenförmigen Gravitationsimpuls die Rede, der sich kugelförmig ausbreitete – aber wo dessen Ursprung zu suchen war, blieb unbeantwortet.
Wir brauchen eine halbwegs sichere Methode der Früherkennung, überlegte Tifflor, während er eines der Diagramme taxierte. Wir müssen rechtzeitig erfahren, wo die nächsten Beben auftreten, damit die Bewohner gefährdeter Welten wenigstens gewarnt werden können.
Er sah erstaunt auf, als sich nach dem Vortrag über die Beben Sekkar Sunt von der GAVÖK zu Wort meldete. Der Akone wirkte aufgeregt und zufrieden zugleich, als hätte er eine gute Nachricht – und das, so dachte Tifflor sarkastisch, hatte Seltenheitswert in diesen Tagen.
»Ich kann Ihnen mitteilen, dass es endlich gelungen ist, den letzten Flibustiern das Handwerk zu legen«, eröffnete Sunt.
Der Erste Terraner lehnte sich zurück und musterte den Akonen verwundert. Er erinnerte sich, dass er schon vor Tagen das Gerücht vernommen hatte, der GAVÖK wäre ein Beutekommando der Piraten in die Falle gegangen.
»Wir hatten den Piraten eine Falle gestellt«, fuhr Sunt zufrieden fort. »Wir sorgten dafür, dass ihnen ein präpariertes 3-P-Veratron in die Hände fiel. Manipulierte Informationen, die dieses Gerät den Flibustiern lieferte, machten die gesamte Aktion überhaupt erst möglich.«
Sunt legte eine Kunstpause ein, und Tifflor lächelte flüchtig. Er verstand den Akonen nur zu gut. Die Idee, den Flibustiern eine Falle zu stellen, war alles andere als neu gewesen, nur hatte es früher nie geklappt. Dass die Piraten immer wieder entkommen waren, verdankten sie nicht zuletzt einem verräterischen Akonen, der sich diesem Haufen angeschlossen hatte.
Die Flibustier – verglichen mit den anderen Problemen waren sie ein geringes Übel. Aber es war gut zu wissen, dass die Milchstraße ohne sie ein klein wenig sicherer und humaner geworden war.
»Das Raumschiff der Piraten wurde zerstört, die Mehrzahl der Flibustier gefangen genommen«, redete Sunt weiter. »Wir fanden auch zwei ihrer Stützpunkte. Einen konnten wir ausheben, der zweite war bereits verlassen – es scheint, dass die dort lebenden Piraten gewarnt wurden. Die Sache ist allerdings etwas rätselhaft, denn auf dem Planeten Dennox III blieben vier kleine Raumschiffe zurück, darunter eine Space-Jet, mit der mehrere Piraten zuvor entkommen konnten.«
»Also befinden sich noch einige dieser Bande auf freiem Fuß«, murmelte Tifflor enttäuscht.
»Die Namen der flüchtigen Piraten sind uns bekannt. Die Fahndung läuft zur Stunde auf allen der GAVÖK assoziierten Welten an.«
Im großen Holo erschienen die Konterfeis von sieben Flibustiern.
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