Silberband 110 - Armada der Orbiter
Tobbon fluchte erbärmlich. »Wenn wir wieder frei sind, werden wir nichts mehr finden, was sich als Beute eignet. So ein Krieg wird alle Zivilisationen bettelarm machen.«
»Ist das deine einzige Sorge?«, wollte Pearl Simudden wissen. »Und überhaupt: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass man uns eines Tages freilassen wird!«
»Nicht freiwillig«, bemerkte Kayna Schatten. »Seht euch die Kombinationen der drei Orbiter an, die in der Mitte sitzen! Sie gleichen unseren, nur leuchten sie nicht froschgrün und haben keine gelben Markierungen. Bestimmt gibt es in der Stadt mehr Orbiter, die so gekleidet sind. Wir müssen also nur einen Tausch vornehmen, um nicht mehr aufzufallen.«
Josto ten Hemmings hüstelte. »Aber sicher, Kayna. Wir sprechen sieben Orbiter an und bitten sie, ihre Kombis gegen unsere zu tauschen.«
»Idiot!«, fauchte Kayna den Hochenergiewaffen-Ingenieur an. »Du mit deinem schnapsverseuchten Gehirn kannst schon lange nicht mehr logisch denken.«
Der Gleiter landete auf einem Platz zwischen gigantischen Hallen. Die kantigen Gebäudeblöcke ragten so hoch empor, dass kein Sonnenstrahl den Platz erreichte.
»Aussteigen!«, rief eine Tobbon-Type.
Die Orbiter standen auf und gingen ruhig nach draußen, gefolgt von ihren Gefangenen. Noch neun weitere Gleiter senkten sich auf die Piste herab. Ihre Passagiere stiegen ebenfalls aus und gingen auf die Hallen zu. Die Flibustier wurden von vierzehn Orbitern in eine der Hallen eskortiert.
Mildes gelbes Licht empfing sie. Ohne Zweifel war es eine imposante Rechenanlage, die etwa ein Zehntel des Hallenvolumens beanspruchte. Zahlreiche Galerien zogen sich an der Kontrollwand entlang, und überall arbeiteten Orbiter.
Aus dem Hallenboden wucherte ein Labyrinth aus Apparaturen.
»Weitergehen!«, befahl einer der Orbiter.
»Wohin?«, wollte Tobbon wissen.
»Zum Chefwissenschaftler des Experimental-Labors.«
»Eine Lieferung neuer Versuchstiere trifft ein«, jammerte ten Hemmings sarkastisch.
Die Flibustier wurden zwischen den Laborapparaturen hindurchgeführt und standen eine halbe Stunde später in einem großen transparenten Hohlwürfel, dessen Innenraum von einem geschwungenen Kommandostand beherrscht wurde. Hinter den Kontrollen stand ein Ebenbild des Aras und blickte ihnen entgegen.
»Eine Treffner-Type als Chefwissenschaftler für Experimente!«, entfuhr es Kayna Schatten.
»Willkommen, Garbeschianer!«, sagte der falsche Galaktische Mediziner. »Mein Name ist Vataal.«
»Wann werdet ihr Orbiter endlich begreifen, dass wir keine Garbeschianer sind?«, erwiderte Markon Treffner, der Echte.
»Ihr leugnet also weiterhin«, stellte der Doppelgänger fest. »Dann werden wir eure Programmierung noch stärker beeindrucken müssen, damit sie endgültig zerbricht. Stellt euch neben mich!« Er trat in die Mitte des Hohlwürfels.
Simudden sah, dass der Chefwissenschaftler des Experimental-Labors in einem Kreis stand, der durch eine rot leuchtende Linie abgegrenzt wurde.
»Ich denke, wir sollen mit einem Transmitter befördert werden.« Der Akone trat ebenfalls in den Kreis. Seine Gefährten folgten ihm. Ihre Begleitmannschaft blieb jedoch außerhalb des Kreises.
Vataal lächelte. »Eure Gedanken an eine Flucht sind irreal. Dort, wohin wir gehen, gibt es keine Fluchtmöglichkeit.« Er hob seinen linken Arm an und tippte mit dem Zeigefinger der rechten Hand mehrmals auf sein Metallarmband.
Simudden sah Axe feixen. Das Faktotum blickte unverwandt auf Vataals linken Arm. Kein Zweifel, das Armband, das er an sich gebracht hatte, musste mit dem der Treffner-Type identisch sein.
Für einen Sekundenbruchteil verschwamm die Umgebung vor Simuddens Augen, wurde aber sofort wieder klar.
Die Umgebung hatte sich verändert. Sie alle standen nun auf einer Plattform hoch über dem Boden einer anderen, nicht viel kleineren Halle. Überrascht registrierte Simudden, dass die Hallenwand zu seiner Linken aus zahllosen torähnlichen Öffnungen glühte. Aus diesen »Mäulern« schwebten ununterbrochen Orbiter heraus und wurden von unsichtbaren Kraftfeldern auf dem Boden abgesetzt. Gleitbänder beförderten sie zur jenseitigen Hallenwand, wo sie in den geöffneten Hecks der trogförmigen Zubringerschiffe untertauchten.
Die Gleitbänder hielten an, als an den Schiffen blaugelbe Lichter aufflammten. Ohne zu murren, drängten die Orbiter sich enger zusammen, denn der Zustrom hörte nicht auf. Die Heckklappen der Schiffe schlossen sich. Lautlos verschwanden die Fahrzeuge
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