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Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke

Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke

Titel: Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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natürlich wusste er glänzend über die Verhältnisse im Großen Imperium Bescheid. Er hatte fantastische Bilddokumente aus dieser Zeit, Chroniken, wie sie jeweils für einen Imperator gesondert angefertigt wurden, und vieles mehr. Ich fürchte, dies ist genau der Zeitpunkt, an dem ich eingestehen muss, dass ich in gewisser Weise schuld bin an dem, was später geschah. Es wäre auch ohne mich so gekommen, aber angenehm ist mir die Sache nicht.«
    »Wir machen Ihnen keine Vorwürfe«, sagte Jennifer beruhigend.
    »Das hoffe ich. Sehen Sie, ich erwähnte schon, dass es auf Durgen besonders viele überaus traditionsbewusste Familien gibt. Die meisten kamen hierher, als noch der Robotregent über Arkon herrschte. Von manchen Familien heißt es gar, dass sie noch unter einem echten Imperator das Recht erwarben, sich auf Durgen anzusiedeln. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass in diesen Familien die Sehnsucht nach der glorreichen Vergangenheit lebendig blieb.«
    Ottarsk sah seine Gäste verlegen an und zog unbehaglich die Schultern hoch.
    »Es lässt sich nicht ändern«, sagte er. »Für Terraner und ähnliche Leute hat man in Durgen nicht viel übrig. Übrigens bin ich kein Anhänger solcher Ideen. Ich weiß seit Langem zu genau, dass das Leben im Großen Imperium nicht so idyllisch gewesen war, dass es sich lohnen würde, diese Zeit zurückzuwünschen. Weil mir das Streben meiner Nachbarn nach neuem arkonidischem Ruhm auf die Nerven ging, bat ich Kihnmynden, mir einige Unterlagen auszuleihen. Er wollte wissen, wozu ich das Material brauchte, und ich sagte es ihm. Das hätte ich besser nicht tun sollen. Er war wie elektrisiert und konnte es nicht lassen, nun selbst einige Träume zu zerstören. Man sollte so etwas nicht erst versuchen, denn es sei sinnlos. Aber wir waren damals beide zu verbohrt, das einzusehen.«
    »Was geschah?«, fragte Tekener ein wenig ungeduldig.
    »Nichts«, erwiderte Ottarsk gelassen. »Außer, dass eines Tages Kihnmyndens Schlauboje ausbrannte.«
    »Und das Archiv?«
    »Es existiert nicht mehr.«
    Tekener sah seine Frau an, und sie dachten wohl beide dasselbe: Wie blind und verbohrt mussten diese Narren von Durgen gewesen sein, dass sie aus Rache einen Schatz an Wissen vernichteten, den ein Mann sein ganzes Leben hindurch behütet und erweitert hatte.
    »Was geschah mit Kihnmynden?«, fragte Jennifer nach einer längeren Pause.
    »Er war am Boden zerstört. Ich hätte ihm gern geholfen, aber ich war zu feige dazu. Alle wussten, dass ich ihn unterstützt hatte, und wenn ich mich zu dem Zeitpunkt um Kihnmynden gekümmert hätte ... Ich bin nicht so wohlhabend, dass ich mir ein neues Haus leisten könnte. Kihnmynden stieß wilde Flüche gegen Gostabaar und alle Bewohner von Durgen aus. Danach lief er in den Wald. Niemand hat ihn wiedergesehen.«
    »Ist er tot?«
    Ottarsk nickte Tekener zu. »Das sollen wir wohl annehmen.«
    »Und die Tiere?«
    »Sie kamen zum ersten Mal ein halbes Jahr nach dem Brand und überfielen den alten Kolc. Er war Stadtmaurer zu der Zeit.«
    »Insekten?«
    »Anfangs hatten wir es mehr mit höher entwickelten Tieren zu tun. Die Insekten wurden erst vor einem Jahr so angriffslustig. Kolc starb übrigens an den Folgen des Überfalls, obwohl er gar nicht schwer verwundet war. Sein Herz wollte nicht mehr. Bevor er starb, bat er Kihnmyndens Geist um Verzeihung. Damit war das Gerücht geboren, das sich hartnäckig hält.«
    »Ein Geist«, murmelte Tekener amüsiert. »Was steckt wirklich dahinter?«
    Ottarsk schenkte schon wieder die Gläser voll. Sein Gesicht war bereits gerötet, seine Augen glänzten.
    Jennifer stieß ihren Mann an. »Wenn er so weitermacht, braucht er morgen einen Arzt«, flüsterte sie Tek zu. »Er trinkt entschieden zu viel.«
    Ottarsk hatte nichts mitbekommen. Er blickte in die Tiefe, wo sich Garten um Garten in geschwungenen Terrassen ausbreitete. Das Wasser des kleinen Sees schimmerte geheimnisvoll.
    »Ich glaube nicht an Geister«, erklärte Ottarsk mit schwerer Zunge. »Kihnmynden lebt da draußen und hetzt die Tiere gegen die Stadt. Er will uns alle töten. Und wissen Sie, was?« Er beugte sich weit vor und blickte Jennifer starr in die Augen. »Er wird es schaffen. Er wird uns umbringen, einen nach dem anderen. Sie sollten fortgehen, solange noch Zeit dazu ist.«
    »Wir werden darüber nachdenken«, versprach Jennifer freundlich, denn Ottarsk war zu betrunken, um einen Widerspruch hinnehmen zu können.
    Der Arzt lehnte sich zurück, ergriff

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