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Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke

Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke

Titel: Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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nur sechs Stiche im Gesicht abbekommen.
    Der Arzt, der sich der beiden schließlich annahm, war ein würdevoller alter Herr, dessen weißes Haar sich bereits stark gelichtet hatte.
    »Ja«, sagte er, während er die abgebrochenen Stacheln aus Jennifers Gesicht zog. »Es ist gefährlich geworden in unseren Wäldern.«
    »Seit wann geht das so?«, wollte Tekener wissen.
    »Seit zwei Jahren, ungefähr.«
    »Waren die Tiere vorher friedlicher?«
    »Denken Sie, dass wir sonst hier leben wollen? Durgen war immer ein herrlicher Planet. Die einzige wirklich große Gefahr sind die Wälder im Süden. Dort wachsen die Glaspflanzen. Wer sich zu lange zwischen diesen Gewächsen aufhält, der verliert unweigerlich den Verstand. Aber hier oben hatten wir niemals Probleme. So, das war der letzte Stachel, junge Frau. Würden Sie bitte die Augen schließen, damit ich die Salbe auftragen kann?«
    Jennifer gehorchte, und der Arzt fuhr fort: »Niemand weiß genau, was in die Tiere gefahren ist. Sie sind auch nicht alle gleich verrückt geworden. Diese Insekten, denen Sie begegnet sind, leben in unzähligen Schwärmen im Wald. Sie können neunundneunzig Stöcke öffnen und hineinsehen, ohne einmal gestochen zu werden, denn die Tiere sind überhaupt nicht aggressiv. Aber beim hundertsten Versuch haben Sie möglicherweise Pech. Es muss ein paar Dutzend Stöcke geben, die regelrecht Jagd auf uns machen. Sie wagen sich sogar bis in die Stadt. Vor einigen Tagen haben sie einen Mann umgebracht, der auf seiner Terrasse eingeschlafen war. Er war fürchterlich zerstochen.«
    Nachträglich überkam Tekener Furcht bei dem Gedanken, was Jennifer und ihm hätte zustoßen können.
    »Verhalten sich nur diese Insekten so merkwürdig?«, fragte er den Arzt.
    »Alle Tiere können gefährlich werden. Nur die in den Häusern gehalten werden, bleiben ruhig.«
    »Dann ist zumindest unwahrscheinlich, dass es sich um eine Seuche handelt.«
    Der Arzt ließ von Jennifers Gesicht ab und richtete sich langsam auf. »Es ist keine Seuche«, erklärte er mit seltsamer Betonung. »Dahinter steckt Kihnmyndens Geist!«
    Für einen Augenblick blieb es ganz still.
    »Hmm!«, machte Jennifer dann mit ihrer geschwollenen Zunge.
    »Oh, Verzeihung«, sagte der Arzt erschrocken. »Es geht sofort weiter. Sie werden in wenigen Minuten wieder sprechen können.«
    »Sagten Sie Kihnmyndens Geist?«, fragte Tekener ungläubig.
    »Sie haben gute Ohren, junger Mann. Das sagte ich in der Tat. So, nun komme ich zu Ihnen. Es wird wehtun, wenn ich die Stacheln entferne. Ja, Kihnmyndens Geist geht um, und davon wird mich niemand abbringen. Die ersten Angriffe durch die Tiere erfolgten, nachdem die Schlauboje in Flammen aufgegangen war.«
    »Was ist die Schlauboje?«
    »Kihnmyndens Haus. Er nannte es so.«
    »Es ist wirklich abgebrannt?«
    »Restlos. Brandstiftung. Aber der Täter wurde nie gefasst, was mich persönlich überhaupt nicht wundert. Sagen Sie mir eines: Sind das Lashat-Narben, die Sie im Gesicht haben?«
    »Ja.«
    »Fantastisch. Vor langer Zeit hörte ich von einem Mann, der solche Narben trägt. Es heißt, dass er der Einzige sei, der jemals diese Seuche überlebt hat. Sind Sie dieser Mann?«
    »Sie können doch Ihren Augen trauen, oder?«
    »Hm, und ich habe Sie ›Junger Mann‹ genannt. Nichts für ungut – wie heißen Sie noch gleich?«
    »Tekener.«
    Der Arzt war geradezu entzückt. Tek besann sich mühsam des Namens, der draußen auf einem Schild stand.
    »Können Sie uns mehr über Kihnmynden erzählen, Ottarsk?«, erkundigte er sich.
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung«, versicherte der Arzt vergnügt. »Sie werden bei mir wohnen und meine Gäste sein.«
    »Sie meinen es gut, aber wir können ebenso gut in einem Hotel wohnen.«
    Ottarsk lachte. »Sie sind zum ersten Mal auf Durgen, wie?«, stellte er fest, nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte. »Es gibt in Gostabaar nur ein Hotel, und das ist ein miserabler Laden. Sie werden dort nach Strich und Faden betrogen, und sauber geht es in diesem feinen Haus auch nicht gerade zu. Und wissen Sie, warum das so ist? Weil man auf Durgen nicht gern Fremde sieht. Wer diesen Planeten besucht, der muss entweder am Raumhafen wohnen, oder er hat persönliche Freunde, bei denen er sich einlädt. Touristen sind nicht willkommen, man macht es ihnen schwer, sich bei uns wohlzufühlen.«
     
    Ottarsk schien ein guter Arzt zu sein, denn Tekener und seine Frau fühlten sich schon am Abend um vieles wohler. Er war auch ein guter Gastgeber.

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