Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
ließen, auch wenn die Toten nur robotische Ebenbilder waren. Die Strafe würde hart ausfallen – er verstand darunter ein Todesurteil.
Daran war er keinesfalls interessiert. In der Mentalität jedes Flibustiers, die auch Simudden noch nicht völlig abgestreift hatte, lag es, wenigstens mit einem Knalleffekt zu sterben, wenn er schon nicht siegen konnte.
Pearl Simudden begnügte sich also damit, die Schwerkraftgeneratoren so zu manipulieren, dass sie nicht mehr auf Schaltbefehle der übergeordneten Zentralerechner ansprachen, sondern auf die Impulse von Transmitteraggregaten, die auf einen Nulltransport geschaltet waren. Die entsprechenden Manipulationen nahm er anschließend am Bordtransmitter der SIRKON-BAL vor. Das war nicht schwierig für ihn als erfahrenen Hyperphysiker mit dem Spezialgebiet Transmittertechnik.
Als er den Maschinensektor verließ, war er sicher, dass alles nach seinen Vorstellungen ablaufen würde. Er war so in Gedanken versunken, dass er in der Simudden-Type, die ihm auf dem Korridor begegnete, erst im letzten Moment Archetral erkannte, den Kommandanten der SIRKON-BAL.
Archetral ging an ihm vorbei, ohne irgendwie zu reagieren.
Gerade wollte Simudden in den Antigravlift steigen, da wurde ihm erst richtig bewusst, wie aufschlussreich es sein konnte, Archetral nachzuspionieren. Er kehrte um – und sah, dass auch der Kommandant umgekehrt war. Archetral öffnete soeben das Schott zum Maschinensektor und huschte hindurch.
Der Akone lächelte kalt. Am liebsten wäre er seinem Ebenbild gefolgt und hätte sich davon überzeugt, ob Archetral im Maschinensektor nach Vorbereitungen für einen Sabotageakt suchte. Aber das wäre zu einfach gewesen.
Nein, Simudden entschied sich, den Spieß umzudrehen und das Spiel der Orbiter auf seine Weise mitzuspielen. Er war sicher, dass er dabei um einige Nummern besser sein konnte als die Ebenbilder.
Er wartete, bis Archetral den Maschinensektor wieder verließ. Dann kehrte er noch einmal zurück, um zu prüfen, ob der Kommandant seine Vorbereitungen zunichtegemacht hatte.
Er fand alles so vor, wie er es hinterlassen hatte, konnte allerdings auch nicht erkennen, ob Archetral nach Manipulationen gesucht hatte. Wenn ja, dann war der Orbiter nicht weniger sorgfältig vorgegangen als Simudden ebenfalls.
»Noch ein Markon Treffner!«, rief Arzachena, als die Treffner-Type namens Zarcher die Hauptzentrale des GAVÖK-Schiffes betrat. »Jetzt haben wir gleich dreimal denselben Piraten an Bord!«
»Schweig!«, fuhr Archetral ihn an. »Sonst muss ich dich gewaltsam entfernen lassen!«
Zarcher blieb dicht vor dem Laren stehen und musterte ihn genau.
»Du hast behauptet, gegen die Horden von Garbesch zu kämpfen. Warum?«
»Weil sie mein Volk von seinem Ursprungsplaneten vertrieben haben. Wir müssen seitdem auf einer unwirtlichen Welt ein hartes Dasein fristen«, erklärte Hotrenor-Taak. »Ich bin der Anführer einer Befreiungsbewegung. Wir haben die Vertreibung der Garbeschianer von unserer Ursprungswelt als Ziel.«
»Die Garbeschianer haben dich gefangen genommen, um dich zu ihrem Hauptquartier auf dem Planeten Olymp zu bringen?«, fragte Zarcher weiter.
»Nicht die Garbeschianer«, antwortete der Lare. »Die Leute auf diesem Schiff sind Terraner und Mitglieder anderer, der GAVÖK angehörender Völker der Milchstraße. Sie haben mich allerdings entführt, denn sie wollen mit mir über eine Beteiligung an einem Geheimprojekt meines Volkes verhandeln.«
Zarcher lächelte verständnisvoll.
»Man hat dich betrogen, mein Freund. Die Leute auf diesem Schiff sind zweifelsfrei Garbeschianer. Sie täuschen dich, um dir Informationen über euer Geheimprojekt zu entlocken.«
»Wir sind keine Garbeschianer!«, zeterte Arzachena.
Archetral gab zwei anderen Orbitern einen Wink. Sie fesselten und knebelten den alten Prospektor.
Zarcher deutete auf den Laren. »Befreit ihn von seinen Fesseln! Und erzähle du mir, wie du heißt und woher du kommst!«
Während drei Orbiter ihn seiner Fesseln entledigten, redete der Lare.
»Mein Name ist Hotrenor-Taak. Ich gehöre zu einer alteingesessenen Zivilisation dieser Galaxis. Meine Heimat befindet sich in der Dunkelwolke Provcon-Faust. Wir wurden vor langer Zeit von den Garbeschianern überfallen.«
»Das betrifft alle alteingesessenen Zivilisationen dieser Galaxis«, erwiderte Zarcher. »Anscheinend hat das Signal uns mit sehr großer Verspätung erreicht, sonst hätten wir die Vertreibung verhindern
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